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Münsterhausen feierte seine 100-jährige Theatertradition

Wer 100 Jahre alt wird, hat allen Grund zum Feiern. In Münsterhausen war dies neulich der Fall, jedoch handelte es sich beim “Jubilar“ nicht etwa um einen Mitbürger oder einen Verein – nein: gefeiert wurde hier, genauer gesagt im Heim der örtlichen Musiker, eine nunmehr exakt 100-jährige Tradition, nachdem der Ortschronist Eugen Miller vorab eruiert hatte, dass just anno 1911 im Straßendorf an der Mindel erstmals nachweislich der Leidenschaft des Theaterspiels gehuldigt worden war. Und mit nur relativ kurzen Unterbrechungen standen in der Marktgemeinde seither die Mimen bis zum heutigen Tag auf jenen Brettern, die für sie ja bekanntlich „die Welt bedeuten“.
Verpackt wurde das Ganze von Seiten der im Jahre 2003 gegründeten Theaterfreunde Münsterhausen e.V. um ihren Vorsitzenden Erwin Haider in einen Kabarettabend mit Laudatio. Für letztere zeigte sich der schwäbische Laienspiel-“ Guru“ Nikolaus Maucher zuständig, für ersteres der “reigschmeckte Schwaub“ Marcus Neuweiler alias “ Alois Gscheidle“. Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer kleinen Besetzung der hiesigen Musikvereinigung, die mit schmissigen Weisen aufwartete. Geladen waren insbesondere aktuelle und – soweit sich das eben noch nachvollziehen ließ – natürlich auch alle früheren Theaterspieler.

Weit mehr als nur ein Hobby
Erwin Haider gab in seiner Begrüßung zu verstehen, dass die große Theatertradition hier über ein Jahrhundert hinweg gleich von mehreren Vereinen aufrechterhalten worden sei. Bewusst habe man sich stets auf das Laientheater festgelegt – mit dem Ziel, dass der Besucher Spaß haben und eben diesen Spaß auch den Akteuren anmerken solle. Zudem liege der Reiz hier stets im Dialekt, und damit erreiche man in Münsterhausen und Umgebung ein breites Publikum. Das Theaterspiel sei, so Haider, für den, der es ausübe, weit mehr als nur ein Hobby. Theater sei vielmehr eine Lebenskunst, die auch das reale Leben widerspiegle. Vielfach könne sich der Betrachter selbst im Stück wiederfinden. Und für den Mimen seien Teamgeist, aber auch Kritikfähigkeit unabdingbar.

