Sei gewarnt, Deutschland! 

Bildquelle:  "Fulda stellt sich quer - gegen Rassismus" | Foto: Thomas Laschyk
6Bilder
  • Bildquelle: "Fulda stellt sich quer - gegen Rassismus"
  • Foto: Thomas Laschyk
  • hochgeladen von Karl-Heinz Töpfer

Die apokalyptisch anmutende Stürmung des Capitols in Washington war der skandalöse Tiefpunkt der Präsidentschaft von Donald Trump als amerikanischer Brandbeschleuniger. Doch trotz seiner Wahlniederlage geht von seiner Bewegung eine Gefahr aus. Trump gewann nicht nur die konservativen Wählstimmen, und die der vielen gläubigen Christen, er gewann auch treue und fanatische Anhänger. Menschen, die sich teilweise von der Gesellschaft abgehängt fühlen, eine Identität, ein Zugehörigkeitsgefühl suchen und die glauben, mit der Verwüstung des Parlaments das Ergebnis einer demokratischen Wahl, vielleicht sogar die Demokratie selbst hinwegzufegen. Auch Deutschland und Europa sollte daraus lernen.

Blicken wir nur auf die Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker und Schwurbler in Deutschland: Auch hier wächst die Zahl der Spinner, und ihre Ideologen treiben die Spaltung des Volkes weiter voran. Doch ich glaube noch nicht, dass es in Deutschland diese radikalen Auswüchse und diesen tiefen Spalt in der Gesellschaft bereits gibt. Das hat sicher unterschiedliche Gründe: Kurz formuliert, der Sozialstaat in der Bundesrepublik bietet den Menschen mehr Schutz, die Gesellschaft insgesamt ist progressiver, die Menschen in großen Teilen nicht so streng gläubig wie in den USA.

Dennoch könnte die Trump-Aera und der politische Erfolg des Präsidenten zur Blaupause für Populisten und Demokratieverächter auf der ganzen Welt werden. Und auch in der Bundesrepublik gibt es den Nährboden dafür: Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander, das Misstrauen in Medien wächst und speziell in strukturschwachen Regionen fühlen sich bedeutende Teile der Bevölkerung von der herrschenden Politik nicht mitgenommen. Eine vergleichbar gespaltene Medienlandschaft wie in den USA gibt es in Deutschland zwar nicht, aber auch bei uns sucht sich offenbar ein bestimmter Teil der Gesellschaft "alternative" Informationen mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt zusehends jenseits des traditionellen Medienangebots, dafür aber mit zweifelhaftem Erfolg. In der Bundesrepublik stimmten im Jahr 2020 bereits18 Prozent der Bevölkerung der Aussage zu: "Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen."

Die Notwendigkeit, gesellschaftliche Spaltung zu überwinden, gibt es demnach nicht nur in den USA. Zum Beispiel führte die Corona-Pandemie in Deutschland zu einer Bewegung, die in diversen Eigenschaften an den "Trumpismus" erinnert. "Querdenken" sieht die herrschende Politik und die etablierten Medien als Feind, gibt den Menschen eine Identität, den Glauben, für etwas Richtiges zu kämpfen.  Diese Bewegung legitimiert sogar rechtsradikale Gruppierungen in ihren Reihen, rückt sie damit weiter in die gesellschaftliche Mitte. Der versuchte Sturm auf das Reichstagsgebäude im August war zumindest die Vorstufe der Stürmung des Capitols in Washington, auch wenn er im Nachhinein von den Aktivisten erwartungsgemäß nur als ein "Sturm im Wasserglas" klein geredet wird.

Deshalb muss auch die Gesellschaft in Deutschland die Spaltung innerhalb der Bevölkerung bekämpfen, sonst droht, dass am Ende Politiker, wie Donald Trump, die die Wut und das Misstrauen für sich politisch nutzen. Der erste Schritt, um das zu verhindern, klingt leicht, ist aber vor allem in der Pandemie sehr schwer: Wir dürfen Wut nicht mit Wut begegnen, denn das lässt die Risse immer größer werden. Davon profitieren am Ende nur die Extremisten.

Ich mag ja falsch liegen, aber mir fällt in diesem Zusammenhang immer wieder der Name Steve Bannon ein, Trumps ehemals wichtigster Berater, der über dessen Schwiegersohn Jared Kushner möglicherweise immer noch die Strippen zieht. Zumindest hat er nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Weißen Haus rechtspopulistische Parteien in Europa u.a. auch die AfD zu Sondierungsgesprächen besucht. Deutschland darf nicht wegsehen!

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

77 folgen diesem Profil

12 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.