"Freidhobs foahrn haure Sutter", Jauche-Fahren 1950
Wenn die Jauchegrube voll war, musste "Sutter" gefahren werden. Lässig angelehnt an der "Wagenrunge" beobachtet ein junger Mann, in damals moderner "Knickebockerhose" gekleidet, diese Aktion auf "Freidhobs Hob" in Stausebach. Dem "Städter" scheint dabei der stinkende Duft der Jauche nichts auszumachen.
Über eine im Kuhstall liegende Rinne lief der Urin der Kühe und Schweine in die Jauchegrube. Mit einer Handpumpe, später mit einer Elektropumpe, wurde der flüssige Dünger über einen hölzernen Zulauf in das Jauchefass gepumpt. Es war angesagt, wenn einer im Ort "Sutter" fuhr, dann schloss sich das Dorf an; denn dann mussten die Menschen nur an einem Tag den das ganze Dorf erfüllenden Geruch ertragen.
Kunstdünger gab es damals noch nicht. Stallmist und Jauche war ein besonders wichtiger natürlicher Dung für die Felder und Wiesen, den jeder kostenlos in der Grube hatte.
Wenn die Jauche im Fass war, ging es aufs Feld. Das mit Eisenringen zusammengehaltene Jauchefass wurde dann von "Freidhobs Kouw" in gemächlichen Schritten auf die vergleichsweise kleinen Parzellen, die oft weit verstreut waren, gezogen. Auf einem schmalen Brett hatte der Bauer auf dem vorderen Teil des Wagens Platz genommen. Wenn er den Wagen in leichter Schräglage steuerte, ergoss sich die Jauche über die Dorfstraße in die "Drouhsel" (Straßenrinne). Auch zeigte eine Jauchespur, erzeugt von einem meist undichten Ausgießloch, den Weg zum Feld oder der Wiese. Der Verursacher machte somit sich selbst als "Schuldiger" bekannt.
Die Bevölkerung nahm diese Situation als normal, ganz ohne Hektik und Aufregung, hin; denn schließlich hatten die Einwohner ja immer irgendetwas mit der Landwirtschaft zu tun. Wer diesen "angenehmen" Duft als Kind gerochen hat, der weiß, dass der strenge, fast ätzende Geruch der Gülle von heute nicht vergleichbar ist.
Das stimmt allerdings, Herr Gnau, das wäre ein Sachbereich für sich.