Faszination Theater
Nach der audiovisuellen Präsentation einiger Bilder aus der Vergangenheit kam der 2. Bürgermeister Dr. Hermann Atzkern in seinem Grußwort auf die große Faszination des Theaterspiels zu sprechen. Heute gebe es hier etwas ganz Besonderes zu feiern, das 1911 mit den Darbietungen des örtlichen Gesangvereins begonnen habe, von mehreren Gruppierungen weitergeführt worden sei und schließlich in der Gründung der Theaterfreunde eine weitere wichtige Station erreicht habe. Von daher stehe heute auch kein einzelner Verein im Mittelpunkt, sondern die Rückschau auf ein rundes Jubiläum.
Ein Blick auf 1911
Dann durfte der Vorsitzende den Festredner ans Mikrofon bitten. Bei Nikolaus Maucher, so Haider, wisse man eine solche Laudatio in den besten Händen. Und das war sie denn auch. Humorvoll kam der frühere schwäbische Laienspielberater zunächst auf das Ausgangsjahr 1911 zu sprechen. Es sei dies die „gute alte Zeit“ gewesen, mit einem Deutschen Kaiser und einem Königreich Bayern. 47 Jahre alt sei im Durchschnitt der Mann, 51 die Frau geworden. Erstmals habe es vor 100 Jahren eine Rallye Monte Carlo gegeben, und die Maß Bier sei hierzulande zum Preis von 27 Pfennigen ausgeschenkt worden. Vor allem aber habe man am 6. Januar in Münsterhausen das Stück vom “ Weihnachtskarpfen“ aufgeführt.
Geschichte mit Geschichten
Danach ging Maucher näher auf die einzelnen Etappen der örtlichen Theatergeschichte ein. In Münsterhausen sei man „nicht ganz unschuldig“ daran, dass der schwäbische Dialekt verstärkt Einzug ins Geschehen erhalten und das Bayerische nach und nach verdrängt habe. Seit der Saison 1948/49 sei hier ununterbrochen gespielt worden – 57 Theaterstücke an der Zahl, dargeboten allein 44 Mal von Seiten des Musikvereins. In 100 Jahren wären somit im Mindelmarkt 65 Werke zustande gekommen. Jedoch bringe eine solch lange Geschichte natürlich immer auch Geschichten hervor. So hätten etwa 1985 die mitwirkenden Feuerwehrmänner während eines Stücks ausrücken müssen, um nach dem Einsatz das Theaterspiel wieder aufzunehmen. Und die Zuseher wären ganz einfach sitzengeblieben und hätten gewartet.
Hier habe man es in der Tat mit anspruchsvollem Amateurtheater zu tun, das über die Jahrzehnte hinweg in diversen Lokalitäten bis hin zum heutigen Domizil im Pfarrheim stattgefunden habe. Zu jeder Zeit seien in Münsterhausen „die rechten Leute am rechten Fleck“ gewesen – darunter 16 Regisseure und unzählige Akteure, mit Willi Fendt, der 30 Mal aktiv dabei war, als absolutem „Spitzenreiter“. In Theaterstunden sei das Ganze gar nicht mehr umzurechnen. Abschließend wünschte der Laudator den Schauspielern zur ruhmreichen Vergangenheit eine ebensolche Zukunft.

Schwäbisch-cleveres Kabarett
Der zweite Teil des Abends gehörte nach der Pause, während der die Gäste bestens bewirtet wurden, dem schwäbisch-cleveren, hintersinnigen Kabarettisten „Alois Gscheidle“, der ein rund einstündiges „Feuerwerk“ an Situationskomik zündete und dabei auch sein Verwandlungstalent unter Beweis stellen durfte. Mit treffsicheren, pointierten Gags sorgte der Künstler aus dem „Nachbarland“ Baden-Württemberg durchgängig dafür, dass beim Publikum kein Auge trocken blieb. Geschickt bezog jener, der auch so ist, wie er heißt, die Anwesenden – ob nun als Hausmeister oder in Person des “Gscheidle“ – immer wieder aufs neue in sein Spiel mit ein.
Es ist durchaus keine einfache Rolle, die sich Marcus Neuweiler mit seiner Interpretation von Kabarett da ausgesucht hat, weiß er doch nie, wie die von ihm Einbezogenen reagieren. Zwei geforderte Zugaben, die dann natürlich auch bereitwillig gewährt wurden, belegten deutlich, wie gut der “ Gscheidle“ in Münsterhausen angekommen ist. Und ehe Erwin Haider den offiziellen Teil beenden und die Gäste mit dem Hinweis, dass die Premiere des neuen Stücks “ Die Schönheitsfarm“ am 14. Januar ansteht, zum weiteren Verweilen im Musikerheim einladen durfte, verriet “ Alois Gscheidle“ seinem Publikum noch die Steigerungsform von „Ich liebe dich“, die da lautet: “ Du hausch ´s guat, Du hausch mi“.

Bildunterschriften:
Erwin Haider, 1. Vorsitzender der Theaterfreunde führte durch den Abend
Nikolaus Maucher hielt die Laudatio auf 100 Jahre Theaterspiel in Münsterhausen.
Der Kabarettist “ Alois Gscheidle“ (links) bezog auch die Besucher immer wieder mit ins Geschehen ein.

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