Bezirkskrankenhaus Memmingen feiert seinen 20. Geburtstag
Memmingen Mit einem kurzweiligen zweistündigen Festakt hat das Bezirkskrankenhaus (BKH) Memmingen seinen 20. Geburtstag gefeiert. Etwa 150 geladene Gäste aus Nah und Fern erlebten eine würdige Festveranstaltung im prunkvollen Kreuzherrnsaal in der Memminger Innenstadt. Dabei zog sich eine Botschaft wie ein roter Faden durch den Vormittag: Das Modell, eine psychiatrische Klinik in ein Allgemeinkrankenhaus zu integrieren, sei vorbildhaft, betonten mehrere Redner. Das BKH ist räumlich in das Memminger Klinikum eingebunden. Es verfügt über zwei vollstationäre Stationen mit je 20 Betten und eine teilstationäre Abteilung (Tagesklinik) mit zwölf Plätzen. In der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit ihren knapp 90 Mitarbeitern werden jährlich etwa 4400 Patienten behandelt. Träger sind die Bezirkskliniken Schwaben.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken, erinnerte daran, dass es vor 1994 mit Ingolstadt in ganz Bayern nur eine Psychiatrie gab, die in ein Allgemeinkrankenhaus integriert war. Dann folgte Memmingen. „Die Eröffnung einer Außenstelle des BKH Kaufbeuren wurde hier nur möglich dank der Bereitschaft des Klinikums und der Stadt, unsere Klinik mit in ihr Haus aufzunehmen. Dafür vielen Dank. Das Modell hat sich gut bewährt“, stellte Reichert fest. Inzwischen sei das Modell in Donauwörth, in Kaufbeuren mit der Neurologie und bald in Kempten wiederholt worden. „So kann es uns als Bezirk gelingen, eine wohnortnahe psychiatrisch-medizinische Versorgung zu gewährleisten und dabei gleichzeitig wirtschaftlich effektiv zu arbeiten.“ Die Integration in das Klinikum, so der Bezirkstagspräsident, nehme den betroffenen Patienten die Angst vor einer Stigmatisierung.
Laut Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, ist das BKH Memmingen jene Klinik innerhalb des Gesundheitsunternehmens, die in der Relation betrachtet am meisten überbelegt ist: Im vollstationären Bereich liegt die Auslastung bei durchschnittlich 115 Prozent, in der Tagesklinik bei 125 Prozent. „Das zeigt, wie stark insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefordert sind.“ Düll lobte ihre große Einsatzbereitschaft, Flexibilität und Kreativität. Die Zahlen untermauerten das einhellige Votum von Unternehmensleitung, Krankenhausleitung und allen Beschäftigten, nach Abschluss der derzeitigen Sanierung und Erweiterung des Klinikums eine weitere, dann dritte psychiatrische Station zu erhalten. An die Adresse des Klinikumträgers gerichtet, betonte Düll: „Wir fühlen uns gut aufgehoben.“
Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger – zusammen mit Dr. Georg Simnacher einer der Gründungsväter – sprach all jenen, „die das alles in Gang gesetzt haben“, großes Lob aus. Professor Albrecht Pfeiffer, Ärztlicher Direktor des Klinikums, lobte wie Düll „die hervorragende Zusammenarbeit zugunsten unserer Patienten“. Er sage stets und bewusst, dass sich die Abteilung für Psychiatrie im Klinikum Memmingen befinde und nicht am Klinikum. „Es war damals eine sehr mutige Entscheidung und ein gewagtes Experiment. Heute lässt sich sagen: Es hat sich hervorragend bewährt.“ Professor Pfeiffer berichtete, dass ihn die Tatsache, dass es hier eine Psychiatrie gibt, mit dazu bewogen habe, vor 18 Jahren nach Memmingen zu wechseln. Als ausgesprochen eng bezeichnete er die Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Direktor des BKH, Dr. Andreas Küthmann: „Sie sind Teil unseres Ganzen. Sie sind einer von uns.“
Festredner der 20-Jahr-Feier des BKH Memmingen war Professor Dr. Giovanni Maio. Der 50-jährige Professor für Bioethik und Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg lobte jene, die das „Memminger Modell“ vor zwei Jahrzehnten auf den Weg gebracht hatten, als Visionäre. Die Integration einer psychiatrischen Klinik in ein Allgemeinkrankhaus könne die Kultur und das Bewusstsein verändern, „dass man nicht eine Krankheit behandelt, sondern kranke Menschen“, so Maio.
Küthmann und Pflegedirektor Bernhard Schuster traten am Schluss ans Mikrofon, um gemeinsam die Grundsätze in ihrer Klinik darzustellen. Das BKH solle möglichst offen sein, mit einem freien Zugang. Die Klinik sei klein, aber fein, ohne Spezialstationen. Es gebe flexible Behandlungssettings und keine starren Grenzen zwischen voll-, teilstationär und ambulant. „Für fühlen uns verantwortlich für die Region und alle, die dort wohnen“, sagte Küthmann. Während der gesamten Behandlung werde personenbezogen gearbeitet, ergänzte Schuster: Ein bestimmter Mitarbeiter sei während der gesamten Zeit für einen Patienten verantwortlich. „Die Patienten sind einfach nur dankbar“, zog der Pflegedirektor ein erfreuliches Fazit. Laut Küthmann beschreibt ein Zitat des ehemaligen Ärztlichen Direktors des Memminger Klinikums, Professor Peter Faul, das Verhältnis Klinikum/BKH am besten: „Aus einer Vernunftehe ist eine Liebesheirat geworden.“
Bürgerreporter:in:Georg Schalk aus Augsburg |
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