05.08.1962 TODESTAG VON NORMA JEANE MORTENSEN
Teneriffa. Es ist unmöglich, über Marilyn Monroe etwas Neues zu schreiben, es sei denn etwas Persönliches. Doch wer „outet“ sich schon gerne in den Medien? Es sei denn, man denkt, man sei ein „Star“ des 21. Jahrhunderts. Und genau da beginnt die Crux.
Im Weltall gibt es Myriaden von Sternen in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Es gibt helle und weniger helle, große und kleine, alte und junge, blinkende und strahlende. Doch eines haben sie alle gemeinsam: sie sind strahlende Sonnen. Wobei die Betonung auf „strahlend“ liegt. Das haben sie den heutigen menschlichen Massen-„Stars“ aus der Retorte voraus.
Nur das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der sogenannten „Stars“ auf diesem Planeten. Vorher gab es diese amerikanische Bezeichnung für Berühmtheiten nicht. Im 21. Jahrhundert hat man das Wort seiner Bedeutung beraubt, indem man eine inflationäre "Star"-Schwemme schaffte. Es handelt sich dabei meist mehr um Kulturhindernisse als um Kulturträger, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen.
Für uns Fans war Marilyn Monroe eine Sonne, eine Supernova, die Alle und Alles überstrahlte. Doch wie alle Supernovae folgte sie dem chemisch-physikalischen Gesetz der Ausdehnung, so lange bis sie implodierte. Norma Jean, aus der untersten sozialen Schicht der amerikanischen Bevölkerung, hatte weder die Kraft noch die Voraussetzung, die Figur der Marilyn Monroe ein Leben lang zu spielen. Sie scheiterte an ihrer Herkunft, ihren schrecklichen Jugenderlebnissen, ihren eigenen Ansprüchen und Zweifeln, den Erwartungen ihrer Arbeitgeber und Fans und zuletzt an der Psychoanalyse.
Auf dem „Walk of Fame“ in Los Angeles sieht man viele Namen von „Stars“ ins Pflaster der Bürgersteige eingelassen. Doch bereits zwei Hände genügen, um die Sterne zu zählen, die in alle Ewigkeit strahlen werden, weil sie Supernovae waren. Auch 50 Jahre nach dem Tod der Norma Jean überstrahlt sie immer noch alle.
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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