WELTREISE 2013 – TEIL 51 – MOLOCH MANILA
Auf unseren bisherigen Schiffsreisen haben wir nur zwei Städte erlebt, die bis weit hinaus aufs Meer stinken. Das war damals Durban in Ostafrika und heute ist es Manila, die Hauptstadt der Philippinen.
Der Empfang unseres Schiffes ist überschwänglich herzlich, denn der stets freundliche Teil unserer Mannschaft sind „Filipinos“. Viele werden von ihren Familien erwartet und haben sich schon seit Wochen auf diesen Tag gefreut. Einige mustern ab, Andere werden an Bord kommen. Auf dem Kai bereiten uns gleich drei Musikgruppen einen tollen Empfang vor der Kulisse amerikanischer Kriegsschiffe, die hier immer noch stationiert sind.
Im Lunita-Park sind wir am Denkmal des José Rizal mit der Familie meiner Frau, die aus dem weit entfernten Mindanao schon vor Tagen angereist ist, verabredet. Weit im Voraus haben wir vom Kapitän die Genehmigungen für einen gemeinsamen Nachmittag mit der Verwandtschaft an Bord eingeholt und natürlich ist die Wiedersehensfreude groß.
Doch während die Familie das Wiedersehen feiert, verbringe ich den Vormittag zunächst mit der Besichtigung des Lunita-Parks mit seiner nationalen Gedenkstätte zu Ehren des Nationalhelden sowie des alten spanischen Forts Santiago im nahe gelegenen Intramuros (Stadt zwischen den Mauern) aus dem 16. Jahrhundert. Hier kann man die alten Verteidigungsanlagen, die im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört wurden, besichtigen. Die Festung kontrollierte damals die Mündung des heute total verdreckten, stinkenden Pasig-Flusses, einer Kloake der Millionenstadt.
Über dem Eingangstor des alten Stadtteils befindet sich ein Relief von St. Jakob als Bezwinger der Mauren. In der Festung sieht man noch die Keller, in denen früher die Spanier und später die Japaner ihre Gefangenen einsperrten. Auch der Kerker, in dem der philippinische Freiheitsheld José Rizal vor seiner Hinrichtung eingesperrt war, ist noch vorhanden. Der Schrein zu Ehren Rizals beherbergt ein Museum, in dem Ausstellungsstücke von und über Rizal zu sehen sind. Unter anderem sieht man ein Glasgefäß mit einem von einer Patrone durchbohrten Knochen Rizals, sowie den Text seines letzten Gedichtes „Mi último adiós“ in mehreren Sprachen. Die faszinierende Geschichte Rizals finden Sie hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Rizal
Von Intramuros gehe ich durch die schwüle, verpestete Luft und das in den Strassen der Stadt herrschende Verkehrchaos mit seinem ununterbrochenen Hupkonzert zurück zum Schiff. Auf den Bürgersteigen unter schattigen Bäumen lagern obdachlose Familienverbände, die hier inmitten des Drecks leben, kochen und schlafen. Doch alle Menschen sind freundlich und grüssen mit einem Lächeln. Welch ein Moloch ist diese Stadt.
Nach einem „Familiennachmittag“ an Bord legt das Schiff gegen Abend ab. Eine ziemlich amerikanische „Marching-Band“ mit „Cheerleaders“ und viele Tränen der zurück bleibenden Frauen und Kinder unserer Besatzungsmitglieder verabschieden uns.
Fortsetzung folgt.
Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/kultur/weltreise-20...
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
14 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.