So woarsch fräijer: "De Bruhtwaah kimmt ens Dorf"
Anfangs der 50er Jahre war es immer wieder ein Erlebnis, wenn einmal in der Woche der Brotwagen aus Kirchhain kommend knarrend mit seinen eisenbereiften Rädern über die grob geschotterte Landstraße und das holprige Kopfsteinpflaster in unser Dorf Stausebach einfuhr.
Ein grauer, etwas magerer Schimmel zog den verschlossenen Kastenwagen, angetrieben von einem Kutscher, der auf dem Bock vorne Platz genommen hatte. Das Dach war mit überaus großen Körben beladen, in denen die Wecken aufbewahrt waren. Das ständige Glockengebimmel - gefördert durch die schlechten Straßenverhältnisse - trieb die Einkaufswilligen und uns Kinder auf die Dorfstraße.
Zwar wurde das Brot damals im Backhaus gebacken, wenn aber der Brotwagen anhielt und hinten die große Tür geöffnet wurde, entströmte ein geballter unbeschreiblicher Duft von Honig, Zucker, Mandeln und anderen süßen Leckereien. Unsere Kinderaugen wurden immer größer, wenn ein Stück Kuchen, meist ein "Amerikaner", ein rundes Stück Mürbeteig mit Zuckerguss, unsere Sinne verführte. Den Amerikaner gibt es tatsächlich noch heute!
In den Jahren nach dem Weltkrieg war das Geld knapp, und so blieb es meistens bei den unerfüllten Wünschen. Unsere gierigen Augen folgten noch lange dem Brotwagen, der sich langsam wieder von Stausebach in Richtung Kirchhain bewegte.
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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