VON VAMPIREN, ZOMBIES, SATELLITEN UND AUSSERIRDISCHEN

Teneriffa. Der hell strahlende Vollmond stand am wolkenlosen Nachthimmel von Los Gigantes direkt über der Venus im Westen. Das UFO kam genau aus der Richtung, aus der die nächtlichen Billigflüge aus Großbritannien mehr und mehr Touristen heran schaufeln und landete sanft und geräuschlos direkt neben mir auf der Dachterrasse. Meine Rotweinflasche zitterte nur leicht im sich herab senkenden Magnetfeld.

Aus der sich öffnenden Luke des gelandeten Objektes strömten stark waberndes Licht und außerirdische Klänge. Ein Schatten kam auf mich zu . Der völlig irdisch aussehende Mann Ende der Dreißig trug einen dunklen Anzug, einen schmalen Schlips und ein schwarze Haartolle mit viel Pomade, wie sie die Teddy-Boys der 50-er Jahre getragen hatten. Auffällig waren seine spitzen, blauen Wildlederschuhe und das schwarze Diplomatenköfferchen in seiner Hand. Mit einer freundlichen Geste forderte er mich wortlos auf, den alten Plattenspieler für Singles zu öffnen und einzuschalten, während er gleichzeitig sein Diplomatenköfferchen öffnete.

„Bevor ich mich 1967 am Todestag von Buddy Holly erschoss, habe ich meine größten Schätze eingesammelt und sicher gestellt. Wie Du weißt, war mein Kopf damals voller Vampire, Untoten, Wesen von anderen Sternen, Cowboys und Indianern, Werwölfen, Gespenstern, Satelliten und Raumschiffen. Als Medium und mit meinen Tarotkarten hatte ich Kontakt zu denen, die schon von uns gegangen waren und kannte all die Dinge, die im Zwielicht trübe wabern.“

Aus dem schwarzen Köfferchen entnahm er einen Stapel in völligem Neuzustand erhaltener Single-Platten mit Titeln wie: „Night of the Vampire“, „Lost Planet“, „Spooky Walks“, „Til the Following Night“, „Robot“, „Jungle Fever“, „I Hear a New World“, „Cha Cha on the Moon“, „Globetrotter“, „Moon Rocket“, „Dragonfly“, „Telstar“, „Life on Venus“ und legte sie nach und nach auf den sich drehenden Plattenteller.

„Diese Musik war tief in mir drin und drängte heraus. Ich produzierte sie bevor es den Synthesizer, Computer und Melodron gab. Durch Übersteuerung, Einblendungen, Komprimierung, Geräusche-Einspielungen, Verlangsamung und Beschleunigung der Aufnahmen erzielte ich Klänge, wie sie die Welt noch nie zuvor gehört hatte. Völlig neue Dimensionen taten sich auf, und meine Karriere als Englands ungewöhnlichster und kreativster Musikproduzent begann. Sänger und Gruppen standen Schlange vor meinem Studio in der 304 Holloway Road, London, um einen Vertrag mit mir zu machen. Ja, ich konnte es mir sogar leisten, die damals noch unbekannten Beatles abzuweisen, weil sie nur eine Repetiergruppe ohne eigene Ideen waren. Mein „Telstar“ ging als Nummer Eins um die Welt. Von ihm gibt es inzwischen 173 Neufassungen von anderen Künstlern. Insgesamt 25 Hits konnte ich in den englischen Top 40 landen.

Doch Anerkennung und finanzielle Erfolge blieben mir versagt. Man stempelte mich schnell zum ausgeflippten Homosexuellen, einem Bürgerschreck der extremsten Art. Sie nahmen mir jegliche Freude und Hoffnung und trieben mich in den Freitod. Nur wenige meiner Fans erinnern sich heute noch an mich – so wie Du. Und deshalb schenke ich Dir diese Original Pressungen meiner größten Erfolge, damit Du sie in deinem Freundes- und Bekanntenkreis zeigen und vorspielen kannst.
Natürlich weißt Du wer ich bin: Joe Meek!“

Sprach’s, verschwand im UFO und hob lautlos ab in Richtung Venus.

Mehr zu Joe Meek hier auf dieser von einem echten Fan sorgfältig gemachten Seite: http://www.joemeekpage.info/index.html
Hörprobe: http://www.youtube.com/watch?v=YuA-fqKCiAE&feature...

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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