Behörden zerstören Kriegsgräberfeld
Friedhofamt Marburg und RP Gießen zerstören Gräberfeld des ersten Weltkrieges.
Am 6. 8. 2007 brachte die „Oberhessische Presse“ einen Bericht über ein Workcamp des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge. 26 Jugendliche aus 9 europäischen Nationen – darunter Russen und Ukrainer – pflegten zwei Wochen lang das Kriegsgräberfeld des ersten Weltkrieges am Marburger Hauptfriedhof. Lieder und Gedichte wurden vorgetragen. In dem Bericht heißt es: „Die Abschluß-Gedenkveranstaltungen nahmen die beiden Bulgarinnen Gergana Hadzkimladenuwa (16) und Margarita Pavlovna (17) zum Anlaß, stellvertretend für die Kriegsopfer den zwanzigjährigen Gefallenen Hugo Pauli vorzustellen. „Wir wissen nicht viel über Hugo, doch er hat keine neuen Freundschaften schließen und das Leben genießen können wie wir. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich und mußte doch so früh sterben.“ Berichteten sie.“ Auf den Grabplatten waren jeweils die Geburts- und Sterbedaten und die Einheit des Gefallenen bemerkt.
Anfang 2017 stellte ich fest, daß auf dem Gräberfeld Bauarbeiten im Gange waren. Ich fragte beim Magistrat nach, was das sei. Es hieß, die alten, angeblich unleserlich gewordenen Grabplatten würden erneuert. Ich fand das zunächst erfreulich. Als ich dann aber sah, was dabei herausgekommen war, war ich maßlos entsetzt. Auf den neuen Platten waren jeweils vier Gräber zusammengefaßt. Jedes Grab nur bezeichnet mit z.B. „Herr Pauli gestorben 1918“, all die so wichtigen übrigen persönlichen Daten fehlten.
Am 31.3. 2017 bekam ich dann folgende Nachricht vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge:
Sehr geehrter Herr Rautenhaus,
"von unserem ehemaligen …. habe ich erfahren, dass die alten Sandsteinplatten von der von der Stadt Marburg / Frau Kempf beauftragten Marburger Firma zersägt und entsorgt wurden und damit samt Inschriften verloren sind. Frau Kempf beruft sich auf die vorherige Abstimmung und Beratung mit dem zuständigen Regierungspräsidium. Leider
wurde der Volksbund in dieser Angelegenheit nicht gehört, was ich bereits
beanstandet habe."
Wie sich herausstellte, waren die auf den Grabplatten eingravierten Daten nirgends gespeichert worden. In Zukunft wird also niemand mehr Hugo Paulis und der anderen dort Ruhenden gedenken können: Ihre Persönlichkeiten wurden vom Friedhofsamt „in Abstimmung und Beratung mit dem RP“ für immer gelöscht! Hugo Paulis und der anderen Gefallenen kann also nun niemand mehr gedenken!
In diesem Sommer bemerkte ich abermals Bauarbeiten auf dem Gräberfeld: Die Russengräber (siehe hier und hier) waren ausgegraben und die Gedenktafeln entfernt worden. Diesmal wandte ich mich an Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Er teilte mir mit, die Tafeln würden vom Friedhofsamt wegen Unleserlichkeit ersetzt. Ich erwiderte, daß diese keineswegs unleserlich seien, sondern nur aufgefrischt werden müßten und bat ihn, sich persönlich darum zu kümmern. Dies hat er offensichtlich auch getan und eine große Zahl der alten Grabplatten gerettet. Nur einige wenige wurden „erneuert“ und tragen jetzt Aufschriften wie „Herr NN gestorben 1918“, mehr nicht.
Herzlichen Dank an Oberbürgermeister Dr. Spies!
Jetzt, nach nur sieben Jahren, sind diese neuen Platten schon unleserlich geworden und müssen abermals ersetzt werden. Hätte man die alten Platten nur etwas aufgefrischt, so sähen sie aus wie die renovierten des Russenfriedhofs jetzt aussehen! Die auf dem Russenfriedhof noch vorhandenen Grabmale deutscher Soldaten wurde seltsamerweise nicht aufgefrischt. Man gewinnt insgesamt den Eindruck, daß beim Friedhofsamt Marburg und beim Regierungspräsidium Gießen „Antideutsche“ das Sagen haben!
Bürgerreporter:in:Heinrich Rautenhaus aus Marburg |
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