"Vergessen, aber nicht verloren ..." - Neues Trachtenmuseum in Roßdorf
Rentnerdasein heißt, mit der neu gewonnenen Freizeit sich auch vergessenen, fast verlorengegangenen Dingen zuzuwenden. Endlich bietet sich die Möglichkeit, mit liebgewordenen Hobbys noch mehr zu befassen, sie zu archivieren und sogar in einem Museum der Nachwelt zu erhalten.
Ich kenne da einen rührigen Rentner, der sich ganz der Pflege und der Erhaltung der katholischen Marburger Tracht verschrieben hat. Jahrelang hat er diese Tradition in einem doch räumlich begrenzten Wohnhaus bewahrt. Mit einer gestellten Trachtenhochzeit in der Roßdorfer Kirche und einem sich anschließenden Brautzug durch das Dorf wurde dieser Traum endlich wahr. Das Trachtenmuseum wurde endlich eröffnet.
In einer genauen Reihenfolge, die die Mädchen und Frauen ein ganzes Leben vom Kind bis ins hohe Alter begleitete, zeigte sich eine bunte Trachtenvielfalt im Amöneburger Becken, die von Rot, Grün oder Blau bis zu Schwarz reichte. Dabei entwickelte sich mit dem "Offgesetz" (Brautkrone) höchste Entfaltung bei der Brauttracht bis hin zu den kleinen Bräuten mit farbenfrohem, reichbesticktem Kopfschmuck in Erstkommuniontrachten. Im späteren Leben ebbten die bunte Farben ab, und im Alter wurde fast nur noch Schwarz getragen.
Trachten sollten stets ein Zeichen der Heimatverbundenheit sein und eine ländliche Region in ihrer bäuerlichen und kirchlichen Form darstellen. Dieses Bewusstsein ist heute zwar ausgestorben, teils vergessen, aber durch ein solches Trachtenmuseum wie in Roßdorf wird es der Nachwelt sicher erhalten bleiben.