Wie reich ist eigentlich superreich...
...und wer regiert die Welt?
Das Mantra der neoliberalen Marktgläubigen lautet „Privatisierung, Steuersenkung, Sozialstaatsabbau“. Der viel zu früh verstorbene Soziologe Hans Jürgen Krysmanski sagte bereits auf einem attac-Kongress im Jahre 2003: „Je mehr privatisiert wird, desto weniger Privatleute, das heißt, Leute, die über sich selbst verfügen, wird es geben. Die wenigen Privatleute aber, die übrig bleiben, die werden immer privater und sie werden immer reicher. Es sieht so aus, als würde ihnen bald die Welt gehören“.
Der Herrschaft der Reichen, der Plutokratie, sind wir inzwischen weltweit ein großes Stück näher gekommen. 42 Milliardäre besitzen ein Vermögen, das genauso groß ist, was das Vermögen der ärmeren Hälfte der Menschheit (Siehe hier). Die Zahl der Millionäre und Milliardäre steigt auch in Deutschland immer weiter. Und deren Anteil am Volksvermögen wächst beständig. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung verfügen inzwischen über zwei Drittel der Vermögen. Tendenz: Weiter steigend!
Plutokratie ist die "Privatisierung der Politik", ist "Politik als Privatangelegenheit" einer kleinen Gruppe von Superreichen und ihrer Netzwerke. Selbst Politikwissenschaftler und Ökonomen, die nicht als Anhänger sozialistischer Ideen verdächtigt werden können, sprechen inzwischen offen vom "verblassenden Mythos der Meritokratie" – also der Leistungsgesellschaft - und vom "Superreichtum als Gefahr für die Demokratie".
Was heißt das eigentlich reich oder gar superreich zu sein?
Um sich die Dimensionen des Reichtums des "Einen Prozent" vorzustellen, gebe ich in leicht veränderter Form das Statement von Hans Jürgen Krysmanski zur Eröffnung der Attac-Sommerakademie in Münster am 1.8.2003 wieder (Quelle). Es verdeutlicht, die irrwitzigen Dimensionen, die der Reichtum einer kleinen Elite erreicht hat. Und es verdeutlicht auch, weshalb die politischen Entscheidungen in unserer Republik inzwischen derartig "abgehoben" ausfallen.
Die wenigsten Menschen auf dieser Erde nennen auch nur auf ein Geldvermögen von eintausend Dollar ihr eigen, ein Banknotenbündel von etwa einem Zentimeter Höhe. Mit einhunderttausend Dollar, einem Geldstapel von etwa einem Meter Höhe, gehört man schon – im weltweiten Vergleich – zu den Wohlhabenden und mit einhundertachtzigtausend Dollar, ein Stapel von Mannshöhe, zu den Reichen.
Das Vermögen eines einfachen Dollarmillionärs – 1.000.000 Dollar – entspricht dann zehn Metern, der Höhe eines 3-stöckigen Hauses. Gewöhnliche Millionäre verfügen aber im allgemeinen über mehrere Millionen Euro: bei 3.000.000 sind das dann bereits 30 Meter– ein 9-stöckiges Gebäude. 10.000.000 Dollar ergeben 100 Meter, also ein Hochhaus mit 30 Stockwerken. Da steht ein wohlhabender Durchschnittsmensch mit seinen 180.000 Dollar schon staunend davor.
Ähnlich muss es unserem gewöhnlichen Multimillionär – mit 10 Millionen Dollar – gehen, wenn er auf einen "richtigen" Multimillionär, mit einem Vermögen von 100.000.000 Dollar stößt. Zu den „gewöhnlichen“ Multimillionären gehören heute die Eliten aus Politik, Wissenschaft, aus den freien Berufen, aus dem Schaugeschäft und dem Sport. Die stehen nun auf dem Dach ihres 30-stöckigen Kleinwolkenkratzers und blicken hinauf, wie der "richtige" Multimillionär mit seinem Privatflugzeug in 1000 Metern Höhe (denn das entspricht 100.000.000 Dollar) über die Stadt fliegt.
Oberhalb der Vermögen von 100 Millionen Dollar geht die Welt der Reichen allmählich, aber nur allmählich, in die Welt der Superreichen über. Mit 200.000.000 bis 300.000.000 Euro kann man bequem die Alpen überfliegen, mit 800.000.000 Euro den Himalaya – und braucht dann schon ein Sauerstoffgerät. Der einfache Milliardär schließlich fliegt in seinem Businessjet in einer Höhe von 10 km, wo die Welt da unten sehr klein aussieht und das 3-stöckige Haus unseres einfachen Millionärs nicht mehr richtig zu erkennen ist, geschweige denn ein einzelner Mensch (mit seinen 180 Tausend Euro.
In dieser Region aber – ab 1.000.000.000 Vermögen, 10 Kilometer hoch – wird es erst wirklich interessant. Die Zahl solcher Milliardäre beträgt weltweit etwa 3.000 Menschen. Diese kleine Gruppe verfügt über ein Vermögen, das größer ist als das Bruttosozialprodukt der unteren drei Fünftel aller Staaten.
Mit 3.000.000.000 Dollar Vermögen – 30 km – fliegt man im übrigen bereits in der Stratosphäre, mit 10.000.000.000 – entspricht 100 km – verlässt man die irdische Lufthülle und Warren Buffet (857 km), Bill Gates (947 km) und Jeff Bezos (1548 km) befinden sich bereits im Weltraum.
Und da sage mir einer, dass Milliardäre nicht in Versuchung sind, sich diesen Planeten vollständig anzueignen, „planetarisch“ zu denken – oder dass sie nicht die Mittel dafür hätten.
Macht mit: Holen wir uns die Demokratie zurück!
#Aufstehen: Die Sammlungsbewegung
www.aufstehen.de
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Wer sich die Grafiken anschaut, wird sehen, dass "normale Menschen" - selbst wenn sie ein kleines Vermögen besitzen - aus der Sicht des "Einen Prozent" schlicht nicht vorkommen. Und so sieht auch die Politik aus, wie nicht zuletzt die Studie der Bundesregierung "Systematisch verzerrte Entscheidungen? Die Responsivität der deutschen Politik von 1998 bis 2015" eindrucksvoll belegt.
Manche Zusammenhänge sind so simpel und banal, dass sie leicht übersehen werden. Louis Brandeis, einer der einflussreichsten Juristen der USA und von 1916 bis 1939 Richter am Obersten Gerichtshof, formulierte es so: "Wir müssen uns entscheiden: Wir können eine Demokratie haben oder konzentrierten Reichtum in den Händen weniger - aber nicht beides."
Siehe auch:
"Westliche Demokratie" ist hohl: Reichtum regiert von Paul Schreyer auf telepolis
"Die Angst der Eliten – Wer fürchtet die Demokratie?", Westend Verlag, von Paul Schreyer
"Hirten und Wölfe - Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen" von Hans-Jürgen Krysmanski
Liegt es wirklich nur an uns, Hans-Joachim, dass Du Schwierigkeiten mit der Vernunft hast?