Sag niemals mehr nie

Zum ersten Mal jubelte nach einem Auswärtsspiel bei den Hurricanes die Marburger Mannschaft.
  • Zum ersten Mal jubelte nach einem Auswärtsspiel bei den Hurricanes die Marburger Mannschaft.
  • hochgeladen von Marcus Richter

Planet-Photo-DBBL: Avides Hurricanes Rotenburg/S. – BC Pharmaserv Marburg 65:80.

Noch nie bei den Hurricanes gewonnen? Diesen Satz können Marburgs Erstliga-Basketballerinnen aus ihrer Negativbilanz streichen. Das Engelchen hat Recht behalten. Die sechs Spiele andauernde Durststrecke des Pharmaserv-Teams in der Fremde ist vorbei.

Von der Papierform her sah der Ausflug zum seit neun Partien sieglosen Tabellenschlusslicht nach einem Spaziergang aus. Auch die ersten Minuten auf dem Linoleumboden in Scheeßel ließen die mehr als 30 mitgereisten BC-Anhänger auf einen ruhigen Samstagabend hoffen. Die Norddeutschen trafen nichts, Marburg griff fast jeden Rebound ab. Mit 23:6 lag das Pharmaserv-Team kurz vor Ende des ersten Viertels vorn.

Dann drehte D'Asia Chambers für die Hurricanes auf. Vor allem ihre 15 Zähler im zweiten Durchgang brachten die Gastgeberinnen zur Halbzeit bis auf 35:38 heran. Nach einem leichtfertig vergebenen Marburger Korbleger zog die Spielgemeinschaft beim 46:45 erstmals vorbei (25. Minute) und schaffte sich ein Sechs-Punkte-Polster (58:52, 29.). Svenja Greunke, Tonisha Baker und Katie Yohn glichen bis zur letzten Pause aus.

Wer sich auf einen spanndenden Schlussakt gefreut hatte, wurde enttäuscht. Die Lahnstädterinnen stellten mit elf Zählern in Folge die Zeichen frühzeitig auf Sieg. Näher als auf 63:69 (36.) kamen die Hurricanes nicht mehr heran. Die BC-Verteidigung stand nun wieder sicher, und im Rebound griffen Diana Voynova und Co beherzter zu. „Die Kraft für's letzte Viertel kam von Kira Barras Protein-Pancakes“, lobte Marburgs Topscorerin Svenja Greunke die Backkünste der Jüngsten im Team.

Derzeit freut man sich im Marburger Lager über Rang vier (11 Siege). Doch das Rennen um die vier Plätze, die in der ersten Playoff-Runde den Heimvorteil bieten, nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf: Am kommenden Wochenende kommt Herne (Fünfter, 10 Siege) nach Marburg, dann geht es nach Saarlouis (Dritter, 12), ehe am vorletzten Spieltag der neue Tabellenführer Wasserburg (16) seine Visitenkarte in der Gaßmann-Halle abgibt. Zum Abschluss der Hauptrunde reist der BC zu den Halle Lions, die noch Chancen zur Teilnahme an der Endrunde der besten acht haben.

Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Uns allen fällt eine Last von den Schultern, weil wir endlich wieder gezeigt haben, dass wir auch auswärts gewinnen können. Aber im zweiten Viertel sind wir nach Ballverlusten nicht schnell genug zurückgerannt. Da haben wir es nicht geschafft, die Intensität zu zeigen und uns mentale Fehler geleistet. Da habe ich geahnt, dass es nochmal eng werden könnte. Gegen Ende des dritten Viertels ist es uns gelungen, ein paar Dinge in unserer Verteidigung anzupassen, und dann hatten wir auch Glück, dass Katie Yohn kurz vor Ende des dritten Viertels den Dreier zum Ausgleich trifft. Da war auch die Körpersprache wieder da.“

Diana Voynova (Spielerin Marburg):
„Wir haben die ganze Woche drüber gesprochen, dass wir viel Energie ins Spiel bringen wollen. Das hat am Anfang geklappt. Dann haben wir leichte Punkte bekommen und der Gegner ist zurückgekommen. Anders als bei den anderen Auswärtsspielen, sind wir fokussiert geblieben, auch als das Publikum mitgegangen ist. Im letzten Viertel haben wir unsere Vorteile im Rebound genutzt und sind zu leichten Punkten gekommen. Es gab Höhen und Tiefen und am Ende ist es gut für uns ausgegangen, weil alle ihren Beitrag geleistet haben. Es ist gut, dass die schlechte Auswärtsserie beendet ist, über die alle gesprochen haben.“

Mahir Solo (Trainer Rotenburg/S.):
„Im zweiten und dritten Viertel haben wir besser als Team zusammengespielt als in den Spielen zuvor. Da haben wir defensiv und offensiv einen guten Kampf geliefert. Aber 20 gute Minuten reichen nicht. Unser Problem ist das Selbstvertrauen. Wenn wir, wie im ersten und letzten Viertel, die ersten Würfe verfehlen, der Gegner aber trifft, werden wir nervös. Im zweiten und dritten Viertel haben wir gleich getroffen und dann lief es.“

Fun Facts: Der 100. Auswärtssieg des BC in der Bundesliga-Hauptrunde verhindert einen neuen Vereinsnegativ-Rekord von sieben Auswärtsniederlagen in Folge (2014/15: 6). – Erster Auswärtssieg bei den Hurricanes überhaupt (zuvor 0-4). – Zum dritten Mal in Folge im ersten Viertel genau 23 Zähler erzielt. – Zum zweiten Mal in dieser Bundesliga-Saison in zwei Vierteln weniger als zehn Punkte zugelassen (Erstes: 8, Viertes: 7). Im Hinspiel waren es das Zweite und Dritte, je 7). – Trainer Unger hat nach 71 Bundesliga-Spielen wieder eine positive Bilanz (52-51, 29.09.2015: 17-16).

Fail Facts: Freiwurfquote 65 Prozent (15/23). Acht verworfene Freiwürfe sind die zweitmeisten in dieser Saison (9/18 am 13.11.2016 gegen Saarlouis). – In den beiden mittleren Vierteln zusammen 50 Punkte zugelassen (zum dritten Mal in zwei aufeinanderfolgenden Abschnitten in dieser Saison).

Statistik
Viertel: 8:23, 27:15, 23:20, 7:22.
Rotenburg/S.: Baden, Chambers 23 Punkte/1 Dreier (6 Rebounds), Friedrichs (n.e.), Mankertz 11/1, Pakulat 2, Rahn, Riebesell (n.e.), Schröder (n.e.), Southern 4, Young 14/4 (9 Reb., 4 Assists, 4 Steals), Zaplatova 11/1. Feldwurfquote 31 Prozent (16/61), Freiwq. 91 (20/22), Reb. 20 (def. 16), Turnovers 11, Assists 7, Steals 8, Blocks 1, Fouls 22.
Marburg: Baker 12/1, Barra, Bradley 3, Greunke 19/1 (8 Reb.), Köppl 1, Schaake 15/2, Wilke, Winterhoff, Voynova 19 (10 Reb.), Yohn 16/3. Feldwq. 47 (29/62), Freiwq. 65 (15/23), Reb. 37 (d. 28), TO 10, Ass. 7, St. 3, Bl. 1, F. 18.
Schiedsrichter: Bastian Bänsch, Sascha Gilbert. Zuschauer: 300.

Bürgerreporter:in:

Marcus Richter aus Marburg

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