Ich bin bekennender Wintermuffel !
Ja, das Foto, ein Winterfoto, ist wirklich schön.
Eine wunderschöne Winterlandschaft in der Sonne.
Aber trotzdem: Nein, ich mag den Winter wirklich nicht! Warum? Da gibt es viele Gründe. Es fängt schon morgens um 6 Uhr an. Der Wecker klingelt und ich erwache mit eiskalter Nasenspitze, da die Heizung nachts runterfährt. Ich scanne in Gedanken meinen Körper, ob ich nicht irgendetwas finde, was mich berechtigt, im warmen Bettchen zu bleiben, bin mir aber bewusst, dass das alles nur eine Verzögerungsstrategie ist. Ich komme nicht "drum rum"... ich muss raus. Und das Bibbern kann beginnen. Eine Runde durch die Wohnung, Heizkörper hochstellen. Ich ziehe die Jalousien hoch.... und schaue in tiefe Dunkelheit.... suche meine dicken Puschen, meine Füße sind kalt. In Gedanken versuche ich mich schon auf das schreckliche Erleben des Duschens einzustellen. Duschen im Winter ist eine Höchststrafe... brrrr. Nach dem Frühstück - ich beobachte hoffnungsvoll den Himmel, ob er mir nicht doch einen kleinen Lichtstrahl sendet - geht es ans Verpacken des Bodys, eine aufwendige Angelegenheit. Ich mag die tausend Schichten von Klamotten nicht, die einem irgendwie unbeweglich machen, mag auch nicht das ewige Suchen nach dem 2. Handschuh. Aus dem Haus laufe ich auf das vom Matsch und Salz völlig zugedreckte Auto zu. Dann kommt meine "Lieblingsbeschäftigung" : Scheibenkratzen. Die Finger sind trotz Handschuhen schnell taub, die Scheiben hinten schon wieder zugefroren, wenn ich vorne fertig bin und zu allem Übel läuft dann im Auto auch noch die Brille an und ich sehe nix mehr.
Schlecht gelaunt muss ich mir jetzt schnell überlegen, welchen Weg ich heute nehme. Aber eigentlich ist das auch egal, weil, egal wie ich mich entscheide... ich habe IMMER entweder einen Überängstlichen oder ein Auto mit Sommerreifen vor mir.
Nach der Arbeit dann noch schnell zum Einkaufen. Der Mann an der Käsetheke kann das Niesen leider nicht mehr unterdrücken. Ich habe auch etwas davon, da mich ein paar Tröpfchen treffen... ist das nicht schön? Das ist aber noch nicht die Krönung. Nett ist auch die Frau am Obststand, die erst herzhaft in die Hand hustet und dann mehrere Früchte auf ihre Festigkeit testet und wieder hinlegt... Nun ja, man soll da nicht so zimperlich sein und Erkältungskrankheiten gehören nunmal zum Winter.
Also ab nach Hause. Es dauert eine Weile, bis ich auf meinem Parkplatz bin, da der Schneepflug freundlicherweise die Massen direkt davor geparkt hat. Endlich angekommen suche ich dann doch das "Mützchen" für mein Auto, um mir am nächsten Morgen das Kratzen zu ersparen. Endlich habe ich es im Keller gefunden und mache mich auf den Weg zurück zum Auto. Leider habe ich die kleine Eisplatte direkt davor übersehen und so darf ich mal erleben, wie es ist, mit voller Wucht auf den Allerwertesten zu Knallen und mit den Beinen unterm Auto zu verschwinden. Mühseelig rappel ich mich wieder auf und fummel die Spangen vom Frostschutz-Mützchen an die Radkappen. Leider haben die Plastikhaken wohl den Sommer nicht so heil überstanden, denn "schnapp" flutscht ein Teil wieder raus und kracht mir ans rechte Auge. Man soll ja an allem etwas Positives finden können und so freue ich mich, das rechte Augen morgens nicht mehr schminken zu müssen. Nach erledigter Arbeit schleiche ich mich dann mit schlechtem Gewissen an meinem Vermieter vorbei, der schon eine ganze Weile heftig mit dem Schneeschieber kämpft. Auf der schönen weißen Treppe hinterlasse ich dann noch Pfützchen um Pfützchen und darf mich endlich wieder aus den Vielfachlagen von Klamotten pellen. Bei einer Tasse Tee träume ich dann von 25 Grad im Schatten, von Tageslicht bis spät abends und schon frühmorgens, von Grillpartys und von lockerer luftiger Kleidung....
Ok, ich bin ja kompromissbereit... mache hiermit den Vorschlag, den Winter auf
4 Wochen im Dezember zu reduzieren. Das muss reichen.
Nein, ich bin wirklich ein Wintermuffel!
Bürgerreporter:in:Angelika Fischer aus Marburg |
14 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.