DER VERSTEINERTE WALD VON BURGOS
Burgos (Castilla y León). Welches ist wohl die größte Kathedrale der Welt?
Nein, nicht die Hagia Sofia in Istanbul, sondern die Mezquita von Córdoba mit 23.000 qm Grundfläche (eine umgebaute Moschee). Doch dazu an anderer Stelle mehr.
Heute möchte ich mit Ihnen einen Ausflug nach Burgos im Bundesland Castilla y Leon machen, dort wo die guten Rioja-Weine angebaut werden. Hier steht die Kathedrale von Burgos, die 1984 aus gutem Grunde zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Ihre Besichtigung ist ein absolutes Muss, nicht nur für alle Leser des Ken Follett Buches „Die Säulen der Erde“, sondern für alle Touristen des Jacobweges und darüber hinaus.
Über eine Brücke des Flusses Arlanzón betreten wir die Altstadt durch das wunderschöne Stadttor „Arco de Santa María“, das genau wie die Kathedrale und der anschließende Platz der Jungfrau Maria geweiht ist. Dort betreten wir die Kirche über eine breite Treppenanlage, die zum Sarmental-Portal führt.
Der Bau dieser Kathedrale wurde 1221 begonnen und mit letzten Änderungen und Anbauten nach mehr als 500 Jahren 1734 vollendet. Wie fast alle gotischen Kathedralen hat sie einen kreuzförmigen Grundriss, wobei der Chor das Mittelschiff teilt. Die Gesamtlänge dieses Meisterwerkes beträgt 106 Meter. Das Hauptschiff ist 26 Meter und das Querschiff ist 59 Meter breit. Die Höhe der Kuppel über dem Querhaus beträgt stolze 54 Meter. Beide Türme der Westfassade sind 88 Meter hoch und erinnern stark an die späteren Türme des Kölner Doms.
Sensationell ist der korpulente Turm über der Vierung, der aufgrund seines unglaublichen Gewichtes erst beim zweiten Versuch nach erheblichen statischen Verbesserungen nicht mehr einstürzte. Die Kirche verfügt über drei reichlich verzierte Hauptportale aus verschiedenen Epochen:
das Sarmental-Portal von 1230,
das Coronería-Portal von 1240 und
das Pellejería-Portal von 1516.
Sie ist außen wie innen mit üppigen dekorativen Steinmetzarbeiten in einem ornamentalen Liniensystem verziert. Darüber hinaus verfügt sie über eine reichlich dekorierte Fassade an allen drei Türmen. Der gesamte Oberbau ist überreich mit Fialen versehen, sodass sich der Eindruck eines sperrigen Zuckerbäckerstils ergibt. Daher auch der Spitzname „Der versteinerte Wald von Burgos“.
Innenraum und Chor verfügen über einen ausgeprägt spanischen Charakter mit geschnitzten Retabeln, gemeißelten Steinschranken und großen Eisengittern, obwohl einige französische Baumeister Hand anlegten. Der zweistöckige Kreuzgang ist atemberaubend schön. Eine Beschreibung der unzähligen Seitenaltäre würde hier zu weit führen. Erwähnt werden soll hier jedoch noch, dass sich in der Kathedrale die bescheidenen Gräber des Spanische Nationalhelden „El Cid“ (Rodrigo Díaz de Vivar) und seiner Frau Doña Jimena befinden.
Wie meine Fotos dokumentieren ist die Atmosphäre der Kathedrale überwältigend feierlich. Damals baute man mit viel Zeit, Geduld, Wissen und unerschütterlichem Glauben. Heute erbaut man schnelle Höhenrekorde in aller Welt, über die in 100 Jahren garantiert niemand mehr spricht.
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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