Ein Hirschkäfer-Weibchen aus dem Stausebacher Wald erzählt ...
Ich, ein etwa acht Zentimeter großes Hirschkäfer-Weibchen, gehöre zu den seltensten Insekten im Wald, weshalb die naturverbundenen Menschen mich auch zum "Insekt des Jahres 2012" gewählt haben. In vielen Gegenden Deutschlands bin ich fast ausgestorben. Es gehört schon zu etwas Glück, mich im heimischen Wald zu beobachten.
Bisher lebte ich zurückgezogen, aber sehr zufrieden in einem alten, schon etwas vermoderten, aufgeschichteten Holzstapel im Stausebacher Wald "Im Espen". Dort fühlte ich mich wohl, umgarnt von zwei riesigen Hirschkäfer-Männchen, die sich im ständigen Kampf mit ihren mächtigen Geweihen um mich bemühten oder mir imponieren wollten.
Bis eines Tages ein Holzbauer das meterlange Brennholz auf seinen Wagen lud und mich noch verborgen im Holz in seinem Garten in Stausebach absetzte. Einige Zeit später entdeckte mich der Holzbauer und legte mich in einen alten Schuhkarton. Als Nahrungsaufnahme hatte er morsche, verpilzte Holzteile hinzugelegt und zeigte mich ganz stolz seinen Enkelkindern und Freunden.
Schließlich brachte er mich zurück in den Wald "Im Espe", wo er das Holz geholt hatte. Gerade richtig zur Paarungszeit. die bis Ende Juli andauert, dachte ich. Hier hatte ich Zeit, meine Eier in einen feuchtmorschen Eichen-Wurzelstock abzulegen, wo sie nach der Verpuppung als neue Käfer im Frühjahr an die Oberfläche kommen sollten.
Ein neuer Lebenszyklus beginnt dann. Ich selbst und die eindrucksvollen Männchen werden im ausgewachsenen Zustand nur vier bis acht Wochen alt. Ein kurzes, aber intensives Leben!
Dennoch stehen wir in dieser Zeit unter strengem Schutz. Bedroht wird unsere Insektenart, weil es immer weniger uralte Bäume gibt und es deshalb an morschem Holz - unserer Lebensader - mangelt. Mein Wunsch an alle Besucher im Wald: "Schützt unser kurzes Leben, sonst werden wir irgendwann ganz aussterben."
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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