Das Land ohne Lächeln
Dieser Artikel erschien am 29.8.2020 auf Rubikon. Er ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er verbreitet und vervielfältigt werden.
Im Rubikon-Exklusivinterview bezeichnet Gregor Gysis Schwester Gabriele die rigiden Corona-Maßnahmen der Regierung als „kulturelle Katastrophe“.
von Roland Rottenfußer
Der Nachname kommt einem bekannt vor. Bruder und Vater der Schauspielerin Gabriele Gysi sind beziehungsweise waren Politiker. Wie „links“ ist jemand mit diesem Familienhintergrund? Ich kann hier gleich zur Beruhigung sagen: Gabriele Gysi befindet sich derzeit auf der Großdemonstration in Berlin. Den diversen Diffamierungsversuchen gegen die Protestbewegung aus den Reihen der Linkspartei folgt sie nicht. Eine humane und soziale Grundeinstellung zeichnet sie trotzdem oder gerade deshalb aus.
Auf kluge und eloquente Weise geht Gabriele Gysi mit der derzeitigen Corona-Hysterie ins Gericht, nennt sie „ein Infektionsgesetz, das im Grunde das Format hat von einem Ermächtigungsgesetz“. Sie beklagt das Fehlen einer fairen demokratischen Auseinandersetzung. Wenn jeder Diskurs kriminalisiert werde, könne Demokratie nicht stattfinden. Besonders betroffen zeigt sie sich, dass das kulturelle Leben im „heruntergefahrenen“ Deutschland versiegt.
„Das Auskippen jeder Kultur unter dem Vorwand des Virus ist eine Kriegserklärung an die menschliche Entwicklung. (…) Es ist letztlich ein Kulturkampf, der hier stattfindet.“ Als Frau vom Fach kritisiert Gabriele Gysi: Während man Schauspieler in ihrer Berufsausübung massiv behindert, entwickeln sich Politiker immer mehr zu Schauspielern. Social Distancing betrachtet sie als „etwas ganz Schreckliches“. Sie fürchtet: „Es wird ein Leben ohne Lächeln sein. Es wird ein Leben sein, in dem der Mensch dem Menschen entfremdet wird – unter dem Vorwand von Respekt.“ Respekt, Frau Gysi!
Bürgerreporter:in:Hajo Zeller aus Marburg |
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