Zug der Erinnerung in Koblenz: Eine Bekannte erzählte mir.....

„Wartende Menschen-Schlangen. Direkt einsteigen ging nicht, es musste gewartet werden, bis die vorangegangenen Besucher sich verteilt hatten. Ich stellte mich zu einer Schulklasse und hörte den Gesprächen, begleitet von lautem Gelächter der jugendlichen Schüler zu.

Ein ausrangierter alter Zug wurde umgebaut, indem die Sitze entfernt wurden. An den Wänden hängen Schautafeln und Fotos, die einzelnen Personen oder Familien gewidmet sind. Wir standen alle wie die Ölsardinen und lasen uns durch. Zwischendurch immer wieder lautes Gelächter und laute Gespräche. Vorbereitend auf diesen Exkurs hätten die Lehrer auf den gegebenen Respekt hinweisen müssen. Es war schon eng und unangenehm, aber so müssen sich auch die damaligen unfreiwilligen Passagiere gefühlt haben, als sie in die Waggons getrieben wurden. In mir machte sich eine Beklommenheit und eine Traurigkeit breit. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und hinter mir Gelächter...... !

Als ich den historische Wagen erreichte, wurde das "Gefühl" fast unerträglich. Alles war wie damals. Ich traf auf eine alte Dame. Sie kam als kleines Kind mit so einem Transport nach Auschwitz. Sie hat ihre gesamte Familie verloren. Man sieht so viele Gesichter, liest so viele Geschichten, erfährt so viele Schicksale. Alle diese Menschen auf den Fotos. Was ist aus ihnen geworden. Sie wurden geopfert einem unmenschlichen, grausamen Regime und einer wahnsinnigen Ideologie. Kinder, wie wir es auch mal waren, wurden in Schluchten getrieben und zusammengeschossen oder lebendig begraben. Im Keller einer Hamburger Schule erhängt. In KZs vergast. Das Grauen greift über die vielen Jahre und Jahrzehnte noch immer nach einem, eiskalt, spürbar. Und von weitem dringt immer wieder Gelächter der Jugendlichen ans Ohr...“

Alle Bilder von Arne List aus Wikipedia: http://commons.wikimedia.org/wiki/Special:Search?s...