Dritter dank Schützenhilfe
Planet-Photo-DBBL: BC Pharmaserv Marburg – TSV 1880 Wasserburg 57:67.
Zum ersten Mal musste sich Marburgs Erstligist während dieser Spielzeit in eigener Halle geschlagen geben. Dennoch steht bereits vor dem letzten Spieltag fest, dass das Pharmaserv-Team von Platz drei aus in die Playoffs startet und dort im ersten Spiel am ersten April-Wochenende Heimrecht genießt. Die Verfolger Saarlouis und Herne verloren. Und noch etwas gab es zu feiern: Katie Yohn stellte ihren eigenen Team-Rekord aus dem Vorjahr ein.
Erste Minute, erster Dreierversuch der Gäste: Aliaksandra Tarasava donnert den Ball ans Brett, doch der plumpst durch die Reuse. Letzte Minute, letzter Dreierversuch der Heimmannschaft: Paige Bradleys Ball springt im Ring wie eine Flipperkugel mehrfach hin- und her, bevor er herausfällt. Sinnbildlich für das Spiel des Tabellendritten gegen den Spitzenreiter.
Doch nur Glück oder Pech entschieden die Partie nicht. Vielmehr nutzte der TSV Wasserburg im dritten Viertel eine historische Schwächephase des Pharmaserv-Teams aus. Das brachte in diesem Abschnitt kein Bein auf die Erde, erzielte nur einen Feldkorb und einen Freiwurf. Gegen den Verteidigungsdruck der Gäste fanden die Marburgerinnen kein Mittel. Beim 38:57 (32. Minute) war die Partie längst entschieden.
Die Hessinnen wollten sich jedoch der vor Saisonrekordkulisse nicht mit einem schlechten Eindruck in die Playoffs verabschieden. Beim 57:64 zwei Minuten vor Schluss und Ballbesitz schien die Wende möglich. Doch der Ball wollte nicht rein.
Woran sich die Marburgerinnen gerne erinnern werden: Die erste Halbzeit verlief fast ausgeglichen. Zwar hatten die Gäste meist einen leichten Vorteil (16:9, 28:18). Für Marburg gab's nur eine Führung (32:31 durch Julia Köppl). Doch besonders nach dem Zehn-Punkt-Rückstand zeigte das Pharmaserv-Team, was es bislang zu Hause so stark gemacht hat. Wie die Rebounds von Svenja Greunke. Und die Dreier von Katie Yohn. Die netzte drei Mal von jenseits der 6,75-Meter-Linie ein und schraubte ihre Saisonausbeute auf 62. So viele hat in einer Hauptrunde zuvor nur eine einzige Marburgerin geschafft: sie selbst im vergangenen Jahr. Und ein Spiel steht ja noch aus.
Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Im dritten Viertel haben wir nicht das umgesetzt, was wir wollten. Das war emotionslos. Nach der guten ersten Halbzeit haben wir wohl gedacht: Das läuft schon irgendwie. Das war wie in Saarlouis, das haben wir total verschlafen. Wasserburg war fokussiert und hat gut verteidigt. Wir haben nichts gesehen, auf das wir nicht vorbereitet gewesen wären, aber wir haben unsern Game-Plan nicht umgesetzt. Daraus müssen wir für die Playoffs lernen. Ich denke schon, dass wir Wasserburg schlagen können. Aber sie sind ein gutes und gut gecoachtes Team. Wenn du gegen die einmal nicht auf der Höhe bist, dann klingelt's. Wir haben defensiv viele Fehler gemacht und wir sind kein Team, dass darauf hoffen kann, dass es offensiv immer läuft. Es ist schön, dass wir durch die Ergebnisse vom Sonntag jetzt den dritten Platz sicher haben. Noch schöner wäre es gewesen, dies aus eigener Kraft zu schaffen. Wir werden trotzdem fokussiert nach Halle fahren. Ausgeruht wird nicht. Wir wollen dort einen Sieg holen und mit einem Erfolgserlebnis in die Playoffs starten.“
Finja Schaake (Spielerin Marburg):
„Es war nicht zu übersehen, dass das dritte Viertel unser Schwächstes war. Schade, dass wir nicht an die erste Halbzeit anknüpfen konnten. Wir müssen gucken, woran das lag, daran arbeiten und für's nächste Spiel verbessern. Wir waren gut auf Wasserburg vorbereitet. Unser Schwäche lag leider darin, dass wir im dritten Viertel nicht so viel gescort haben. Wir haben nur drei Punkte gemacht, damit kann man schwer ein Spiel gewinnen. Auch einfache Fehler haben wir gemacht. Dadurch ist Wasserburg immer wieder zu einfachen Punkten gekommen und das war letztendlich ausschlaggebend.“
Georg Eichler (Trainer Wasserburg):
„Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben über weite Strecken so verteidigt, wie wir uns das vorgestellt haben, auf einem hohen Level. Aber wir haben ein paar Aussetzter gehabt, vor allem in der Kommunikation. So kommt dann Katie Yohn zu freien Dreiern und bringt die Zuschauer wieder ins Spiel. Im dritten Viertel haben wir alles richtiggemacht. Im vierten wollten wir das Ergebnis verwalten und haben ängstlich gespielt. Ich hab nicht die Gefahr gesehen, dass wir noch verlieren könnten. Aber wenn wir die Meisterschaft und den Pokal holen wollen, dürfen wir uns nicht so lange Phasen erlauben, in denen wir nicht unsere Sachen machen. Es ist ein ganz großer Schritt Richtung Platz 1 vor den Playoffs und ich will im Halbfinale nicht gegen Marburg spielen. Daher werde ich meiner Mannschaft die ganze Woche über predigen, dass unser nächster Gegner, Chemnitz, nicht so schlecht ist, wie sie im Hinspiel aussahen.“
Fun Facts: Katie Yohn stellt mit 62 Dreiern in einer Hauptrunde ihren eigenen Team-Rekord aus dem Vorjahr ein (gleichzeitig DBBL-Rekord – zumindest seit 2008/2009, bis dahin liegen die Daten vor). – Zum vierten Mal in Folge die Rebounds gewonnen. – Marburg startet zum fünften Mal von Rang drei in die Playoffs; jedes Mal erreichte man das Halbfinale, zuletzt 2005, da wurde man am Ende Vierter, davor jeweils Dritter.
