Theaterfreunde Münsterhausen begeistern bei der Premiere von „Zwoi harte Nüß“ am 11. Januar 2014
Auf der Bühne des Pfarrsaals hatten die Akteure „Zwoi harte Nüß“ zu knacken, doch im Zuschauerraum durften die Besucher bei der Premiere des gleichnamigen Stücks aus der Feder der Augsburger Autorin Ulla Kling beim Start der Theaterfreunde Münsterhausen in die diesjährige Spielsaison gut drei höchst vergnügliche Stunden erleben. Geschehen ist das Ganze am Fuße einer zauberhaften Bergkulisse, in der Regisseur Bernhard Atzkern seine schauspielernde Truppe auftreten ließ.
Viel Humor, aber auch „Tiefgang“
Und da das wie gewohnt vorwiegend von der schwäbischen Mundart geprägte Stück nicht nur die üblichen komödiantischen Züge trug, sondern auch ein nicht geringes Maß an „hintersinnigem Tiefgang“ vorzuweisen hatte, könnte unter dem Strich als Fazit stehen: eine Aufführung auf hohem Niveau, bei der aber auch nahezu unentwegt herzhaft gelacht werden darf und die hiesigen Mimen eine Schauspielkunst an den Tag legen, die weit über das hinausragt, was man eigentlich von einem Amateurensemble erwarten darf.
Zwei für eine?
Höchstes Lob gebührt Ina Müller in der wahrlich nicht einfachen Rolle der Magd Mirzl, einem bescheidenen Mädchen, das zunächst so gar nicht ins Schönheitsideal der Zeit zu passen scheint, sich dann aber nach und nach von einem mehr oder weniger ungepflegten und über riechenden Individuum zu einer jungen Dame mausert, die nicht nur von dem auf dem Bergbauernhof weilenden Poeten Siegfried Schreiberling (Andreas Simonis) inbrünstig umgarnt wird, sondern auch dem ungleich derberen Knecht Luisl (Konrad König) – wenngleich er es anfangs nicht zugeben mag – zu gefallen scheint.
Während der mit dem Fahrrad angekommene Dichter in Mirzl ein „Naturgeschöpf in seiner ursprünglichsten Form“ zu erkennen glaubt, tut sich der „zah´luckate“ Knecht weit schwerer, dem Mädchen seine Zuneigung zu bekunden. Nichtsdestotrotz hält er sich für überaus pfiffig und meint, dass es eben doch gut gewesen sei, „die vierte Klasse fünfmal gemacht“ zu haben. Der Poet indes brüstet sich, 20 Jahre Psychologie studiert zu haben und damit noch lange nicht fertig zu sein. Die Mirzl, so seine feste Überzeugung, könne „zu einem Meisterwerk geformt werden“.
Ein stets brisantes Geschehen
Neben den immer wieder auch nachdenklich stimmenden Sequenzen dominieren jede Menge „Action“, wie etwa ein mitternächtlicher Spuk oder eine deftige Schägerei, bei der sogar ein weiterer Zahn verloren geht, und natürlich auch knackige Sprüche, etwa wenn der Bauer (Willi Fendt) meint: „Dau könntsch aus dr Haut fahra ond neabana hocka“. Und stetig wird nicht nur die Bühne, sondern auch der übrige Pfarrsaal in den Ort des Geschehens einbezogen.
Glänzende Besetzung
Hervorragend besetzt auch die übrigen Rollen – die der „Kräuterzenz“ (Angelika Girsig), der Bäuerin (Karin Gumpinger), des Wachtmeisters Kraxlhuber (Johannes Stegmann), der Oberwachtmeisterin Kaiser (Christina Frey) und nicht zuletzt jene der plötzlich auftauchenden Eltern des Poeten: der höchst dominanten Brunhilde Schreiberling (Gabi Schiefele) und ihres untertänigen Gatten Isidor (Bernd Höß), der es erst nach und nach versteht, sich zu emanzipieren, um vom „Waschlappen“ zum „Mannsbild“ zu werden.
Natürlich mit „Happy End“
Und während die Magd Mirzl zusehends – um in den Worten des Dichters zu bleiben – dem „Weg zur Vollendung“ folgt und sich auch hinsichtlich ihres Status eine überraschende Wendung ergibt, „kontert“ nun sogar der Knecht mit Reimen wie „Oh Isidor, oh Isidor“ – aus dir tritt nun der Mann hervor“. Noch im Verlauf des dritten Aktes scheint das obligatorische „Happy End“ meilenweit entfernt. Aber keine Angst: natürlich stellt es sich nach einigem Hin und Her letztlich doch noch ein.
– Text und Bild: Günther Meindl
Infos zu den Theaterfreunden unter : www.theaterfreunde-muensterhausen.de und www.facebook.com/theaterfreunde