DIE WELT IST SEINE HEIMAT: SÄNGER YUSUF WILLIAMS (ALIAS JOE CURTIS) - TEIL 4

Erste Erfolge mit Opernrollen
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Kapstadt, Südafrika. Bis 1958 sang Yusuf bei den „Hi-Notes“ und wechselte schließlich zur riesigen „Eoan-Group“, die unter der Leitung von Joseph Manka Opern und sogar Balletts aufführte . Yusuf durfte bei ihm vorsingen und bekam die Rolle des Teriddu in der „Cavalleria Rusticana“. Fortan nannte man ihn den „Caruso von Südafrika“. Über zwei Jahre blieb er in dieser Truppe. Das Repertoire schloss den „Messias“, die „Messe in C Moll“ und Stravinskys „Prinz Igor“ ein. In letzterem sang Yusuf zusammen mit zwei weiteren Tenören die Soli. Ein riesiger Chor und ein ebenso großes Symphonie-Orchester begleiteten die Solostimmen. Yusuf konnte, im Gegensatz zu seinen Kollegen, keine Musik lesen, doch sein Gefühl für Rhythmus und Melodie ließen ihn nie im Stich. Für Yusuf war es eine der schönsten Erfahrungen in seiner Karriere.

Joseph Manka schulte Yusuf in seinem Haus in Sea Point, das genau auf der andren Seite des Berges „Lion Head“ liegt. Also erklomm er von Bo-Kaap aus jeden Sonntag den Berg, und lief auf der anderen Seite wieder hinab zum privaten Unterricht. In jener Zeit war er derart Energie geladen, dass ihm dieses Bergrennen gar nichts ausmachte. Joseph saß am Klavier und probte mit Yusuf viele Arien und Opern, und lehrte ihn ebenfalls, die italienische Sprache richtig auszusprechen.

Eines Tages saß Yusuf im Bus und hörte dort im Radio seine Stimme. Der Ansager erwähnte sogar den Namen Yusuf Williams. Er rannte schnell nach Hause zu seiner Mutter und schrie: „Ich bin im Radio, ich bin im Radio!“ Man hatte also die „Cavalleria Rusticana“ mitgeschnitten. In irgendeinem Archiv muss sich diese Aufnahme noch befinden. Wie gerne hätte er eine Kopie davon!

Für seine Darbietungen und Rollen in den Opern erhielt Yusuf nur ein Pfund Sterling pro Woche. Das war zu wenig, denn inzwischen war er 25 Jahre alt und hatte eine Frau und zwei Kinder zu ernähren. Seine Frau stammte aus einer streng gläubigen Moslem-Familie in der Nachbarschaft, die Yusuf nicht als Schwiegersohn akzeptieren wollte, weil er ein armer Künstler und noch nicht in Mekka gewesen war. Doch als die Freundin schwanger wurde, willigte man schließlich in die Heirat ein. Die Schwiegermutter lag im Sterben und prophezeite, dass Yusuf die junge Familie bald verlassen und nie wieder zurückkehren werde. Das war zu diesem Zeitpunkt für alle Beteiligten völlig unvorstellbar, besonders für den jungen Familienvater. In der Opern-Truppe bot man ihm eine Rolle in „La Bohème“ an, doch mangels besserer Bezahlung lehnte er ab und stieg aus.

Mit Erlaubnis seines Arbeitgebers fuhr Yusuf eine Woche nach Johannesburg, um dort mit der bekannten Gruppe „African Jazz & Variety“ mit Miriam Makeba, Hugh Masekela und Dorothy Maseka Kontakt zu knüpfen. Diese Truppe suchte immer neue Talente. Sie hörten Yusuf singen und nahmen ihn in ihre Gruppe auf. Einer der Musiker war Dollar Brand, der viele Künstler musikalisch begleitete. Er fragte den Sänger stets, welche Tonart gewünscht sei. Darauf antworteten die meisten mit einem gesungenen „Aah-haa“, weil sie keine Noten kannten. Dollar war sehr zielstrebig und wollte weiter kommen. Oft kam er zu spät zu den Shows oder blieb ganz weg, denn in Wirklichkeit wollte er Solo-Pianist werden, was ihm irgendwann auch gelang. Als Abdullah Ibrahim ist er heute noch in der Welt als der berühmteste Star aus Kapstadt bekannt. Miriam Makeba dagegen kam aus dem Township „Prospect“ nahe Johannesburg.
Fortsetzung folgt.

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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