Frieren für die Freiheit? Oder: Wie Selbstgefälligkeit zur Hybris wird
Der Beitrag „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“ auf den NachDenkSeiten spricht mir aus der Seele. Der Autor Frank Blenz nimmt kein Blatt vor den Mund und liest den abgehobenen Politiker:innen ordentlich die Leviten. Den Beitrag
Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!
Hier einige Auszüge:
Was ist los mit denen „da oben“? Drehen die völlig am Rad? Und was ist los mit uns „hier unten“? Wir, die das Drehen am Rad mitmachen oder zu wenig aufstehen, erkennen und konstatieren wütend und ohnmächtig, dass Fakt ist, Ihr Faktenchecker hergehört, mitgelesen: Die Volksvertreter, Repräsentanten, die das Ruder in der Hand halten, vertreten die vielen Menschen, Volk genannt, nicht (mehr). Sie vertreten anderer Leute Interessen. Mächtige. Verbal wird gerade (wiedermal) aufgerüstet, dass man nur noch sprachlos ist:
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Ich kenne keinen Menschen in meinem Umfeld, welcher es Klasse findet, was gerade Leute in gehobenen Positionen in den letzten Tagen in die Mikrofone gesagt und in die Schreibblöcke der führenden Journalisten der führenden Massenmedien des Landes diktiert haben. Drei nur mal so zur Auswahl.
Im Tagesspiegel (Berlin):
Baerbock zur Ukraine-Krise: „Deutschland ist „bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“.“
Der Spiegel (Hamburg):
Christian Lindner sagt: „Wir müssen gemeinsam erkennen, dass es auch unser Beitrag zur Solidarität mit der Ukraine ist, negative Auswirkungen in Kauf zu nehmen.“
ARD-Sendung Maischberger (Mainz):
Joachim Gauck sieht hier auch die deutsche Bevölkerung in der Pflicht, Einbußen hinzunehmen. „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben“, sagte der frühere Bundespräsident.
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Schlimmer noch: Ihr könnt genau das sagen, was Ihr so sagt, und es tun. Was passiert, nutzt Euch und schadet uns. Ihr könnt die Menschen am Nasenring durch die Manege führen, Ihr könnt ohne Konsequenzen sagen, dass Ihr für alle sprecht, dass Ihr wisst, was Volkes Seele fühlt. Nein, Ihr wisst es nicht, was Phase ist. Oder schlimmer: Ihr wisst es. Doch ist es Euch egal. Ihr habt eine enorme Macht und Ihr wisst um Eure Abgehobenheit, die der Macher, der Entscheider, der Würdenträger, der Amtsträger, der Leute in der Kategorie „Oben“ in unserer Gesellschaft. Die vielen Menschen, sie sind für Euch nur eine große statistische Größe. Hauptsache, jeden Monat ist Euer Honorar, sind Eure Pfründe gesichert, gehört Ihr dazu.
Der Amtseid lautet aber, sobald Ihr die Hand hebt, um Euren Job anzutreten, als Minister, als Präsident:
„Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
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„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen!“ Der Satz wird Marie Antoinette in den Mund gelegt, der damals 34 Jahre jungen Königin von Frankreich. Sie feierte luxuriöse Feste in Versailles, während das Volk in Paris hungerte. Dieser Gegensatz führte zum Sturm auf die Bastille, zur Französischen Revolution. Der Satz steht dafür, wie Welten auseinanderfallen, wenn es genug ist.
Die Elite hatte keine Ahnung (mehr), wie die Gesellschaft außerhalb ihrer Schlösser aussah. Das Volk darbte, die Königin lebte im Prunk des Königshofs. Der Gegensatz war so groß, dass es krachte. Lang ist das her, ja? Und heute? Die Gefahr schwillt an, Reich und Arm triften weiter auseinander. Parallelgesellschaften sind zu sehen, hier die einen im Luxus-Ghetto, dort die anderen im sozialen Brennpunkt-Viertel. Statistik zu bemühen, ist leicht, im Internet kurz gesucht: „Die britische Hilfsorganisation Oxfam hat vor kurzem ihren Bericht vorgelegt, wie Reichtum weltweit verteilt ist. Das Ergebnis ist dramatisch: Die 85 reichsten Menschen besitzen so viel wie die arme Hälfte der Welt.“
Was für die Welt gilt, ist auch hier zu beobachten. Das Handeln dazu von den bisher genannten Persönlichkeiten steht im Widerspruch zum Amtseid, ist voller Empörung zu sagen. Dabei wäre es leicht, gut für ein Wir zu agieren. Es bräuchte nur einen politischen Willen. Beispiel? Den Mindestlohn zu erhöhen, die Mieten zu senken, dafür fehlt der Wille – also gibt es das nicht. Die Rüstungsausgaben – sogar aus einem Sondertopf (wo hat diesen der Herr Scholz nur auf ein Mal her?) – werden angehoben, die Zahl, von 100 Mrd. Euro ist in aller Munde, dafür ist der politische Wille da. Was ist politischer Wille? Der Wille der Herrschenden.
Bürgerreporter:in:Hajo Zeller aus Marburg |
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