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TEIL 1: Ägypten - Im Land der Pharaonen

  • Die Anreise war abenteuerlich - etwas zu abenteuerlich.
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Teil 1: … und 'ne Buddel voll Rum

„Gefahr? Ich hab' keine Angst vor Gefahr. Hörst du mich, Gefahr? Ich lach dir ins Gesicht!“ (Simba in Der König der Löwen)

Genau das dachte ich auch anfangs, als wir im Shuttlebus saßen, der uns von Marsa Alam nach Luxor bringen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt verlief unsere Reise ohne besondere Vorkommnisse, abgesehen davon dass der Käse auf dem Laugenbaguette im Flugzeug noch tiefgefroren war. Was für ein erwähnenswertes Highlight, oder? Fünf Stunden Flug und dann noch einmal solange mit dem Bus quer durch die Wüste – für mich die längste Anreise zu einem Urlaubsort (oder besser gesagt Abenteuer) bisher. Aus den fünf Stunden Wüstenfahrt wurden allerdings sieben. Der Grund hierfür waren nicht nur die Straßen- und Lichtverhältnisse am späten Abend sondern auch unser „geliebter“ selbsternannter Alleinunterhalter den wir mal nennen: Captain Hook. (Er hatte keinen Haken – aber irgendwie erinnerte er mich an den Piraten aus der Captain Morgan Werbung) – und den Captain Morgan hatte er sogar dabei. Genauso wie den Wodka Gorbatschow und die piratenübliche Buddel voll Rum. So versuchten wir die beeindruckte Wüstenlandschaft, die untergehende Sonne und die vorbeischaukelnden „Wüstenschiffe“ zu beobachten und zu bestaunen – doch schon während der ersten halben Stunde zog die Duftwolke eines Gemisches aus all den oben genannten Spirituosen zu uns hinüber. Heimlich füllte sich Mr. Hook immer wieder den Alkohol in einen Plastikbecher, den er sich wohl selbst mitgebracht hatte. Fast wie auf einer WG-Party. Während wir uns darüber aufregten, dass der Herr wohl das „Skyshopping“ etwas zu ernst genommen hatte, durchfuhren wir den ersten „Checkpoint“. Mit Gewehren flankiert, umrundete die Polizei den Bus. Kurze Zeit später durften wir weiterfahren. Wir hatten schließlich keine unerlaubten Substanzen an Bord. Nein! Unser Reisebegleiter, ein jüngerer Ägypter mit der Gelassenheit und Geduld eines Elefanten, welcher im Übrigen ausgezeichnet Deutsch sprach, wies unseren Alkoholfetischisten mehrmals darauf hin, dass dieser in Ägypten strengstens verboten sei.

Eine weitere Stunde später torkelte Hook durch den engen Gang des Busses und wies die anderen Reisegäste in drei Sprachen darauf hin, dass sie eine – ich zitiere - „scheiß verdammte Billigreise“ (den russischen Akzent muss man sich dazu denken – Klischee erfüllt würde ich sagen!) gebucht hätten. Die Wüstenüberfahrt hätte nicht im Prospekt gestanden, versuchte sich seine Frau, Mrs. Hook, kurz für das Benehmen ihres Mannes zu rechtfertigen. Vermutlich hatte sie gedacht, dass das rote Meer und der Nil ein und dasselbe waren, flüsterte ein Mann hinter mir sarkastisch. Captain Hook hatte sich inzwischen wieder hingesetzt und erzählte und redete und lästerte für die nächste Stunde – ohne Unterbrechung in einer unaushaltbaren Lautstärke. Der Alkohol floss kontinuierlich weiter. Die anderen Reiseteilnehmer wurden minütlich ungeduldiger und genervter. Der zweite Polizeicheckpoint verlief ohne Probleme, obwohl unser Alkoholikerfreund unser Gefährt in eine Art Discobus verwandelt hatte – wobei Captain Hook der DJ war UND die tanzende Masse darstellte. Alle anderen wollten aber gerne schlafen. Mrs. Hook schmökerte weiterhin in ihrem Liebesroman. Oh, was muss das für eine Liebe sein? Ihr Mann konnte sich mittlerweile kaum noch normal ausdrücken und wurde aggressiv sobald andere Mitreisende ihn dazu aufforderten sich hinzusetzen und still zu sein. Unser Reisebegleiter, auch liebevoll „Maestro“ genannt von unserem Piratenfreund, verbrachte nun viel Zeit damit auf den eindeutig alkoholabhängigen Mann einzureden. Seine Frau fand das Verhalten ihres Mannes zwar peinlich – aber da es der „erste Urlaub seit 5 Jahren“ sei, würde sie ihn auf keinen Fall abbrechen. Der Entzug hätte sowieso keinen Sinn. Der nächste Polizeicheckpoint war schon in Sicht. Captain Hook konnte die Fahrerei nicht mehr ertragen und stieg aus dem Bus, obwohl ihm laut unserem Reiseleiter das Gefängnis drohte, sollte die Polizei merken (und ja, das würden sie merken!), dass er Alkohol getrunken hatte. Wie durch ein Wunder wurde er nicht abgeführt oder erschossen (es sah einen kurzen Moment wirklich so aus).

