Demenz ist keine Krankheit
Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer hielt am Dienstag, den 25. Juni um 19 Uhr im TTZ Marburg einen Vortrag. Gronemeyer wurde 1939 in Hamburg geboren und ist Soziologieprofessor an der Uni Gießen. Durch den demographischen Wandel müssen wir uns darauf einstellen, dass im Jahr 2050 rund 80 Millionen Menschen älter als 80 Jahre sind. Ist Europa dann in der Lage den Menschen ein würdiges Dasein zu geben ? Gronemyer schilderte ein Erlebnis, welches er vor kurzem hatte. Nach einem Vortrag verließ er schnell den Saal da er wegen einer anderen Veranstaltung die Straßenbahn erreichen wollte. Die recht komplizierten Fahrkartenautomaten waren auf die Schnelle nicht zu bedienen und er überlegte was er jetzt machen sollte, da die Zeit knapp wurde. Es näherte sich die Straßenbahn, der Fahrer rief aus dem Fenster zu ihm rüber wohin willst du denn ? Gronemeyer dachte bei sich, eben warst du noch Vortragender und nun bist du Demenz verdächtig. Der Fahrer machte was gebraucht wird, er sah das Hilfe nötig war und machte somit alles richtig. Zur Zeit leben in Deutschland 1,4 Millionen demente Menschen, und dazu gehören noch 3-4 Angehörige. Prof. Dr. Dr. Gronemeyer hatte in Hamburg eine Tante namens Hulda. Tante Hulda wie es landläufig hieß etwas tüddelig. Die Kinder fanden es lustig und die Tante erledigte noch sehr viel mit den Händen, die Welt war für sie noch BEGREIFBAR. Kartoffeln schälen, Strümpfe stricken und die Hühner füttern und vieles mehr konnte Tante Hulda noch erledigen. Gronemeyer glaubt, dass die Menschen die lange alleine leben, keine Ansprache haben sprachlich vertrocknen. Es gibt immer mehr Single Haushalte, die Welt besteht nur noch aus Technik wie Internet, Smartphon oder die Fernbedienung vom TV. In anderen Kulturen würde man nicht verstehen, dass Menschen viel Geld bezahlen um ihre Angehörigen außerhalb der Familie versorgen zu lassen. Prof. Dr. Dr. Gronemeyer ist oft in Tansania und anderen afrikanischen Ländern gewesen. In unserem Land brauchen wir eine wärmende Gesellschaft trotz Demenz, denn Demenz ist eine Alterserscheinung die bei immer mehr Menschen auftreten kann. Wie im Alter nachlassende Sehkraft oder Hörvermögen dazugehört, so gehört auch die Demenz zum Leben. INKLUSION. Gronemeyer hat sich schon oft gefragt, wenn er an Sonntagen die langen Menschenschlangen vor dem Tierheim in Gießen sah, warum gibt es nicht diese Menschen vor einem Seniorenheim um einmal eine Stunde einen alten Menschen zu einem Spaziergang abzuholen.
Das Alter sollte doch jeder genießen dürfen !
Für den Gastgeber Dr. Karsten McGovern, 1. Kreisbeigeordneter im Marburg-Biedenkopf Kreis und Sozialdezernent ist die Altenhilfe in seiner bisherigen Amtszeit schon länger ein wichtiges Thema. Für den Landkreis sollen Ziele wie „ selbstverantwortliche Lebensgestaltung und gesellschaftliche Ziele“, „Verknüpfung von professioneller Hilfe und bürgerliches Engagement“ „ Qualitätsentwicklung für ambulante und stationäre Pflege“ erreicht werden. Die derzeit existierenden Hilfestrukturen sind nicht zukunftsfähig.
Text: Christine Stapf
Bürgerreporter:in:CHRISTINE Stapf aus Amöneburg |
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