OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 9 - RAIATEA
Es ist nur ein Katzensprung von 49 Seemeilen von Bora Bora nach Raiatea.
Da wir bei unserem letzten Besuch Raiateas den ganzen Tag auf der Nebeninsel Tahaa bei Perlenzüchtern und auf der Vanillefarm verbrachten (siehe http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/in-160-tag...), werden wir heute endlich Raiatea mit dem Mietauto erkunden. Erfahrene Mitreisende empfehlen uns die Insel als die schönste und ursprünglichste Französisch Polynesiens.
Als die „Amadea“ am Kai von Uturoa anlegt, gehen wir früh zur Autovermietung, die allerdings noch geschlossen ist, denn heute ist Sonntag. Schließlich kommt ein telefonischer Kontakt zustande, und man bringt uns den Mietwagen ans Terminal. Auf geht’s, rund um die Insel und ihrem Mount Toomaru (1017 Meter hoch).
Raiatea (Hawaiiki in der polynesischen Mythologie) ist die zweitgrößte Insel Polynesiens und liegt zusammen mit der erwähnten Schwesterinsel Tahaa innerhalb einer Lagune, die von einem großen Korallenriff geschützt wird. Beide Inseln sind vulkanischen Ursprungs und haben deshalb dunkle Sandstrände. Weiße Strände gibt es nur auf den vorgelagerten Motus des Riffs. Das Innere der Insel ist wild zerklüftet und mit dichtem Regenwald überzogen. Es gibt nur eine Küstenstraße (ca. 100 km) rund um die Insel und eine einzige Straße durch den östlichen Teil der Berge.
Unser erster Stopp erfolgt beim Ort Opoa. Hier befindet sich die ehemalige Kultstätte Marae Taputapuea. Sie hat den größten Grundriss aller polynesischer Maraes. Hier trafen sich früher Delegationen aus ganz Polynesien, um gemeinsame Kulthandlungen und (Menschen-) Opfer zu zelebrieren. Im Glauben der Polynesier ist alles von der Kraft des „Mana“ (Macht) durchdrungen: Jeder Stein, jede Pflanze, jedes Tier und eben jeder Mensch besitzt mehr oder weniger „Mana“. Das gilt auch für Landschaften wie z.B. ein Waldstück, ein Korallenriff, ein Berg oder eine ganze Insel. „Mana“ reicht bis ins Jenseits, verbindet jeden einzelnen Stein, Mensch oder Bach mit der Welt der Ahnen und Götter und über diese hinaus mit der gesamten Schöpfung. Die polynesische Mythologie ist auch heute noch dementsprechend kompliziert und facettenreich. Mehr dazu siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Polynesien#Religion
Wir sind die einzigen Touristen an diesem schönen Vormittag und können die Ruhe und besondere Atmosphäre dieses uralten Platzes genießen, der direkt am Meer liegt. Ja, dieser heilige Ort hat etwas! An unser Ohr dringt nur sanftes Meeresrauschen, einzelne Vogelstimmen und das Flüstern der Palmwedel im Wind. Die eigenartige Stimmung dieser heiligen Stätte veranlasst uns, nachmittags noch einmal zurück zu kehren, um die Reste der Tempelanlagen in einem anderen Licht zu sehen. Schweigend gehen wir zum Wagen zurück und fahren nachdenklich weiter bis zu dem sehr gepflegten Bungalow-Hotel „Atiapiti“ direkt am Meer, wo wir eine Rast einlegen.
Die folgenden Kilometer bieten immer wieder unerwartete Ausblicke auf eine dichte Vegetation in allen denkbaren Grüntönen. Stille Buchten und raue Klippen sorgen für eine abwechslungsreiche Fahrt um die Insel. Viel schneller als erwartet kommen wir wieder in Uturoa an. Also entschließen wir uns, die Runde um die Insel in entgegen gesetzter Richtung noch einmal zu drehen.
Aus einer der vielen Kirchen (es gibt unzählige Sekten) tritt, von polynesischem Gesang bekleidet, eine Hochzeitsgesellschaft mit frisch vermähltem Brautpaar, und natürlich sind die Damen mit frischen Blumenkränzen geschmückt. In den Dörfern am Straßenrand sehen wir vielköpfige Familienverbände zusammen sitzen, die gemeinsam ihr Sonntagsmahl genießen, singen und tanzen. Natürlich winkt man uns gastfreundlich herbei, doch wir lehnen höflich dankend ab, denn die gute Verpflegung an Bord hat uns schon ein paar überflüssige Kilos auf die Hüften geklebt. Also überlassen wir den Sonntag lieber den polynesischen Familien und verzichten auf die Genüsse der einheimischen Küche, sosehr diese auch uns locken.
Abends kommt eine einheimische Folkloregruppe an Bord und wir haben Gelegenheit mit den attraktiven Tänzern und Tänzerinnen den polynesischen Hüftschwung und „Hakahaka“ (Kriegstanz) zu üben. Heute haben wir auf Raiatea ein ursprüngliches und liebliches Paradies besucht. Die Empfehlung dieser schönen Insel war also absolut berechtigt und ich gebe sie gerne weiter.
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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