Marienkirche in Lübeck

Marienkirche
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Unter den zahlreichen Kirchen Lübecks ragt die Marienkirche heraus. Sie wurde von den Bürgern als Stadt- und Hauptpfarrkirche bewusst größer als der Dom um 1200/20 gebaut. Dreimal wurde diese mächtige Basilika in 130 Jahren umgebaut und erweitert. Die Bürger wetteiferten mit dem Bischof. Ursprünglich wurde eine romanische Kirche gebaut. Der heutige Kathedralchor mit Umgang und Kapellenkranz (Höhe 38,5 m!) entstand ca. 1260-1280, ein Meisterwerk der gotischen Backsteinkunst. 1304-1310 wurden zwei Türme angefügt. Um 1315 begann man mit dem Abriss des bisherigen Hallen-Langhauses und schuf ein basilikales Langhaus, das um 1330 vollendet wurde. Der Innenraum beeindruckt nicht allein durch seine Ausmaße (Länge 103 m), sondern auch durch seine hohen Fenster, die sehr viel Licht hereinlassen. Die mittelalterlichen farbigen Fenster hatten jedoch das Licht ein wenig gedämpft.

1444 wurde zuletzt als östlicher Abschluss des Chorumgangs eine Kapelle angebaut, die gesungenen Stundengebeten der Marienverehrung diente und deshalb Marientidenkapelle genannt wird. In ihr ist ein spätmittelalterlicher Marienaltar, der aus Antwerpen stammt, zu bestaunen.

Der beeindruckende Bau der Marienkirche mit der Doppelturmfassade war Ausdruck der Macht und des Wohlstandes der alten Hansestadt. Sie gilt als Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik, denn sie war Vorbild für 70 Kirchen im Ostseeraum, z.B. für das Doberaner Münster.

Die Marienkirche erfuhr im Zweiten Weltkrieg schwerste Zerstörungen, der fast die gesamte Ausstattung zum Opfer fiel. An die Schrecknisse des Krieges erinnern die bei Brand herabgestürzten Glocken im Südturm. Bei dem Wiederaufbau kamen Wandmalereien der Erbauungszeit zum Vorschein, die freigelegt, aber unglücklicherweise zeitweilig durch Fälschungen ergänzt wurden. Von den ehemaligen Kunstwerken blieb das Sakramentshaus aus Erzguß von 1476-79 erhalten. In der Marientidenkapelle ist das Antwerpener Retabel von 1518 sehenswert. Der doppelflügelige Altar zeigt in 26 gemalten und geschnitzten Szenen das Marienleben. Ein modernes Triumphkreuz schuf 1959 der Bildhauer Gerhard Marcks. Eine astronomische Uhr, die ursprünglich im 16. Jahrhundert entstand, wurde nach alten Vorlagen rekonstruiert. Die alten Glasmalereien gingen bei dem Luftangriff 1942 verloren. Einige Fenster wurden kunstvoll neu gestaltet, u.a. das monumentale Westfenster, in dem Hans Gottfried von Stockhausen 1962 den Tag des Gerichtes dargestellt hat.

Bei dem Bombenangriff im März 1942 wurde die berühmte Totentanzorgel, auf der bereits Dietrich Buxtehude und mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Sebastian Bach gespielt haben, ein Opfer der Flammen. 1986 wurde eine neue Totentanzorgel mit 56 Registern und ca. 5000 Pfeifen installiert. Die Tradition der Orgelkonzerte wird fortgeführt.

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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