Radwanderer umrunden den Donnerberg.
Er drängt sich nicht in den Vordergrund und er ist eher unscheinbar. Weder von seiner Höhe (370m) fällt er auf noch hebt er sich von seinen umliegenden "Bergkollegen" besonders ab: Der langgezogene Bergrücken des Donnerberges bei Friebertshausen. Eine Radwandergruppe der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf entlockte ihm mit einer heimatkundlichen Radtour einige seiner Geheimnisse.
An seinem Ostrand bot sich zwischen Allna und Weiershausen ein sehr schöner Fernblick in das Tal der Allna und zum Marburger Rücken. Das beschauliche Dörfchen Weiershausen begründete im 13. Jahrh. der Deutsche Ritterorden. Bis heute bezeugen Grenzsteine mit dem Ordenskreuz die einst reichen Besitzungen des Ordens im Marburger Umland.
Steil bergan ging es nun zur "Hirschkanzel" am Nordrand des Donnerberges. Der Volksmund erzählt hier von einer vorchristlichen Kult-/ u. Opferstätte. Vieles spricht bei der auf einem vorspringenden Felssporn gelegenen, etwa 20m steil abfallenden Felsenformation tatsächlich für einen keltischen Nemeton (heilige Lichtung/heiliger Hain). Besondere Steinformationen waren für die Kelten Orte mit großer magischer Kraft. Sie vermuteten hier die Eingänge zur Unterwelt. Auf dem sich in Sichtweite befindlichen Rimberg (497m) und Daubhaus (552m) befanden sich um 400v.Chr. mit Ringwällen befestigte keltische Siedlungen.
Der Gipfel des Donnerberges kam bald in Sichtweite. Die hier noch immer bestehenden Bunkeranlagen sind ein Relikt des "Kalten Krieges" und dienten bis in die 1990er Jahre als Munitionslager der NATO. Sie waren weder in topografischen Karten noch in Wanderkarten eingezeichnet. Inzwischen sind die Anlagen in Privatbesitz und dienen anderen Zwecken. Sie sind nicht öffentlich zugänglich.
Nach angenehmer Talfahrt ging es vorbei an der "Wolfskapelle", einer kleinen mittelalterlichen Steinkirche aus dem 13. Jahrhundert am Rande des Ortes Friebertshausen. Bald war nun Rüchenbach erreicht. Der sehr alte Ort, im 9. Jahrh. erstmals urkundlich erwähnt, birgt eine bautechnische Besonderheit: Die im 16.Jahrh.errichtete Dorfkirche ist als Fachwerkständerbau errichtet. Sie ist eine der ältesten Fachwerkirchen im Raum Gladenbach.
Gemächlich bergauf fuhr man nun in Richtung "Wüsteburg", einer vermutlich ehemaligen Strassenwirtschaft am früheren Grenzübergang zwischen dem Kurfürstentum Hessen-Kassel und der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Die Landesgrenze, bestehend bis 1866, querte hier die heutige B255. Ein mächtiger Grenzstein aus Kurhessischer Zeit (Foto) wacht hier bis heute. Die ehemals sich im seinem Zentrum befindliche Bleiplatte mit dem Relief des Hessenlöwen wurde, angeblich von durchziehenden amerikanischen Soldaten, schon 1945 abmontiert und entwendet. Der weitere Grenzverlauf ging von hier aus weiter durch das Tal der Allna und danach über den Donnerberg zum Rimberg, wo noch zahlreiche historische Grenzsteine aus dem 17.-/18. Jahrhundert aufzufinden sind.
Den Abschluss der Radwanderung bildete eine kleine Führung durch die Dammer Mühle in Damm, einem Ortsteil von Lohra. Die Mühle, mit vier Walzenstühlen ausgestattet, war damit einst eine der größten Mühlen des Salzbödetales. Das "Mühlensterben" ging nach Einführung der Elektrizität auch an dieser Mühle nicht vorbei: Das Mahlen von Getreide gehört schon lange der Vergangenheit an. Die alte Technik des ehemaligen Mühlbetriebes ist jedoch immer noch vorhanden. Das Mühlrad dreht sich gelegentlich noch und die Wasserkraft wird zeitweise noch zur Stromgewinnung genutzt.