"Sej esse werre wäi die Drescher" - Dreschtage früher in Stausebach
Wenn heutzutage, meist Ende August, die Erntearbeiten mit den riesigen übergroßen Mähdreschern in einem Arbeitsgang abgeschlossen sind, erinnern sich die älteren Menschen in den Dörfern an die schweren, zeitraubenden Arbeiten beim Dreschen auf den Bauernhöfen. Je nach Größe des Betriebes zogen sich die Drescharbeiten mehrere Tage hin.
Schon das Umstellen der Dreschmaschine am Vorabend war für die Kinder eine aufregende, willkommene Abwechslung im sonst eintönigen Dorfleben. Nachdem der Lanz-Bulldog durch Vorglühen und Andrehen zum Start gebracht war, drückte er die eisenbereifte Maschine über die holprigen Pflastersteine in die Scheune. Für die kräftigen Männer an der Deichsel war Schwerstarbeit angesagt, wenn der "Lanz" mit den zusätzlich aus den Vollgummireifen herausgezogenen Eisenhaken die Steigung in die Scheune bewältigen musste. Auf dem groben Pflaster flogen dann schon mal die Funken.
Das "Dreschfest" war für die Mägde und Knechte, trotz der schweißtreibenden, schweren Arbeit, immer ein Anlass für ein Festessen. Speisekammern wurden geplündert und am Vortag im Backhaus riesige Bleche mit leckeren "Dreschmaschinenkuchen" gebacken. Die Freude über diese Dreschtage war bei den Kindern ebenso groß; denn mit erwartungsvollen, hungrigen Augen stürzten sie sich auf den "Krimmelkuchen", wenn die Hausfrau mit den Kuchenblechen an der Haustür erschien. Besonders beliebt war es, wenn der Boden der aus Hefeteig gebackenen Kuchen recht flach war und die "Krimmeln" (Streusel) mit Puderzucker überzogen grob und groß waren. Das hastige Verzehren wurde von zahlreichen Dreschhelfer beobachtet und etwas spöttisch kommentiert: "Haure essese ewer werre wäi die Drescher".
Diese Redensart erklärt sich auch, weil das Dreschen eine besonders schwere und vor allen Dingen recht staubige Angelegenheit war. Also musste etwas Kräftiges auf den Tisch. So war es verständlich, dass alle, die beim Dreschen mithalfen - und das waren in den 20er Jahren wie auf beigefügtem Foto von "Bromms-Hob" in Stausebach zu sehen, bis zu 50 Helfer - durstig und hungrig waren und deshalb wie "Drescher" essen mussten. Von gleichem Ursprung ist eine ähnliche Redensart abzuleiten: "Hungrig wie ein Scheunendrescher".
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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