Herne so viel geärgert wie es ging
1. Damen Basketball Bundesliga: Herner TC – BC Pharmaserv Marburg 66:54.
Zur ganz großen Überraschung hat es nicht gereicht. Was das Pharmaserv-Team da beim Tabellenzweiten ablieferte, war aber durchaus positiv überraschend. Mit dem 54:66 können die Marburgerinnen daher ganz gut leben.
Es gibt solche und solche Niederlagen. Schlecht gespielt, ganz knapp verloren, eine Packung kassiert: alles ärgerlich. Akzeptabel dagegen, was das BC-Team leistete: mit Personalnot beim Favoriten lange Zeit gut mitgehalten und dabei alles gegeben. Das honorierten auch die rund 30 mitgereisten BC-Fans. Sie unterstützen ihre Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute und verabschiedeten sie nach der Partie mit stehenden Ovationen.
Das hatten sich die Marburgerinnen auch verdient. Nur acht Spielerinnen konnte Trainer Patrick Unger ins Rennen schicken. Birte Thimm und Luana Rodefeld (beide Grippe) und Brittany Wilson (Kniebschwerden) waren nicht darunter. Laura Masek (Außenbandriss) und Tonisha Baker (Knie) stark angeschlagen. Der Rest – bis auf Finja Schaake und Julia Köppl – grippegeschwächt. Diese acht verausgabten sich während der 40 Minuten völlig. Wobei: Alissa Pierce knickte kurz vor dem Seitenwechsel um und konnte nur noch zuschauen.
„Wir wollten Herne so viel ärgern wie es geht. Das haben wir geschafft. Mehr war heute nicht möglich. Wir haben uns mehr als gut verkauft“, freute sich der BC-Übungsleiter. Herne erkannte die personelle Schwächung des Gegners und machte in der Verteidigung viel Druck. „Damit sind wir nicht klargekommen“, bekannte Unger. 14 Ballverluste allein vor dem Seitenwechsel waren einfach zu viel. Überdies spielten die Gastgeberinnen ihren Trumpf der tieferen Bank geschickt aus, wechselten fleißig durch. Auch wenn Spielmacherin Quenice Davis verletzt passen musste.
Unter den Körben spielte der Tabellenzweite seine Größenvorteile aus. Erst recht, als zwei große BC-Akteurinnen (Koop, 20. Minute; Köppl, 24.) nach je vier Fouls lange pausierten. So mussten Finja Schaake (1,79 m) und Kim Winterhoff (1,76 m) als Centerinnen aushelfen und sich mit deutlich größeren Gegenspielerin herumschlagen. Erstaunlich: Marburg gewann am Ende sogar das Rebound-Duell (40:37). „Was uns an Körpergröße fehlte, haben wir durch Willen kompensiert. Aber wir haben vor allem in der ersten Halbzeit zu viele Offense-Rebounds zugelassen“, sagte Unger mit „einem lachenden und einem weinenden Auge.“
Nach Pierce-Aus dreht der BC auf
Nach der Anfangsoffensive der Hessinnen (9:3, 5. Minute) bekam der HTC die Partie in den Griff, hatte nach 13 Minuten doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie Marburg (28:14). Alles schien den befürchteten Gang zu nehmen. Nach den ganzen Krankmeldungen war man nämlich „ohne Erwartungen nach Herne gefahren“, sagte Patrick Unger nach der Partie. „Wir hatten nichts zu verlieren.“
Doch auch der nächste Rückschlag, das Ausscheiden von Pierce, konnte den Willen des Pharmaserv-Teams nicht brechen. Jetzt blühten die Lahnstädterinnen erst richtig auf. Bis zum Seitenwechsel schlichen sie sich heran (31:34), um in der 26. Minute sogar wieder die Führung zu übernehmen. Kim Winterhoff besorgte das 41:39. Bis zum 42:50 (32.) blieben die Gäste dran. Dann wurden langsam aber sicher die Beine schwer. Herne schien genau darauf gewartet zu haben. Mit feinem Fastbreak-Spiel machte das Team aus dem Ruhrpott den Deckel drauf (66:47, 38.). Taktgeberin: Teya Wright mit zehn Zählern allein im Schlussviertel.
Durch großen Einsatz gestalteten die Marburgerinnen das Ergebnis schließlich noch freundlicher und bekamen von ihrem Coach ein dickes Kompliment: „Die Mädels haben eine unheimlich gute Moral gezeigt. Jede hat für jede gekämpft. Das Team hat sich endlich gefunden“, freute sich Unger, der nach einer Niederlage selten so entspannt wirkte. Weniger entspannt zeigte sich dagegen eine nicht unerhebliche Anzahl an HTC-Fans, die jede missgückte Aktion von Lisa Koop an alter Wirkungsstätte mit hämischen Rufen begleitete. Hat das Herner Team gar nicht nötig! Das bleibt weiter Zweiter.
Der BC bestätigt Platz acht. Durch den Sieg der Rhein-Main Baskets bei NB Oberhausen jetzt allerdings nur noch zwei Siege vor einem Abstiegsplatz. Dies wird sich – so oder so – am kommenden Samstag ändern. Dann empfangen die Marburgerinnen den Tabellenelften aus Oberhausen (18 Uhr).
Fun Fact: Kim Winterhoff stand mit 19:12 Minuten in Herne länger auf dem Feld, als in allen bisherigen Saisonspielen zusammen (17:18 Min.). Dazu stellte die 19-Jährige mit vier Bundesliga-Zählern eine neue persönliche Bestmarke auf.
Fail Fact: 21 Ballverluste und zum zweiten Mal hintereinander 11 vergebene Freiwürfe (Saisonhöchstwert).
Statistik:
Viertel: 17:11, 17:20, 11:11, 21:12.
Herne: Amojo 10 Punkte/2 Dreier, Barnes 7 (8 Rebounds), Jankovic 2, Karic 2, Müller 10/2, Salomaa 4, Slavova-Naneva 7, van der Velde 2, Wright 22 (14 Reb., 4 Steals). Feldwürfe 40 Prozent (28/70), Freiw. 46 Prozent (6/13), Reb. 37 (def. 23), Turnovers 9, Assists 11, St. 13, Blocks 2, Fouls 22.
Marburg: Baker 8/1, Crowder 6/1, Köppl 7 (6 Reb.), Koop 8 (9 Reb.), Masek, Pierce 4, Schaake 17/2 (6 Reb.), Winterhoff 4. Feldw. 35 Prozent (17/48), Freiw. 59 Prozent (16/27), Reb. 40 (d. 28), TO 21, Ass. 5, St. 1, Bl. 2, Fo. 16.
SR: 500. Z: Grigisas-Elberfeld, Kaveh.
Bürgerreporter:in:Marcus Richter aus Marburg |
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