Tatsächliche Arbeitslosigkeit im Monat August
Marburg, September 2013
Bundestagswahl: Abstimmung über gute Arbeit
Arbeitslosigkeit ist ein wirtschaftlicher Indikator dafür, wie gut oder wie schlecht es Menschen in einem Land geht. Daher haben – vor allem vor wichtigen Wahlen – Regierungen und sie tragende Koalitionen ein gesteigertes Interesse daran, die Zahlen ein wenig zu frisieren. Die schwarz/gelbe Bundesregierung, mit der von gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen völlig unbeleckten Kanzlerin an der Spitze, macht da keine Ausnahme.
Eine vorurteilsfreie Analyse der Situation am Arbeitsmarkt zeigt, die Arbeitslosigkeit stagniert auf relativ hohem Niveau und Millionen Menschen müssen im Niedriglohnsektor schuften. Die traurige arbeitsmarktpolitische Bilanz nach vier Jahren Schwarz-Gelb belegt eben kein „Jobwunder“ wie die Propagandisten in den Amtsstuben und den Redaktionen der Republik halluzinieren.
Kurswechsel in Arbeitsmarktpolitik notwendig
In der Förderpolitik wurde brutal gekürzt, Maßnahmen zur Einführung eines Mindestlohns und zur Eindämmung prekärer Beschäftigung verweigert. Für Arbeitnehmer ebenso wie für Erwerbslose ist die Fortsetzung dieser Politik eine Katastrophe. Die Bundestagswahl wird damit zur Volksabstimmung über gute Arbeit.
Die neuen Arbeitsmarktzahlen zeigen, wie dringend notwendig ein Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik ist: 41.000 registrierte Arbeitslose mehr als im Vorjahr, dazu etwa 900.000 Menschen, die arbeitslos sind, aber nicht in der offiziellen Statistik auftauchen, 1,3 Millionen Menschen, die ergänzend zum Lohn Hartz IV beziehen. Und die Zahl der Menschen mit einem Nebenjob steigt weiter. 2,64 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte betrifft dies inzwischen – ein Plus von 65.000 oder 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Sollte es nach der Wahl eine linke Mehrheit im Parlament geben, kommt die Probe aufs Exempel für die Wahlkampfparolen von SPD und Grünen. Denn DIE LINKE wird unverzüglich die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, der diesen Namen auch verdient, zur Abstimmung stellen. Schritte zur Eindämmung der Leiharbeit, Werkverträgen, Minijobs und befristeter Beschäftigung müssen folgen. Mit den Hartz-Gesetzen wurde den Billigjobs die Tür geöffnet. Es ist höchste Zeit, sie wieder zu schließen.
Neben der offiziell ausgewiesenen „Unterbeschäftigung, wie sie in den nachstehende Schaubildern dokumentiert wird, gibt es noch die sogenannte „Stille Reserve“. Das sind Menschen, die gerne arbeiten oder mehr arbeiten würden, aber in den Statistiken der Agentur für Arbeit aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr auftauchen. Das statistische Bundesamt geht in einer Studie für das Jahr 2010 von über 8 Millionen unterbeschäftigten Menschen in der Bundesrepublik aus.
Dunkle Wolken am Horizont
Die Bundesregierung - allen voran "Mutti" - behaupten: "Deutschland ist gut durch die Krise gekommen". Wer sich die relevanten Wirtschaftsdaten in den Grafiken anschaut, erkennt ganz leicht, wie er von seiner Regierung und den "Qualitätsmedien" veräppelt wird. Mit denselben Fundamentaldaten war Deutschland vor 10 Jahren noch der "kranke Mann Europas". Und heute kann Deutschland ökonomisch vor Kraft kaum laufen? Hier passt einiges nicht zusammen!
Quellen:
Die Grafiken zur wirtschaftsentwicklung stammen vom Wirtschaftsinformationsportal J. Jahnke. Für ganz kleines Geld erhält man sehr informative Wochenbriefe. Zudem kann auf ein reichhaltiges Archiv an Daten und Grafiken zugegriffen werden. Sehr empfehlenswert!
Zahlen Arbeitslose Bundesweit: Bundesagentur für Arbeit: Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland. Monatsbericht August 2013, Seite 66. Die dort aufgeführte Altersteilzeit sowie Gründungszuschüsse und sonstige geförderte Selbstständigkeit haben wir in der Tabelle nicht berücksichtigt. Die dort ebenfalls aufgeführten älteren Arbeitslosen, die aufgrund verschiedener rechtlicher Regelungen (§§ 428 SGB III, 65 Abs. 4 SGB II, 53a Abs. 2 SGB II u.a.) nicht als arbeitslos zählen, befinden sich in der Gruppe Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I oder ALG II.
Zahlen Landkreis Marburg-Biedenkopf: Arbeitsmarktreports nach Ländern, Kreisen und kreisfreien Städten, Regionaldirektionen und Agenturen für Arbeit - August 2013 - Marburg-Biedenkopf, Tabellenblatt Unterbeschäftigung
Zahlen „Arm trotz Arbeit“:
Erwerbstätige Arbeitslosengeld II-Bezieher, April 2013
Bundesagentur für Arbeit, Statistik
Tabellenblatt 3. Zeitreihe erwerbstätige Arbeitslosengeld II-Bezieher nach Art der Erwerbstätigkeit und Höhe des Bruttoeinkommens
Bürgerreporter:in:Hajo Zeller aus Marburg |
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