Ernte früher in Stausebach " Die Sense muss haure goaht gedengelt seij"
Wenn in diesen Tagen die übergroßen Mähdrescher mit ihren meterlangen Schnittbreiten zur Gerstenernte auf die Felder fahren, kommen bei den älteren Menschen im Dorf Erinnerungen an die mühevollen Arbeiten vor über achtzig Jahren auf. Damals wurde die Ernte mit der Sense, also von Hand, gemäht. Später setzte man einen Mähbalken, von Pferden gezogen, ein.
Bevor die schweißtreibende Arbeit oft schon in der Frühe um 4 Uhr begann, musste am Abend vorher die Sense auf dem Dengelstock mit einem Hammer geschärft werden. Es hieß dann: "Die Sense muss haure goaht gedengelt seij". Eine Arbeit, bei der der Mäher sein Können beweisen musste; denn beim Mähen achtete man auf eine gute Schneide der Sense. War die Schärfe verloren, dann war das Mähen doppelt anstrengend, und der unsaubere Schnitt musste durch einen Wetzstein mit gleichmäßigen Streichen beider Senseseiten nachgeschärft werden.
Die Arbeit der Frauen, die die geschnittenen Ähren mit der Hand und einer Sichel aufhoben und zu Garben zusammenbanden, forderte viel Geschicklichkeit. Sie umwickelten die Getreidebüschel mit einer handvoll Strohhalmen und stellten sie zu "Heucheln" zum Trocknen und Nachreifen auf. Damit nicht viel Zeit verloren ging, schickte die Bäuerin eine kräftige Brotzeit mit meist kaltem "Lindeskaffee" aufs Feld.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die ersten Selbstbindermaschinen, oft auch von einem zusätzlichen Motor angetrieben, auf den Markt. Sie konnten mähen, die Garben bündeln, binden und dann auswerfen.
Die Getreidegarben wurden später auf hölzerne "Letterwahne" (Leiterwagen) geladen, wo sie ordentlich aufgeschichtet und gleichmäßig verteilt wurden. Bevor es über holprige Feldwege zur Scheune ging, wurde die Ladung mit einem langen "Wessebohm" (Weidenbaum) mit Seilen festgebunden. Bis zum Dreschen im Herbst lagerte man die Getreidegarben im "Denn" (Tenne).
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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