WELTREISE 2013 – TEIL 23: MACHU PICCHU
Um die Ruinenstadt Machu Picchu (2360 m) von Cusco aus zu erreichen, muss man sehr früh aufstehen, wenn man nur einen Tag zur Verfügung hat. Es gibt eine Bahnlinie von Cusco (3486 m) bergab bis zum Ort AGuas Calientes (2.090 m), der dreihundert Meter unterhalb der Ruinenstadt liegt. Die langsame Bahn benötigt für die Gesamtstrecke von knapp hundert Kilometern mehr als vier Stunden. Deshalb besteigen wir morgens um sechs Uhr den Bus vor unserem Hotel, und dieser bringt uns die halbe Strecke bis zur Bahnstation Ollantaytambo im Urubamba-Tal, sodass wir gut eine Stunde der Gesamtfahrtzeit einsparen.
Das Wetter ist leicht regnerisch, als wir in Ollantaytambo in die Schmalspurbahn (91cm) steigen. Ab hier gibt es keine Strasse, um Machu Picchu zu erreichen. Die Bahnstrecke führt ständig bergab auf dem rechten Ufer des immer enger werdenden Tals des wilden Urubamba-Flusses, der heute viel Wasser führt. Die Waggons sind sauber und komfortabel und die Aussicht ausreichend. Wir hoffen, dass der Regen nicht zunimmt und uns einer der häufigen Erdrutsche, die schon viele Menschenopfer forderten, erspart bleibt. Erst letzte Woche, so erfahren wir, musste die Bahnstrecke wegen einiger Erdrutsche gesperrt werden. Doch da müssen wir jetzt durch! Auf halber Strecke sehen wir den Beginn des Inka-Pfades, auf dem man in vier Tagen zu Fuß Machu Picchu erreichen kann.
Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Aquas Calientes (Machu Picchu Dorf). Man sagt, dass es hier fast dreihundert Tage im Jahr regnet. Schließlich ist dies die Gegend der Quellflüsse des riesigen Orinokos. Der Regen hat, von kurzen Aufheiterungen abgesehen, zugenommen. Ob die Bahnstrecke wohl am Nachmittag noch frei sein wird?
Und was wird passieren, wenn wir hier einige Nächte verbringen müssen? Unser Schiff kann nicht auf uns warten.
Wir bummeln durch den sehr touristisch ausgerichteten Ort, lassen die Souvenir-Läden links und rechts liegen und sehen eine Statue des Inka-Herrschers Pachacutec, bevor wir in einem der Kleinbusse die acht Kilometer lange Serpentinenstrasse hinauf zur Ruinenstadt fahren. Erinnerungen an unser Dorf auf Teneriffa, das auch nur über eine derart enge und kurvenreiche Piste erreichbar ist, werden wach.
Oben angekommen betreten wir das weitläufige Gelände der Ruinenstadt Machu Picchu (alter Gipfel). Bitte beachten: der hier nachstehend eingestellte Lageplan zeigt unseren Weg durch die Anlage. Wir erklimmen die Höhe bis zum Wachhaus (c), vor dem ein Opferstein liegt (b). Sodann steigen wir hinab und betreten durch das Stadttor die eigentliche Stadt. Zunächst sehen wir die Ruinen des Drei-Fenster-Tempels (k), des Haupttempels (l), die Sonnenuhr „Intihuatana“ (n) und gelangen zum Heiligen Felsen (p) am Hauptplatz. Inzwischen ist das Wetter besser geworden und die Wolkenlücken gestatten uns atemberaubende Ausblicke in tiefe Abgründe und auf den benachbarten Gipfel des Huayna Picchu, den man sogar besteigen kann. Doch darauf verzichten wir gerne.
Unser Rückweg führt uns durch das Fabrik- und Handwerker-Viertel (o, m) zum Königspalast (i), zum rituellen Brunnen (h), zum Königsgrab (f) und zum Sonnentempel (e). Überall sehen wir Arbeiter, die unentwegt Moos aus den Fugen zwischen den Steinen heraus kratzen. Auf Nachfrage erklärt mir einer der Arbeiter, dass die Fugen wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sehr schnell vermoosen und somit Nährboden für kleine Pflanzensprösslinge bieten, deren Wurzeln dann das Mauerwerk auseinander treiben und größeren Schaden anrichten. Deshalb gibt es diese ständige „Moos-Prophylaxe“.
Durch das Viertel der Adelshäuser (g) und die angrenzenden landwirtschaftlichen Terrassen gelangen wir schließlich nach einer anstrengenden dreistündigen Tour zurück zum Eingang. Zur Geschichte des Ortes und seiner Erforschung verweise ich hier auf den sorgfältigen und interessanten Bericht bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu
Ein spätes aber kräftigendes Mittagessen mit anschließender Pause lässt uns wieder auf die Beine kommen. Auch der Regen hat nach einer Mittagspause wieder eingesetzt. Ob die Bahnstrecke noch befahrbar ist? Sie ist es! Nachdem uns der Kleinbus hinab ins Dorf gebracht hat, besteigen wir den Zug zurück nach Ollantaytambo, wo unser Bus nach Cusco auf uns wartet. Die Fahrt durch den Hochnebel der Nacht zu unserem Hotel in Cusco endet fast in einem Desaster, weil unser unkonzentrierter Busfahrer anlässlich eines Ausweichmanövers beim Zurücksetzen fast über den Felsabsturz neben der Piste gefahren wäre. Lediglich das Panik-Geschrei der Passagiere auf den hinteren Plätzen rettet uns vor dem Absturz ins Bodenlose.
Am nächsten Morgen fliegen wir von Cusco zurück nach Callao/Lima, besteigen dort ein Flugzeug nach Quito, Ecuador und endlich die Maschine nach Guayaquil, wo unser Schiff auf uns wartet. Diese Reise dauert einen kompletten Tag, und wir müssen zwölf Mal sogenannte Sicherheitskontrollen passieren.
Als wir per Bus am Schiff ankommen, warten auf dem Kai martialisch bewaffnete Militärs auf uns. Unser gesamtes Gepäck wird in Reih und Glied aufgestellt (außer meinem Rucksack, den niemand sieht). Dann beschnüffeln drogensüchtige Hunde (mit vier Beinen) ergebnislos jedes einzelne Gepäckstück (außer meinem Rucksack) und wir dürfen endlich an Bord. Buenas noches, Ecuador!
Fortsetzung folgt.
Alle Fotos Hans-Rudolf König. Bearbeitete Karte von Machu Picchu: Creative Commons (Wikipedia)
Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/weltreise-...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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