OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 15 - ACAPULCO, DIE SCHÖNE
Viele Passagiere stehen schon früh morgens an der Reling der oberen Decks, um die Einfahrt in die Traumbucht von Acapulco zu genießen. Eine Bucht, wie aus dem Bilderbuch. Langsam gleiten wir der Stadt entgegen, die sich mehr als 250 Grad um uns legt. Überall sind herrliche Strände und üppige Vegetation zu sehen. Doch auch die City mit ihren Hochhäusern und Villen an den Berghängen ist ein wunderschöner Anblick. Dieses langsame Kreuzen des Schiffes durch die berühmte Bucht hat etwas, wenn man die letzten sieben Tage nur Wasser und Horizont gesehen hat! Es ist das zweite Mal innerhalb von fünf Jahren, dass wir Acapulco besuchen, und wir wissen, dass ein Extrem auf das andere folgt. Denn hinter uns liegt das Paradies mit seinen Naturschönheiten und sanften Menschen. Hier erwartet uns eine quirlige Metropole voll lärmender Straßen, hektischem Leben und dem Feuer und Temperament seiner lauten, umtriebigen Bewohner.
Doch zunächst heißt es Abschied nehmen von einigen Mitreisenden, für die hier die Schiffsreise endet. Nur einen Monat waren wir zusammen und haben viel gemeinsam erlebt, sodass wir schon fast zu Freunden geworden sind. Melancholie schleicht sich ein. Adressen werden ausgetauscht, Versprechen auf ein Wiedersehen abgegeben und Taschentücher geschwenkt.
Dann hat uns die Stadt wieder. Wir fühlen uns fast wie zu Hause, denn Sprache und Lebensart sind uns von den Kanaren sehr vertraut. Gerne lassen wir uns durch die Altstadt und ihre Märkte treiben. Die Touristenattraktionen lassen wir dieses Mal völlig außen vor. Nach dem Besuch des Marktes suchen wir statt dessen gegen Mittag lange nach jenem Hähnchengrill, wo wir bei unserem letzten Besuch die besten Grillhähnchen unseres Lebens aßen. Diese Hähnchen werden nur mit Mais gefüttert und haben deshalb gelbes Fleisch mit einem vollmundigen Geschmack. Tatsächlich finden wir unser „Hähnchen-Mekka“ wieder und genießen trotz der Mittagshitze die mit „Mojo“ (pikante Soße) gebeizten Maishähnchen.
Abends schlendern wir auf der Uferpromenade zu einem romantischen Restaurant, dessen hölzerne Terrasse in die Bucht hinein gebaut ist. Hier sitzt man nur einen Meter über den plätschernden Wellen unter südlichem Sternenhimmel. Neben den frischen Meeresfrüchten an exotischen Soßen stehen mehr als 20 Sorten Tequila zur Auswahl.
Auf dem Weg durch die Nacht sehen wir unzählige Pick-Up-Autos, auf deren Ladefläche schwarz vermummte, martialisch aussehende Polizisten mit Maschinengewehren stehen. Der Drogenkrieg in Mexiko verschont leider auch nicht diese Stadt und ihre Bewohner.
Den zweiten Tag in Acapulco verbringen wir zunächst mit einem Besuch der Festung San Diego, die im 17. Jahrhundert gegen die Piraten der mexikanischen Pazifikküste gebaut wurde. Damals brachten spanische Handelsschiffe viele Schätze Ostasiens zum Hafen von Acapulco, um sie von hier aus auf dem Landweg an die mexikanische Atlantikküste zum Hafen von Vera Cruz zu befördern. Dort wurden die Schätze wieder auf Schiffe verladen und nach Europa verschifft. Das beeindruckende Bauwerk liegt immer noch direkt am Hafen, nur durch eine Straße vom Anleger für die Kreuzfahrtschiffe getrennt.
Dann hat uns der Trubel der Altstadt wieder. In einem Souvenirladen entdecken wir alte Filmfotos von Elvis Presley aus dem Spielfilm „Fun in Acapulco“. Die Handlung dieses Filmes aus dem Jahr 1963 spielt in Acapulco. Natürlich weiß die junge Verkäuferin nicht, dass Presley niemals (wie im Film zu sehen) von den berühmten Klippen sprang. Elvis war nie in Acapulco, da ihm die Einreise verweigert wurde. Die Szenen mit ihm wurden im Studio eingearbeitet.
Beim Friseur für „Caballeros“ (Herren) lasse ich meinen Kopf verwöhnen. In einem bequemen uralten Friseurstuhl werde ich mehr liegend als sitzend „verarztet“: Rasieren, Waschen und Schneiden. Zum “Legen“ ist leider nichts mehr übrig! Frisch und gepflegt besuchen wir die orientalisch anmutende Kirche Catedral de Nuestra Señora de la Soledad nahe am „Zocalo“ (Hauptplatz) und treffen dort drei junge Männer in schwarzen Nietenhosen. Sie sind „Mariachis“, also Musiker, die abends in Restaurants für die Touristen mexikanische Musik machen. Zum Abschluss unseres Besuches kaufen wir uns zwei Wagenrad große „Sombreros“ mit herrlichen Stickereien.
Abends besucht uns an Bord eine „Mariachi“-Band und wir feiern eine heftige Abschiedsparty mit viel Tanz, Gesang, Herz und Schmerz: „Ay-ay-ay-ay-ay-paloma!“
Adiós Acapulco – hasta la vista!
Bürgerreporter:in:Hans-Rudolf König aus Marburg |
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