Altes Handwerk - "Der Schmeerschorsch lebt im Museum weiter"
Mit dem Besuch von Museen lässt sich die alte weit zurückliegende Welt mit ihren ausgestorbenen Handwerken etwas zurückholen. So lebt in dem kleinen Heimatmuseum von Kirtorf der "Schmeerschorsch" ("schmeeren" im Dialekt für schmieren) weiter.
Mit seinem schweren selbst geschobenen Holzkarren, voll beladen mit seinen Erzeugnissen von Pech-, Teer- und Essigwaren, zog er einst zu Fuß von Dorf zu Dorf, um seine Waren auszuliefern. Das Transportieren war sehr beschwerlich, denn Pferde und Ochsen vor den Wagen zu spannen, bedeutete Luxus, den sich ein kleiner Handwerker nicht leisten konnte.
Im Mittelalter war der Schmeerofen, auch Pechofen genannt, eine Anlage, um bei Verschwelen von harzartigen Holzen wie Tannen, Fichten und Lärchen Holzteer, Holzessig und auch Holzkohle (Köhler) herzustellen.
An einem am Waldrand bei Kirtorf nachgebauten Schmeerofen erklärte mir ein älterer Herr dessen Funktion. In einem doppelwandigen Kuppelofen wurde Holz aufgeschichtet angezündet, um mit wenig Luftzufuhr zu verschwelen. Bei bis zu 400 Grad Celsius dauerte eine Schweldauer bis etwa 3 Wochen. Die freiwerdenden Gase schlugen dabei in eine äußere Hülle nieder. Das entstehende flüssige Kondensat fing man in einer Wanne auf, um es in Gefäße abzufüllen. Der Holzteer und die Schmierstoffe wurden zur Festigung von Seilen, der besseren Konservierung von Holztonnen und auch als Schmieren für Hämmer im Bergbau und bei Einfettung von Radnaben in den Ackerwagen verwendet.
Eine wahrlich mühevolle Arbeit mit einem kargen Lohn!
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
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