OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 20 - DER GEIST DES CAPTAIN HENRY MORGAN
Santa Catalina, Isla Providencia. Diese kolumbianische Insel im Karibischen Meer liegt der Küste Nicaraguas und Costa Ricas viel näher als dem Mutterland Kolumbien weit im Süden. Sie befindet sich knapp 100 Kilometer nördlich der Insel San Andrés, mit der sie diese Inselgruppe bildet. Old Providence, wie sie auf Englisch heißt, ist nicht zu verwechseln mit New Providence (Bahamas), die wir später auf dieser Reise besuchen werden.
Unser Schiff ankert auf Reede und wir „tendern“ einer idyllischen Insel mit bunten Häuschen entgegen. Fröhliche Calypso-Musik ertönt, und die Menschen grüßen uns freundlich. Wir fühlen uns sofort wohl und an das polynesische Paradies im Pazifik erinnert. Wir schlendern durch den Ort Santa Isabel über einen provisorischen Holzsteg auf die kleine Insel Santa Catalina. Auf einer wunderschönen und gepflegten Uferpromenade, vorbei an bunten Holzhäusern nähern wir uns den Resten der alten Festung „Fort Warwick“. Hier hatten einst englische Siedler ein Fort errichtet, in das sie sich zurückziehen konnten, wenn der berühmt-berüchtigte Seeräuber, Kapitän Henry Morgan, oder seine Kollegen während ihrer Raubzüge entlang der mittelamerikanischen Atlantikküste vorbei kamen, um Essen und Wasser zu fassen. Von der damaligen Befestigungsanlage ist jedoch nicht viel übrig geblieben. Unterhalb derselben befindet sich ein wunderschöner schmaler Strand mit überhängenden Palmen und einem bizarren Felsen, der natürlich als „Kapitän Morgans Kopf“ bezeichnet wird.
Die Calypso-Band singt für uns:
„Have you seen the ghost of Morgan
Or heard a tale you hadn't ought to?
Have you welcomed the coming dawn
With a rum an' cocoanut water?“
Richtig! Den Durst löschen wir mit „Captain Morgan“-Rum und frisch gekühlter Kokosnussmilch. Zusammen mit zwei anderen Passagieren der „Amadea“ mieten wir uns ein „Taxi“: das ist ein Pick-up mit improvisierten Holzbänken auf der Ladefläche. Natürlich versucht man uns wieder (wie schon so oft) abzuzocken. Doch wir sind diese Preisverhandlungen schon gewöhnt und haben einiges Geschick entwickelt, um die konkurrierenden „Taxifahrer“ gegeneinander auszuspielen. Wir nehmen es sportlich und es klappt immer wieder.
Einmal um die Insel, die nur 6 km lang und 4 km breit ist. Das sind knapp 30 Kilometer holprige Küstenstraße, die unsere Hinterteile heftig strapaziert. Immer wenn wir ein Foto machen wollen, klopfen wir heftig auf das Dach der Fahrerkabine und unser Gefährt hält an. Wir blicken auf verträumte Siedlungen, Traumstrände und die gebirgige Inselmitte, die bis 360 Meter hoch ist (El Pico). Die „Raizales“, Mischlinge mit afrikanischen Wurzeln, winken uns freundlich zu und kläffende Hunde folgen unserem „Taxi“. Obwohl die Insel nur 6000 Einwohner hat, verfügt man schon über eine Landbahn für Flugzeuge.
Nach einer Stunde erreichen wir wieder gut durchgeschüttelt und staubig Santa Isabel. Wir bewundern die hübschen Vorgärten, die statt Zaun durch große Conch- und Schneckenhäuser begrenzt werden. Noch ein paar Calypso-Songs zum Abschied, und dann heißt es wieder: „But I’m sad to say I’m on my way. Won’t be back for many a-day. My heart is down, my head is turning around…“ (Harry Belafonte).
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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