"Schie schreiwe" - So woarsch en de ahle Dorfschoul vo Stausebach
"Fleißig üben", so steht es auf einer Schiefertafel fein säuberlich mit einem Griffel geschrieben. Sicherlich auch heute noch ein Rat von Lehrern und Eltern an die Kinder, um später erfolgreich zu sein. Jedoch die Umstände und Gegebenheiten einer Dorfschule aus den 50er Jahren ist für die Schüler von heute kaum noch zu verstehen und nicht vergleichbar.
Vor der Einschulung herrschte das Plattsprechen in den meist bäuerlichen Familien vor. In der Schule musste auf einmal Hochdeutsch gesprochen werden; für die Schüler eine große Umstellung, die dennoch meist sofort funktionierte. Durch viel Lesen konnte dieser Nachteil in Grammatik und Aussprache stetig verbessert werden.
Wie die Kirche, so gehörte die kleine zumeist einklassige Schule- in einem Unterrichtsraum- zu einem richtigen Dorfbild. Die Autorität des Dorfschullehrers war ebenso unangefochten wie die des Pfarrers. Nach alter Tradition gingen die Kinder vor dem Unterricht, wie im katholischen Stausebach, in die Kirche zur Heilgen Messe. In Stausebach hatte der Lehrer auch das Organistenamt zu versehen; deshalb war die Einheit Schule und Kirche unübersehbar.
Heute kaum vorstellbar ist es, dass der Lehrer alle Klassen von der 1. bis zur 8. unterrichtete. Das Geheimnis war Stillarbeit. Wenn der Lehrer sich mit einer Gruppe beschäftigte, mussten die übrigen Kinder allein arbeiten. Die Großen halfen den Kleinen beim Lesen oder zeigten, wie sie den Griffel auf der Tafel führen mussten. Die etwas Intelligenteren lernte schon von den Großen mit. Auch wurde auf die weniger Begabten Rücksicht genommen. So entstand eine echte Gemeinschaft.
Sehr beengt saßen die Schüler auf harten Schulbänken, Jungen und Mädchen getrennt. Die kleine Schreibfläche reichte nur für die Tafel mit Schwamm und den Griffelkasten, den Hauptutensilien eines jeden Schülers. Ab dem 3. Schuljahr wurde mit einem Gänsekiel oder einer Feder geschrieben. Jeder Platz hatte ein Tintenfass, welches in der Bank integriert war. Neben der großen Tafel fehlte auch auf keinen Fall die Zählmaschine, auf der mit Hilfe von 100 beweglichen weißen und roten Holzkugeln alle Rechenarten veranschaulicht werden konnten.
In den Wintermonaten wurde schon früh am Morgen der gusseisere Ofen tüchtig eingeheizt. Dabei war es unvermeidbar, dass die Kinder in der Nähe des Ofens
gehörig ins Schwitzen kamen und den anderen nicht selten zu kalt war.
Der Ranzen, meist vom örtlichen Schuster gefertigt, hatte neben den üblichen Schulutensilien nur noch das Brot oder einen Apfel als Inhalt. Die wenigen Sach- und Rechenbücher blieben zumeist im Fach unter der Schreibfläche.
Ohne in nostalgischen Überschwang zu verfallen und die "ahle Dorfschoul" zu glorifizieren, kann heute festgestellt werden, dass die Stärke der Schule mehr im erzieherischen und mitmenschlichen Bereich lag.
Noch einiges könnte man anführen:
-Unser Lehrer hütete abends noch die Gänse,
-Er hatte immer 2 Schweine im Stall, zur Eigenverwertung für seine Familie;
ein Zeichen, dass die Lehrer-Gehälter zu dieser Zeit sehr gering waren! Eben wie im Lied"Das arme Dorschullehrerlein".
-er war einfach immer da, in Kirche, Schule etc.und kannte keine feste Stundenzahlen
-er war streng, aber meistens nicht ungerecht!!!
So habe ich unseren Dorflehrer erlebt
Gruß
Peter