MORGENDLICHE BEGEGNUNG MIT AFRIKA

Als ich heute Morgen wie üblich meine Schwimmrunden am noch leeren Strand von Los Gigantes/Teneriffa drehte, sah ich vom Meer her ein ziemlich hohes Boot, das ich nicht kannte, auf mich zukommen. Gelbe Schwimmwesten leuchteten mir von weitem entgegen.
Und dann rauschte es an mir vorbei, durch die Brandung direkt auf den Strand. Heraus sprangen circa 60 Afrikaner. Alle schienen gut bei Kräften und das Cayuco (Boot) in gutem Zustand.

Kaum waren sie an Land gewatet, wurden sie auch schon von Polizisten in Uniform und Zivil umringt. In diesem Moment wurde mir klar, warum die Polizeiwagen bereits ein halbe Stunde zuvor mit Blaulicht aufgeregt durch den Ort gefahren waren. Man hatte das Cayuco also schon gesichtet, als es noch weit draußen auf dem Meer gewesen war.

Demonstrativ zogen die Polizisten weiße Mundmasken an, bevor sie sich den Afrikanern näherten, um sie zu zählen. Auf beiden Seiten wurde kein Wort gesprochen. Es herrschte gespenstische Stille. Kein Wasser wurde gereicht. Dann tauchten zwei Sanitäter auf, gingen durch das Häuflein Unglück, um Erste Hilfe zu leisten.

Inzwischen hatte ich das Wasser verlassen, mich abgetrocknet und näherte mich vorsichtig den Afrikanern, um mit Ihnen zu sprechen. Doch sofort wurde ich mit jovialem Schulterklopfen und dem Hinweis, dass diese Leute kein Spanisch sprechen, von einem Polizisten aufgehalten. Ich bedeutete ihm, dass ich Französisch und Englisch spreche und helfen könnte, was er strikt ablehnte.

Ich verließ den Strand, um meine Kamera zu holen. Sechs Polizeiautos und eine Ambulanz waren in der Zufahrt zum Strand geparkt. Am Eingang stand ein Polizist mit Motorrad und blockierte den Zugang.

Nachdem ich die Kamera geholt hatte, begab ich mich auf eine höher gelegene Straße, von der man auf den Strand hinab schauen kann. Hier standen schon einige Einheimische und schimpften auf die „Moros“(Mauren), die man mit dem Knüppel zurück ins Boot treiben sollte. Ich mischte mich nicht ein, denn die von Touristen als sanftmütig und freundlich beschriebenen Canarios können sehr unfreundlich bis gewalttätig werden, wie ich aus meiner 22-jährigen Inselerfahrung weiß. Also machte ich wie ein Tourist meine Fotos für „myheimat“ und verdrückte mich schweigend.

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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