Laden- und Wirtshausschilder in Marburg. Ausflug zu den Ursprüngen der Markenartikel.
Ortskundige beachteten sie kaum: Die Laden- und Wirtshausschilder in ihrer Stadt. So hat auch Marburg bei näherer Betrachtung eine Fülle neuer kunstvoller und liebevoll restaurierter alter Schilder zu bieten. Sie alle, insbesondere aber die historischen Firmenschilder erzählen uns ein wenig über die Geschichte der Stadt, aber auch etwas über die Ursprünge der Marken die wir aus allen Bereichen des täglichen Lebens kennen und die uns in jedem Ladengeschäft und in der Werbung begegnen.
Bereits im Altertum haben Handwerker und Kaufleute ihre Waren mit Zunft- oder Namenszeichen und ihre Werkstätten und Läden mit entsprechend gestalteten Schildern “markiert“. Auf diese Weise wollten sie sich nicht nur von den Konkurrenten unterscheiden sondern den Kunden auch mitteilen: „Kauft voller Vertrauen bei mir, denn ich verbürge mich mit meinem guten Namen für die gute Qualität meiner Leistung“. Während anfangs die Waren mit den Familiennamen, wie Opel, Stollwerck oder Davidoff markiert wurden, hat man mit zunehmender Warenvielfalt auch Ortsnamen, wie Rügenwalder , Licher oder Fantasienamen wie Odol oder Blendax als Marke verwendet.
Die Mehrzahl der Marken hatten jedoch eher eine lokale, höchstens regionale Bedeutung . Nur wenige Unternehmer hatten das Glück, ihre Markenware über ihre Stadt hinaus, gar international zu etablieren. Die Marburger zeigten gern ihre Verbundenheit mit ihrer Stadt indem Marburg häufig Bestandteil des Markennamens war, wie beim Kräuterlikör “Marburger Nachtwächter“ oder den “Marburger Lederwaren“.
Ein besonders gelungenes Beispiel für den kontinuierlichen Weg vom Ladenschild zum international erfolgreichen Markenartikel sind die “Marburg Tapeten“ der Marburger Tapetenfabrik: Die Firma wurde 1845 als Fachgeschäft für Innenausstattung von Johann Bertram Schaefer in Marburg in der Wettergasse gegründet. Seit 1879 wurden die ersten Tapeten am Pilgrimstein produziert und nur zehn Jahre später gab es von der Marburger Tapeten-Manufaktur Stoffe, die farblich und im Muster zur Tapete passten. Heute, über 160 Jahre später hat sich aus dieser Keimzelle heraus ein modernes Familien- Unternehmen in Kirchhain bei Marburg und ein führender Hersteller für dekorative Wandbekleidungen entwickelt.
Weitere, teils aufwändig gestaltete Laden- und Wirtshausschilder findet der geneigte Leser auf einen Bericht von Lothar Hofmann.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
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