Inzwischen war es dunkel. Wir diskutierten darüber, wie es versicherungstechnisch aussehen würde, wenn wir Captain Hook in der Wüste aussetzten. Doch dann hatten wir die Sandlandschaften schon durchfahren und konnten einen ersten Eindruck von den ägyptischen Städten Esna und Luxor gewinnen. Während wir versuchten, so viel wie möglich in der Dunkelheit zu erspähen und zu fotografieren, lachte Hook über die „Männer in Kleidern“. Der Maestro drohte nun mehrmals an ihn von der Polizei abholen zu lassen. Selbst seine Engelsgeduld schien nach 6,5 Stunden aufgebraucht zu sein. Verständlicherweise.

Schlussendlich kamen wir erschöpft auf unserem Schiff an und unsere Reise konnte nun endlich richtig losgehen - also inklusive der Entspannung. Glücklicherweise landete Hook auf einem anderen Schiff. Vermutlich laß Mrs. Hook ihren Liebesroman fertig und vermutlich hatte Captain Hook am nächsten Tag einen ordentlichen Kater. Aber aus sicherer Quelle weiß ich eins: Bei der Ton- und Lichtshow im Karnak Tempel ein paar Tage später tanzte er auf den Säulen des historischen Bauwerks. Der Gott Amun-Re hat sich das hoffentlich nicht gefallen lassen und ihn mit einem Spezialfluch a là „Ab in die Entzugsanstalt“ belegt. Zumindest möchte man das hoffen.

„Gefahr? Ich hab' keine Angst vor Gefahr. Hörst du mich, Gefahr? Ich lach dir ins Gesicht!“ Naja, nach dieser abenteuerlichen und obendrein gefährlichen Hinreise lachte ich ihr nicht mehr ins Gesicht. Aber lächeln tat ich noch.

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Meine Reiseberichte beziehen sich hier auf ein wunderbares Angebot von Lidl Reisen: Nilkreuzfahrt und Baden in Marsa Alam. Preis-Leistungstechnisch unbedingt weiterzuempfehlen. Genaueres hierzu folgt aber in den weiteren Berichten.

  • Die Anreise war abenteuerlich - etwas zu abenteuerlich.
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  • Wüstenlandschaft irgendwo zwischen Marsa Alam und Esna.
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15 Kommentare

> "Absolut nicht. Aber man muss nicht im Minirock durch die Tempel springen und durch die Städte schlendern."

Sondern?
Irgendwas zwischen Burkha und Mini?
Und warum?

(Mit Tempel sind sicher die alten Ruinen gemeint?)

Unser Reiseleiter hat immer gesagt, dass wir anziehen können was wir möchten solange die Knie und die Ellbogen möglichst bedeckt sind. In einige der Tempel (nennt sich noch so - als Ruinen kann man manche davon gar nicht bezeichnen weil sie noch so super erhalten sind) wären wir sonst nicht hineingelassen worden. Und warum? Ganz einfach: Man wird tatsächlich respektvoller behandelt bzw. angeschaut z. b. auf den Basaren oder einfach so in der Stadt. Burkha wurde dort in den Städten von jüngeren Frauen im Übrigen auch nicht immer getragen.

Und im Hotel gab es keine Kleiderordnung - da konnte man anziehen was man wollte.

> "Unser Reiseleiter hat immer gesagt, dass wir anziehen können was wir möchten solange die Knie und die Ellbogen möglichst bedeckt sind."

Also das ist schon sehr widersprüchlich ;)

> "In einige der Tempel (nennt sich noch so - als Ruinen kann man manche davon gar nicht bezeichnen weil sie noch so super erhalten sind) wären wir sonst nicht hineingelassen worden."

Also ich meine jetzt historische Bauten... eben alte Tempel, die nicht von gegenwärtigen Religionen genutzt werden wie z.B. Moscheen oder Kirchen...
Das ist ja nichts anderes, als wenn man sich in D eine alte unbewohnte Burg anschaut...

> "Man wird tatsächlich respektvoller behandelt bzw. angeschaut"

Schrecklich :(

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