Griechenland: Debakel der Demoskopen
Den News-Blog des Neuen Deutschland zu den Griechenlandwahlen einsehen.
Erste Rede von Alexis Tsipras nach der Wahl nachlesen.
Tsipras droht Wahl-Desaster (Focus)
Kopf-an-Kopf-Rennen in Athen (Tagesschau)
Parlamentswahl Griechenland: Knappes Ergebnis erwartet (t-online)
So oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen zu den heutigen Wahlen in Griechenland - bis zum Abend. Als die Prognosen zum Wahlausgang nach Schließung der Wahllokale veröffentlicht wurden, sahen alle Umfragen SYRIZA und Alexis Tsipras als Wahlsieger.
SYRIZA und Alexis Tsipras klare Wahlsieger
Diese Tatsache wollte den bundesdeutschen Redakteur_innen offensichtlich nicht in den Kopf. Und passte wohl auch nicht so richtig in das je eigene Weltbild. Eine gerupfte Linke, hei, welch ein Festschmaus wäre das. Blöd, dass die Meldungen aus Griechenland nun gar so anders lauteten. Was machten die Nachrichtenredaktionen daraus?
In den Sendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wurde weiter tapfer ein Kopf-an-Kopf-Rennen gemeldet. Erste Hochrechnungen sahen einen Vorsprung von 7 (!) Prozentpunkten von SYRIZA gegenüber der Neo Democratia (ND). Kopf-an-Kopf?
Die wichtigste Botschaft war dann, dass der Spitzenkandidat der ND seine Niederlage fair eingestanden habe. Wahlsieger SYRIZA und Alexis Tsipras wurden schwere Koalitionsverhandlungen vorhergesagt. Drei oder mehr Parteien seine wohl zur Regierungsbildung nötig. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die bisherige Koalition tuts auch.
Klaus Kleber stutzte den voraussichtlich neuen Regierungschef Tsipras schon einmal vorsorglich verbal herunter, indem er den Korrespondenten in Brüssel fragte, ob Tsipras wieder mit dem „Feilschen“ anfangen werde. Man merke: Bundesdeutsche verhandeln. Orientale – und Griechenland liegt ja halb im Orient – feilschen.
Auch die Abspaltung Laiki Enotita (Volkseinheit) hat SYRIZA offensichtlich nicht stark geschadet. Die frühere Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, die für die SYRIZA-Abspaltung ins Rennen gegangen war, hat mit Blick auf die geringe Wahlbeteiligung von einem „Sieg für jene“ gesprochen, „die die Menschen an der Seitenauslinie halten wollten“.
Der Chef der Volkseinheit, Pangiotis Lafazanis, sagte am Sonntagabend laut Neuem Deutschland, „ab Montag werde Griechenland »ein Memorandum-Armageddon« erleben“. Die Partei, wird wohl am Einzug ins Parlament scheitern. Seine Partei habe „eine Schlacht verloren aber nicht den Krieg“, so Lafazanis weiter.
Schön, dass sich die deutschen PR-Schleudern mal wieder selbst entlarven.
"Auch die Abspaltung Laiki Enotita (Volkseinheit) hat SYRIZA offensichtlich nicht stark geschadet. Die frühere Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, die für die SYRIZA-Abspaltung ins Rennen gegangen war, hat mit Blick auf die geringe Wahlbeteiligung von einem „Sieg für jene“ gesprochen, „die die Menschen an der Seitenauslinie halten wollten“."
Womit die gute Zoe m.e. auch gar nicht so verkehrt liegt.
Und m.e. auch gar nicht gut für Syriza, wenn die Laiki Enotita nicht ins Parlament einzieht. Denn Syriza braucht eine kritische Begleitung und parlamentarische Kontrolle im Interesse der Menschen.
Denn an ihren Taten sollt ihr sie messen, nicht an ihren Sonntagsreden.
Nun muss das unbedingt weiter auf den Strassen geschehen.
Mit Zoe Konstantopoulou verliert das Parlament zudem auch tragischerweise eine sehr kompetente und engagierte Juristin und Politikerin. Schade. Sehr schade das.
Dennoch Glückwunsch nach Griechenland, wenn gleich es wohl eher auch ein wenig eine Parteiverhinderungswahl war.
Und die niedrige Wahlbeteiligung spricht Bände.
Also Ball flach halten, unterstützen ja, aber nicht die Augen verschliessen, das hilft niemandem.