Jenseits des Guten und Schönen - Unbequeme Denkmäler
Ein vielsagendes Motto zum Tag des offenen Denkmals 2013. Was soll aus welchen Gründen erhalten bleiben? Was macht ein Denkmal unbequem? Und gibt es überhaupt bequeme Denkmäler? Diese Grundsatzdiskussion wollte das Landesamt für Denkmalpflege mit dem diesjährigen Motto entfachen. Wir gingen den Fragen nach und begaben uns am Sonntag auf die Reise zu zwei Orten im Marburger Land, die an diesem Tag ihre "Pforten" geöffnet hatten.
Unsere erste Station war um die Mittagszeit die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Stausebach. Die im spätgotischen Stil erbaute Kirche aus dem 15. Jahrhundert hatte -wie bereits in den vergangenen Jahren- ihre Türen zum Tag des Denkmals geöffnet. Schon beim Betreten des Kirchengeländes wurden wir von zahlreichen Gerätschaften aus dem vergangenen Jahrhundert begrüßt: Gerätschaften aus dem Ackerbau und den landwirtschaftlichen Höfen wurden dem interessierten Besucher gezeigt.
Im inneren der Kirche erwartete Ortsvorsteher Jürgen Bromm die Besucher und führte durch einen kurzweiligen Kirchenrundgang. Mit interessanten Informationen rund um die Geschichte der Kirche, die von 1987 bis 2008 renoviert wurde und auch aus der Historie Stausebachs, begann er seine Ausführungen. Höhepunkt des über einstündigen Rundgangs war das Besteigen des Dachstuhls der Kirche, von dem man einen schönen Ausblick auf die Amöneburg und das Amöneburger Becken hat.
Interessant war auch zu hören, wie einige Dinge aus der Kirche (z.B. das ewige Licht, Aussenbeleuchtungen oder "Katzenköpfe"), die mit der Zeit verschwunden waren, auf wundersame Weise wieder an ihren Bestimmungsort zurückkehrten.
Die Renovierung vor einigen Jahren wurde auch dazu genutzt, den Dachstuhl "touristentauglich" zu machen, denn ein Rundweg mit Geländer ermöglicht ein problemloses Begehen der Dachkonstruktion, wo sich auch noch die Reste eines Wachräumchens aus dem 30jährigen Krieg befindet.
In der Kirche war zum Tag des Denkmals auch eine Ausstellung mit alten Kommunions- und Sterbebildchen aus Stausebach und der Pfarrei Anzefahr zu sehen. Ein Messgewand aus der Zeit um 1700 und eine Monstranz von 1910 waren ebenfalls zu bestaunen.
Nach einem kurzen Abstecher über den sehr gepflegten Friedhof von Stausebach führte uns die Reise weiter ins Marburger Hinterland, genauer gesagt zum Schloss Biedenkopf, mit dem dort seit 1908 beheimateten Hinterlandmuseum.
Von der B62 kommend erblickten wir schon von Weitem den Bergfried des Schlosses (nördlicher Turm), der im späten 12. Jahrhundert gebaut wurde.
Eine offizielle Führung führte uns zu Ruinen einer Burg, die wohl ein Vorgängerbau des heutigen Schlosses gewesen sein könnte. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten der Burg- und Schlossanlage vor über 20 Jahren wurden 1993 mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.
Lohnenswert ist auch der Besuch des Hinterlandmuseums im Schloss, ein bedeutendes Kulturdenkmal im hessischen Hinterland. Über mehrere Stockwerke erstrecken sich Relikte und Informationen aus über 900 Jahren Industrie-, Verkehrs-, Landwirtschafts- und Handelsgeschichte im Hinterland. Ein Hauptaugenmerk wird auch auf die Trachten- und Wohnkultur in dieser Region gelegt.
Die Informationen und Eindrücke ließen den Nachmittag wie im Flug vergehen und auch wenn vieles nicht unmittelbar mit dem diesjährigen Motto des Denkmaltages in Verbindung gebracht werden konnte, so bleibt die Frage "Gibt es überhaupt bequeme oder unbequem Denkmäler?", weiter unbeantwortet, empfehlenswert ist der Erhalt und ein Besuch dieser Orte allemal - nicht nur am zweiten Sonntag im September.
Dafür nicht, Sandra.