Geheimnisvolle Familiengeschichte führt norwegisches Filmteam nach Kirchberg (Sachsen)
Das Leben schreibt immer noch die spannendsten Geschichten. Diese Familiengeschichte jedoch hat es wirklich in sich. Sie handelt von Liebe über Grenzen hinweg, Schmerz, Sehnsucht, Verzweiflung, Verzicht und Neuanfang. Und eine entscheidende Rolle dabei spielt ein Kirchberger.
Ein norwegisches Filmteam begleitet von einer deutschen Familien- und Ahnenforscherin aus Lüneburg hat Kirchberg in Sachsen einen Besuch abgestattet, um etwas Licht ins Dunkel einer bis dahin sehr verworrenen Familiengeschichte zu bringen. Gedreht wurde im Rathaus und an markanten Punkten wie Kirche, König-Albert-Turm oder Altmarkt. Ausgestrahlt werden soll der fertige Film in der neuen Staffel der Dokumentationsserie "Ukjent Arving" ("Unbekannter Erbe") im norwegischen Fernsehen. Im Mittelpunkt steht der Norweger Svein Olav Larsen. Er stirbt 2012 in Ostnorwegen, hinterlässt eine sehr bescheidene Summe, hat aber keine bekannten Verwandten in Norwegen mehr.
Der Fall landet bei eben dieser erfolgreichen TV-Reihe mit Moderator Tarjei Frugård Strøm. Da die Spur nach Deutschland führt, beauftragt der Sender die deutsche Familien- und Ahnenforscherin Claudia Stock, die während ihrer Recherchen zahlreiche Puzzleteile zusammenfügen muss. Dass sie fündig wird, hat sie auch der Mithilfe der Standesbeamtin in Kirchberg zu verdanken, die ihre Archivanfrage bearbeitete und entsprechende Dokumente zur Einsicht bereitstellte. Natürlich kann nicht jeder kommen und Einsicht einfordern. Es muss sich an gesetzliche Regeln gehalten werden, heißt es aus dem Standesamt. In diesem Fall aber galt das gesuchte Dokument – ein Geburtsregistereintrag – bereits als Archivgut, so dass Claudia Stock die Genehmigung hatte.
Der Forscherin ist es unter anderem mit diesem Dokument gelungen das Geheimnis der Familiengeschichte von Svein Olav Larsen zu lüften:
Norwegen 1942. Der deutsche Soldat Herbert Manfred Müller aus Kirchberg, der offenbar bei der Luftwache im Norden des Landes stationiert war, verliebt sich in die Norwegerin Alfhild Larsen. Sieben Monate dauert die Beziehung. Alfhild wird schwanger, doch Herbert wird abberufen und muss nach Cottbus. Die beiden schreiben sich regelmäßig, planen eine Hochzeit, was Schriftstücke belegen. Doch die äußeren Umstände verhindern, dass sie je wieder zusammenkommen werden. Alfhild bringt einen Sohn zur Welt: Svein Olav Larsen. Das Kind ist geistig beeinträchtigt und blind. Die Eltern von Alfhild ertragen nicht, dass ihr Enkel von einem deutschen Soldaten stammt und lehnen Svein ab. Er soll zu seiner deutschen Großmutter kommen, die nach wie vor in der Torstraße in Kirchberg lebt, aber das wiederum verhindern die Behörden. Nach deren Angaben könne sich die Großmutter nicht noch um Svein kümmern. In ihrer Wohnung ist kein Platz. Sie gibt ihrer Tochter und deren Familie bereits Asyl, weil diese ausgebombt wurden. Alfhild ist verzweifelt. Sie ist allein, hat kein Geld und muss Svein schließlich in ein Heim geben. Der Kontakt nach Deutschland bricht ab.
Herbert Manfred Müller kehrt nach dem Krieg nach Kirchberg zurück und startet einen Neuanfang. 1950 heiratet er Edith Rothe. Gemeinsam bekommen sie einen Sohn: Christian. Dann wird es kompliziert!
Noch zu DDR-Zeiten flüchtet die Familie in den Westen. Mehrmals ziehen sie um, was die Suche für Claudia Stock richtig kompliziert macht. Doch sie gibt nicht auf und kann schließlich den Halbbruder von Svein Olav Larsen ausfindig machen. Er lebt heute in der Schweiz. Auch seine Mutter lebt noch, ist hochbetagt. Der Vater Herbert ist bereits 1991 gestorben.
Für die Filmcrew ist damit die Reise in Kirchberg nicht zu Ende. Claudia Stock hat Kontakt zu Christian aufgenommen, der sich bereit erklärt, das Team zu treffen, um mehr über Svein Olav zu erfahren.
Kirchberg wird den TV-Leuten in sehr guter Erinnerung bleiben. „Es ist selten, dass wir so herzlich und unkompliziert empfangen werden“, gibt Claudia Stock im Gespräch mit Bürgermeisterin Dorothee Obst zu. Die Stadtchefin wird dann ebenfalls vor die Kamera gebeten und gibt ein kurzes Interview auf Englisch.
„Verrückter Zufall: Bergen, die Stadt aus der wir kommen, ist als die Stadt der sieben Berge bekannt. Und nun sind wir in der Stadt der sieben Hügel“, sagt Produzent Ole Egil Størkson und lacht.
Zwei Tage verweilen die Norweger und Claudia Stock in Kirchberg, bevor es weiter in die Schweiz geht.
Claudia Stock verrät später, dass Christian überwältigt war, aber auch traurig, weil er seinen Halbbruder nie kennenlernen konnte. Er will nun nach Norwegen reisen und das Grab von Svein besuchen. Eine Frage lässt ihn keine Ruhe “Warum hat mein Vater nie etwas gesagt?”
Nach Angaben des Produzenten Ole Egil Størkson wird die Folge im Herbst in Norwegen auf NRK TV ausgestrahlt werden. In Deutschland ist die Serie leider nicht zu sehen. „Wir werden Ihnen aber einen Link zum Download schicken“, verspricht er am Ende der Dreharbeiten. Wir sind gespannt!
Fotos: Ole Egil Størkson, NRK TV und Katrin Uhlig, Stadtverwaltung Kirchberg
Claudia Stock
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