TRULLI UND DAS STAUNEN DER WELT (KREUZFAHRT, TEIL 3)
Teneriffa. Bari, die zweitgrößte süditalienische Stadt südlich des Sporns des italienischen Stiefels, ist nicht nur der bedeutendste Hafen der italienischen Adria sondern geschichtlich sehr eng mit dem deutschen Adelsgeschlecht der Staufer, insbesondere Kaiser Friedrich II. verbunden, unter dessen Regime es nach der Befreiung von den Normannen eine Blütezeit erlebte.
Also – ein wenig Kultur ist angesagt und wir staunen nicht schlecht, als wir auf der ersten Station unserer Kreuzfahrt die Stadt Bari betreten, wo das wuchtige Castell Del Monte und mächtige Stadtbefestigungen unseren Atem stocken lassen. Mauern für die Ewigkeit gebaut, haben mehr als tausend Jahre die Stadt (mehr oder weniger) beschützt. Der hoch gebildete und vielsprachige Kaiser Friedrich II., der ganz Mitteleuropa von Palermo aus regierte und mit maurischen Wissenschaftlern eine regen Gedankenaustausch und Forschungsobjekte pflegte, war eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Herrschern des Mittelalters und wurde sogar als der erste moderne Mensch auf dem Thron bezeichnet. Deshalb trug er auch das Prädikat: „stupor mundi“ - das Staunen der Welt. Das Rechtssystem erhielt von ihm entscheidende Impulse, die in eine neuzeitliche Zukunft wiesen und für ganz Europa beispielgebend waren. Doch auch die mächtige Kathedrale, erbaut 1170 und die Wallfahrtskirche San Nicola mit dem Bischofsstuhl Elias beeindrucken uns kolossal.
Und schon brausen wir weiter mit unserem todesmutigen Taxifahrer (wohl auch Testfahrer bei Ferrari) hinein ins schöne Apulien mit Ziel Alberobello, wo ein weiträumiges geschlossenes Stadtviertel existiert, das gänzlich mit Trulli bebaut ist. Ein Trullo ist ein Rundhaus, dessen Steindach sich nach oben hin verjüngt und mit einem symbolischen Schlussstein abgeschlossen wird. Die Bauweise aus massivem Naturstein mit sehr dicken Wänden und winzigen Fenstern bietet im Haus einen guten Schutz gegen die anhaltende Sommerhitze Apuliens, weil sich das Innere nur langsam aufheizt. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird.
Wir betreten dieses Trulli-Stadtviertel und fühlen uns zunächst wie auf einem anderen Planeten, zumal einige der Häuserdächer mit rätselhaften Symbolen bemalt sind, deren Bedeutung wir nicht erfahren können. In einem dieser malerischen Trulli probieren wir in einer kleinen Trattoria Mandeln, Oliven und Grappa der Region. Vom Grappa nehmen wir verständlicherweise etwas mehr zu uns, denn wir haben ja noch die Rückfahrt mit unserem Taxista „Enzo Trulli“ vor uns. Ob er wohl auch inzwischen „getankt“ hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch Grappa gut – Alles gut (va bene)!
Und mehr über unsere Kreuzfahrt, Teile 1-32 hier:
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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