Literaturrätsel im Juni: Bahnhöfe
Bahnhöfe sind Orte des Abschieds und des Wiedersehens. Dort erwacht das Fernweh, aber auch das Heimweh. Irgendwo habe ich den Satz gefunden: "Bahnhöfe sind im wirklichen Leben wie in Romanen und Filmen markante Schauplätze großer und kleiner Schicksale".
Aus welchen Romanen stammen die folgenden Textstellen?
A. Am Ende desselben blieb sie stehen. Damen und Kinder, welche einen bebrillten Herrn begrüßten und laut lachten und sprachen, verstummten bei ihrem Anblick, als sie neben ihnen angelangt war. Sie beschleunigte ihren Schritt und entfernte sich von ihnen nach dem Rande des Bahnsteigs hin. Ein Güterzug kam heran. Der Perron erbebte und ihr schien es, als ob sie wieder fahre. Plötzlich aber, indem ihr die Zermalmung jenes Menschen am Tage ihrer ersten Begegnung mit Wronskij einfiel, erkannte sie, was sie zu tun hatte. Schnellen leichten Schrittes stieg sie die Stufen hinab, welche zu den Schienen führten und blieb neben dem dicht an ihr vorüberfahrenden Train stehen. Sie schaute unter die Waggons, auf die Schrauben und Ketten, auf die großen, gusseisernen Räder des langsam rollenden, ersten Waggons und suchte mit dem Augenmaß den Mittelpunkt zwischen den Vorder- und Hinterrädern, sowie den Augenblick zu bestimmen, in welchem sich dieser Mittelpunkt vor ihr befinden würde.
B. "Weißt du, Piri", sagte ich, Manchmal kommt mir das vor, wie wenn ich als Kind Eisenbahn gespielt habe. Ich zieh' da an so einer Kette ...!" "Nicht zieh du, um Gottes Willen! Es macht Sígnal hinunter für Ausfahrt, und Zug, was will abfahren, haltet noch einmal!" "Was für eine Macht wir beide haben, was? Wir ziehen da - und ein paar hundert Leute dürfen nicht mehr aus Kutasipuszta fort!"
C. Eine scharlachrote Dampflok stand an einem Bahnsteig bereit, die Waggons voller Menschen. Auf einem Schildüber der Lok stand Hogwarts -Express, 11 Uhr. H. warf einen Blick über die Schulter und sah an der Stelle, wo der Fahrkartenschalter gestanden hatte, ein schmiedeeisernes Tor und darauf die Worte Gleis neundreiviertel. Er hatte es geschafft.
D. Auf dem Bahnsteig warteten viele Menschen. Neben einer Säule waren mehrere armselige Gepäckstücke aufgestapelt. Ein geschlossener Koffer, zwei verschnürte Körbe, von denen einer mit einem roten und der andere mit einem verschossenen grünen Tuch bedeckt war. Eine Frau saß auf dem Koffer, sie hatte einen Säugling im Schoß, während ein zehnjähriges Mädchen in einem abgetragenen Kleidchen, das es jedoch vor Kälte schützte, auf einem der Körbe schlief, den Kopf an die Hüfte der Frau gelehnt. "Eine Übersiedelung?" dachte Herr Aghios. [...]
E. Später bummelte Siebrecht noch durch den Bahnhof, er wagte es heute schon, sein Gespann allein zu lassen. Es würde ganz nützlich sein, dem Gepäckträger Beese von seinen Erlebnissen mit Kiesow zu berichten. Aber er fand Beese nicht, der hatte wohl Spätdienst. Dafür stieß er in "Herren" auf eine ganze Versammlung von Rotmützen , unter ihnen auch auf den nicht rotbemützten Kalli Flau. Sie standen in eifrigem Getuschel um einen Herrn in Zivil.
1. Ich denke oft an Piroschka. Von Hugo Hartung
2. Ein Mann will nach oben. Von Hans Fallada
3. Anna Karenina. Von Leo Tolstoi
4. Harry Potter und der Stein der Weisen. Von Joanne K. Rowling
5. Kurze sentimentale Reise. Von Italo Svevo
Deine Lösung ist natürlich richtig, Sabine. Ja, es ist ein bisschen schade, dass hier kaum jemand mitmacht. Vielleicht trauen sich die Leute nicht.
Ich stelle die Rätsel auch noch in einem anderen Forum ein (http://www.giessener-zeitung.de/muecke/beitrag/807...). Da kam am gleichen Tag schon die richtige Lösung.
Danke für den Lindau-Tipp. Das gefällt mir. Habe es notiert.