Fail Facts: Erste Heimniederlage der Saison im elften Spiel (nur in der Saison 2010/11 wurden alle Heimspiele in der Hauptrunde gewonnen). – 3 Punkte (im dritten Viertel) ist die niedrigste Ausbeute in einem Viertel zu Hause seit dem Wiederaufstieg 1992 (auswärts: 2 am 06.12.2008 in Oberhausen). – Zum vierten Mal in Folge sieben oder mehr Freiwürfe verworfen (7) und zum dritten Mal in dieser Saison eine Quote unter 60 Prozent (58,8). – 57 ist die geringste Punkteausbeute zu Hause seit dem 01.04.2016 (56:67 gegen Keltern, Playoffs), und in der Hauptrunde seit 13.02.2016 (56:65 gegen Chemnitz). – 21 Feldtreffer ist die niedrigste Ausbeute dieser Saison zu Hause, noch weniger (18) gab's nur im Hinspiel in Wasserburg.
Statistik
Viertel: 13:16, 20:18, 3:19, 21:14.
Marburg: Baker 15 Punkte / 1 Dreier (4 Assists), Barra (n.e), Bradley 3/1, Greunke 5 (11 Rebounds, 3 Ass.), Köppl 2, Schaake 5, Voynova 10, Wilke 1, Winterhoff, Yohn 16/3. Feldwurfquote 38 Prozent (21/55), Freiwq. 59 (10/17), Reb. 35 (def. 26), Turnovers 18, Ass. 11, Steals 5, Fouls 18.
Wasserburg: Deura 10/2, Fikiel 2, Fontaine 4, Lucet 10/1 (6 Reb.), Peddy 13/2 (6 Reb., 3 St.), Tarasava 16/4, Thoresen 1, Tobin 11 (9 Reb.), Worms (n.e.). Feldwq. 40 (23/57), Freiwq. 67 (12/18), Reb. 30 (d. 24), TO 14, Ass. 14, St. 5, Blocks 2, F. 17.
SR: Alexander Freiwald, Kerstin Kammann; Zuschauer: 800.
Spielplan für die Playoffs:
In den ungeraden Spielen hat die nach der Hauptrunde besser platzierte Mannschaft Heimrecht, Ausnahme: Duell um Bronze.
Viertelfinale (Best of Three / zwei Siege nötig):
Erster gegen Achter, Zweiter gegen Siebter, Marburg gegen Sechster, Vierter gegen Fünfter.
Spiel 1: 01. oder 02.04. (Sa./So.) – Heimspiel in Marburg
Spiel 2: Fr., 07.04.
Spiel 3: So., 09.04. (falls nötig: Heimspiel in Marburg)
Halbfinale (Best of Three):
Sieger (1–8) gegen Sieger (4–5), Sieger (2–7) gegen Sieger (Marburg – 6).
Spiel 1: 15./16./17.04. (Sa./So./Mo., Osterwochenende)
Spiel 2: Fr., 21.04.
Spiel 3: So., 23.04. (falls nötig)
Duell um die Bronze-Medaille (Addition):
Hinspiel: Fr., 28.04.
Rückspiel: So., 30.04.
Finale um die Meisterschaft (Best of Five / drei Siege nötig):
Spiel 1: Fr., 28.04.
Spiel 2: So., 30.04.
Spiel 3: Mi., 03.05.
Spiel 4: Fr., 05.05. (falls nötig)
Spiel 5: So., 07.05. (falls nötig)
Bürgerreporter:in:Marcus Richter aus Marburg |
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