IS zerstört Weltkulturerbe in Palmyra – alles schon einmal da gewesen
Wer schon einmal in Syrien war und jetzt erfährt, dass die IS-Eroberer ihnen nicht genehme Kulturstätten in die Luft sprengen, dem blutet das Herz. Gegen religiöse Fanatiker oder Eroberer im Rausch helfen keine Mittel.
Aber das war schon immer so - alles schon einmal da gewesen.
Kriegsgeschehen, d. h. Kämpfe in Bereichen mit kulturell wichtigen Bauten haben schon immer genug Zerstörungen angerichtet. Im 20. Jahrhundert kamen hinzu Bombardierungen gegen Feinde, die sich in Kulturstätten zurückgezogen hatten. Kämpferische Eroberungen und Rückeroberungen von Städten oder in Klöstern verschanzten Soldaten haben ohne Rücksicht auf den Wert der Gebäude und Einrichtungen unwiederbringliche Kulturgüter zerstört.
Ganz anders sieht es aus, wenn in eroberten Gebieten die neuen Machthaber daran gegangen sind, ihre Macht den unterdrückten Bewohnern zu zeigen, indem sie - völlig sinnlos und aus reiner Zerstörungswut - nicht genehme, verachtete oder geneidete Bauten zerstören und in die Luft sprengen.
Derzeit läuft dies in Syrien ab. Die Machthaber des IS zerstören aus Verachtung anderer Kulturen und in religiösem Wahn Bauten vom Rang „Weltkulturerbe“. Damit zeigen sie ihre Macht und zugleich genügen sie ihrem religiösen Eifer. Sie befinden sich damit – leider – in guter (schlechter) Gesellschaft.
Alexander der Große (356-323 v. Chr.)
Sein Geschichtsschreiber stellt in seinen Aufzeichnungen die Größe und Würde des Makedoniers dar. Er erhielt den Titel „Der Große“. Aber seine Taten sprechen nicht nur von Größe. Er hat Städte zerstören lassen, die Bewohner liquidiert. Und er hat die Kulturstätten seiner Gegner gnadenlos dem Erdboden gleichgemacht.
Beispiel Pasargardae: Alle Tempel zerstört, zurückgeblieben ist nur eine große Ebene, die nicht wieder bebaut wurde. In Persepolis sind wenigstens Reste übrig geblieben. In Pasargardae steht alleine das Grabmal von Kyros. Alexander hatte der Spruch auf dem Grabmal gefallen. Wenigstens eine zivilisatorische Regung Alexander des Großen an dieser Stelle.
Dschingis Khan (1155-1227)
Der Mongole Dschingis Khan eroberte ein Weltreich. Dabei zerstörte er nahezu sämtliche kulturellen Bauten der eroberten Gebiete. Allerdings ließ einer seiner Nachfolger oft an gleicher Stelle ebenso prächtige Bauten errichten. Beispielsweise ließ der Weltherrscher in Buchara nur einen einzigen Turm stehen. Die Nachfolger gliederten den Turm in die neue repräsentative Bebauung ein.
Die Spanier in Südamerika (Francisco Pizarro, 1475-1541)
Aus religiösen Gründen zerstörten die katholischen Spanier nicht nur maurische Stätten in Spanien, sondern vernichteten alle Inkabauten in Südamerika. Nachdem das Land erobert war, wurden die Kulturstätten vernichtet. Religiöser Wahn kannte keine Grenzen.
Französische Revolution (ab 1789, vor allem im Jahr 1793 in Paris)
Die Revolutionäre in Paris und danach in ganz Frankreich und unter Napoleon auch in den anderen besetzten Gebieten in Europa zerstörten bewusst nach den Siegen in Frankreich und Besetzungen in Europa sowohl kirchliche Einrichtungen als auch fremde Kulturstätten. Wie schon in Kriegen vorher, sei an dieser Stelle – aus deutscher Sicht – nur genannt die nachträglichen und völlig nutzlosen Sprengungen der meisten Burganlagen in den eroberten deutschen Reichsgebieten.
Mao Zedong (1893-1976)
Von den vielen Zerstörungen der chinesischen Kommunisten an fremdem Kulturgut sei an dieser Stelle nur der Kulturkampf angeführt. Vor allem tausende buddhistische Kulturdenkmäler wie Tempelanlagen, Bibliotheken und Museen wurden in dieser Zeit unwiederbringlich zerstört.
Dies ist nur eine kleine Auswahl von sinnlosen Zerstörungen, welche Machthaber in ihrem Wahn ausführen ließen. Die Auflistung ist unvollständig
Als Hinweis sei noch gestattet:
Zerstörung von Kulturgut ist die eine Seite. Viel schlimmer sind die Morde und Ausübung von Terror, wenn Macht zu Unmenschlichkeit verführt – und bejubelt wird.
Nur ein Zitat Maos, das auch den meisten oft noch heute hoch gelobten Diktatoren untergeschoben werden kann. Mao hatte auch in Europa seine Anhänger:
In einer Rede vor Parteiführern sagte Mao 1958: „Was ist so ungewöhnlich an dem Kaiser Shi Huangdi aus der Qin-Dynastie? Er hat nur 460 Gelehrte lebendig begraben, wir dagegen haben 46.000 Gelehrte lebendig begraben. Wir sind dem Kaiser … in Bezug auf die Unterdrückung konterrevolutionärer Gelehrter hundertfach voraus.“
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Gimbel aus Marburg |
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