Die Monstranz, ihre kirchen- und kunstgeschichtliche Bedeutung
Das Fronleichnamsfest wurde in den katholischen Pfarrgemeinden, auch im Marburger Land, mit farbenprächtigen Prozessionen gefeiert. Die Bedeutung des Festes ist heute vielen Menschen fremd geworden und wird oft nur als arbeitsfreier Tag empfunden.
Die Anregung zu diesem Fest entstammt einer Vision der heiligen Augustiner-nonne Juliana von Lüttich (verst. 05.04.1258) und wurde im Bistum Lüttich erstmals durchgeführt (Hinweis aus dem Buch "Vergänglicher Lobpreis" erschienen im Jonas Verlag).
Mittelpunkt des aus dem 13. Jahrhundert vom Papst Urban IV. (1261-1264) eingeführten Feiertag ist die Monstranz (lat. monstrare - zeigen), ein sehr prunkvolles, kostbares Gefäß aus Gold und Edelsteinen mit einem Fenster, in dem eine geweihte besonders große Hostie zur Verehrung und Anbetung der Eucharistie (symbolhaft für den Leib des Herrn) ausgesetzt ist. Die Vorrichtung zur Befestigung der Hostie heißt wegen ihrer mondförmigen Gestalt "Lumela" (lat. Mond).
Unter einem Baldachin, im dörflichen Gebrauch auch "Himmel" genannt, der von jung verheirateten Ehemännern getragen wird, wird die Monstranz eingehüllt in einem "Velum" (Schultertuch) von einem Priester durch die Blumen und Fahnen geschmückten Straßen mit viel Blasmusik und Gesang zu den vier Altären getragen.
Neben dem Kelch ist die Monstranz das älteste und bedeutendste Gefäß in der Kirchengeschichte, dessen künstlerischer Gestaltung seit jeher eine besondere Aufmerksamkeit zukam. In der Kunstgeschichte werden vier Typen von Monstranzen unterschieden:
- Die gotische Altarmonstranz, wie in Stausebach aus dem Jahre 1910 zu sehen, ist mit einem dem Sakramentshaus ähnelnden Aufbau ausgestattet.
- Die aus der Zeit der Renaissance stammende runde Scheibenmonstranz ist nur noch in wenigen Gemeinden zu sehen.
- Eher ist die etwas längliche Strahlenmonstranz mit ihrer sternengleichen Darstellung anzutreffen.
- Reliquienmonstranzen dienen nur zum Zeigen von Reliquienteilen von Heiligen.
Der eucharistische Segen an den vier Altären wird nur noch in wenigen Gemeinden mit Böllerschießen aus den sogenannten "Katzenkepp" begleitet. Eine nicht ungefährliche Aktion, die von Fachleuten, die den Umgang mit Schwarzpulver verstehen, ausgeübt wird. In Stausebach erinnern noch zwei dieser "Kleinkanonen" an diesen schon lange ausgestorbenen Brauch.
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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