2011: Öffentliche Ehrung der vier Lübecker Märtyrer
Am 10. November 1943 wurden drei katholische Priester und ein evangelischer Pastor aus Lübeck in der Hamburger Untersuchungshaftanstalt enthauptet. Der Vorwurf: „Wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Rundfunkverbrechen, Zersetzung der Wehrkraft und landesverräterischer Feindbegünstigung.“
Der Grund: Sie hatten gemeinsam von der Kanzel und in Flugschriften gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten protestiert. Seit damals gedenken die Christen in der Hansestadt alljährlich am 10. November dieser „Lübecker Märtyrer“, zu denen die Priester Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sowie der Pastor Karl Friedrich Stellbrink gehören.
Das Andenken an die vier Lübecker Geistlichen, die für ihre Weltanschauung getötet wurden, wird in diesem Jahr besonders herausgestellt. In Anerkennung ihres Martyriums werden am 25. Juni 2011 die drei Kapläne während der öffentlichen Feier vor der Herz-Jesu-Kirche seliggesprochen, wobei zugleich auch das Zeugnis des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink gewürdigt wird.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen, der die Feier in Lübeck im Auftrag des Papstes leiten wird, betonte: Die Seligsprechung „ist ein Ausdruck dafür, dass es auch bei uns im Norden Christen gab, die sich nicht mit den Parolen Hitlers abgefunden haben, sondern ihrem Gewissen gefolgt sind.“
Papst Benedikt XVI. hatte in einer Ansprache 2010 im Vatikan unterstrichen: "Die bezeugte Freundschaft der vier Geistlichen im Gefängnis ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Ökumene des Gebets und des Leidens, wie sie vielerorts in jenen dunklen Tagen nationalsozialistischen Terrors unter Christen verschiedener Konfessionen aufgeblüht ist. Für unser gemeinsames Voranschreiten in der Ökumene dürfen wir diese Zeugen dankbar als leuchtende Wegmarken wahrnehmen.“
Der Lübecker Propst Franz Mecklenfeld wies darauf hin, dass heute noch viele Zeitzeugen leben, die sich sehr persönlich über die Seligsprechung freuen: "Bemerkenswert ist, dass die Verehrung der Lübecker Märtyrer bereits 1945 begonnen und sich in einer ungebrochenen Tradition bis heute fortgesetzt hat."
Bernd Saxe, Bürgermeister von Lübeck, sagte: „Die vier Lübecker Geistlichen haben für ihre Überzeugungen gelebt und sind für sie gestorben. Die Seligsprechung der drei katholischen Geistlichen wird dazu beitragen, dass sie und ihr protestantischer Kollege im kollektiven Gedächtnis der Stadt einen festen Platz behalten.“
In den Jahren 2004 und 2005 war das Seligsprechungsverfahren zunächst auf der Ebene des Erzbistums Hamburg geführt worden. Damals wurden 23 Zeugen befragt, theologische und historische Gutachten erstellt und biographische Dokumente gesammelt. Das zusammengetragene Material umfasste 2.110 Seiten.
(Der alte Begriff „Seligsprechung“ bedeutet: Personen werden in einer regionalen Teilkirche öffentlich geehrt)
Vielen Dank für Deinen sehr informativen und lesenswerten Bericht. Es ist gerade in unserer heutigen Zeit gut und wichtig an diese Menschen zu erinnern, damit wir und auch die heutigen Verantwortlichen in Kirche und Politik sich an deren Handeln orientieren können.