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Mit Gisela nach Prag.

Mit Westeuropa ist Prag durch eine gemeinsame tausendjährige Geschichte, durch Philosophie, Kultur, Religion, Kunst und Tradition verbunden. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von Westeuropa getrennt. Das heutige Prag ist allerdings anders, als jenes der vorhergehenden Jahrhunderte.

Die Residenz der böhmischen Könige reckt sich majestätisch über die Stadt empor. Die Flagge trägt heute die Inschrift: „Die Wahrheit siegt“.

Um der Wahrheit Willen weigerte sich Magister Jan Hus zu widerrufen und wurde 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auf dem Altstädter Ring wurde im ein Denkmal gesetzt.

Ein Präsident löste den anderen ab. Das Gesellschaftssystem ist heute ein anderes. Die Flagge weht noch immer, sie schert sich nicht darum was sich die Menschen da unten in der Stadt und in der weiten Ferne des Landes denken. Ist der Präsident zu Hause, so weht die Standarte auf dem Dach. Ist er verreist oder gar gestorben, wird sie von der Burgwache heruntergeholt.

Aus einem Fenster der Burg blickte Hitler 1939 auf Prag, nachdem die deutsche Armee die Stadt besetzt hatte. Die tschechische Widerstandbewegung ist bis heute ein offenes Kapitel der Geschichte, weil sich die Kommunisten nach dem Krieg den gesamten Widerstand angeeignet hatten.

Wie mag es wohl einem alten Prager ergehen, der zu Kaisers Zeiten auf die Welt kam?

In den Kriegjahren von 1914 bis 1918 musste er sich durchhungern. Sein Vater wurde vielleicht an der Piave oder im Balkan in der verhassten österreichisch-ungarischen Uniform erschossen.

Die zwanzig Jahre der ersten Republik waren für ihn bis heute die besten seines Lebens gewesen. Er sehnt sich nach den Kaffeehäusern, wo er die Weltpresse lesen konnte und trauert der Krone nach, die in der ganzen Welt Zahlungsmittel war.

Dann war wieder Krieg in dem er kämpfte, obwohl er nicht kämpfen wollte. Umso finsterer, umso demütigender war dieser Krieg für ihn.

Danach kam das totalitäre stalinistische Regime mit den Schrecken der fünfziger Jahre.

Dann die sechziger Jahre: ein kurzer Versuch das Leben heiter und in bescheidenem Wohlstand zu gestalten. Ein Versuch, der mit der Reformbewegung von 1968 seinen Höhepunkt erreichte.

Und wieder zwei Jahrzehnte Stillstand, der Ende der 1980er Jahre in Bewegung geraten ist.

Eine neue Generation war aufgewachsen, in der die Furcht der fünfziger Jahre nicht mehr steckte. In Prag entstand schon seit den siebziger Jahren der Underground: Musik, Literatur, bildende Kunst und Journalistik, eine selbständige Kultur, unabhängig von den offiziellen Strukturen. Die jungen Menschen hatten schon 1988 – zwanzig Jahre nach der Invasion von Truppen des Warschauer Paktes und anlässlich der siebzigsten Jahrfeier zur Staatsgründung begonnen, ihre Meinung auch auf der Straße zu äußern.

Prag ist ein großes Museum, in den sämtliche Baustile versammelt sind, aber alle tragen sie den speziellen Stempel Prags. Eigenes und Fremdes sind hier eine wunderbare Verbindung eingegangen und haben Neues entstehen lassen. Eine reiche Kultur ist daraus hervorgegangen und nicht zuletzt – viele wundersame Geschichten.

So soll etwa am anderen Flussufer der Moldau, im ehemaligen Ghetto, der von Apollinaire besungene ewige Jude Ahasver noch immer umherirren (Huhu, kann ich mir sogar vorstellen). Es heißt, die Juden hätten den Lehmkörper des Prager Golems auf dem Dachboden der Alt-Neu-Synagoge aufbewahrt. Auf dem Alten Friedhof träumt Rabbi Löw, der Schöpfer des Golem, seinen ewigen Traum. Die Geschichte vom Rabbi Löw könnt Ihr nachlesen unter folgendem Link: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/67019... Die jüdische Geschichte ist mit der tschechischen eng verbunden. Seit dem 10. Jahrhundert besteht in Prag eine jüdische Kultusgemeinde. Die Sammlung jüdische Sakralkunst ist einzigartig in der Welt. Aber auch deutsche Einflüsse auf beide Kulturen sind nachweisbar. Die Sprache der Prager Juden war deutsch; Kafka schrieb seine Werke in deutsch. Die friedliche Koexistenz von Tschechen und Deutschen wurde über Jahrhunderte hinweg durch gegenseitige Streitigkeiten behindert. Doch zusammen mit den Juden formten sich diese beiden Völker zu einer einzigen Nation, der böhmischen Nation mit zwei Sprachen.

Auf den ersten Blick erscheinen die Tschechen als realistische und praktische Menschen. Ihr Materialismus ist um so stärker, je weniger er im Laufe der Geschichte befriedigt werden konnte. Sie haben jedoch auch eine großartige lyrische Poesie und eine großartige Musik. Die Musikalität war einst der Schatz der Nation. Jeder Dorfbewohner lehrte die Kinder singen und spielen. Doch leider, befindet sich dieser Bereich auch im Verfall.

Die Tschechen haben Sinn für Humor. Gegen das totalitäre Regime hatten sie einen Wall errichtet. Einen Wall aus Zynismus und einer gewissen Anmut, und diese Kombination kommt in Witzen zum Ausdruck. Kaum passiert etwas, und sei es noch so traurig, sofort sind Witze da.

In den Straßen gibt es zahlreiche Wirtsstuben und Kneipen. Es gibt immer mehr, und nie gibt es genug davon. Nicht nur für Ausländer sind sie bestimmt, sondern für die Prager. Jeder kommt gerne auf ein Bier dorthin, weil es gut und preiswert ist und man beim Biertrinken so schön plaudern kann.

Viertausend Bauwerke sind im Verzeichnis der historischen Sehenswürdigkeiten eingetragen, 1400 wurden bis zur Wende schon renoviert. Anfang der sechziger Jahre begann der damalige Präsident Antonin Navotny mit der Restaurierung seiner Residenz, der Prager Burg. Er fasste dies als seine persönliche Aufgabe auf und beaufsichtigte die Bauarbeiten. In den achtziger Jahren wurde der erste Abschnitt des Königsweges restauriert, der vom Altstädter Pulverturm zur Burg führt.

Der Stolz des heutigen Prag ist auch das „Goldene Kreuz“, das Zentrum der Stadt mit seiner Fußgängerzone und den vielen Fressgeschäften.

1890 betrug der Anteil der Deutschen und deutschsprechenden Juden in Prag 12,6%. Durch den Zustrom von Tschechen in die Stadt hatte sich der Anteil 1910 auf 7,6% verringert und sank in der Zwischenzeit auf knapp 6%.

Oben von der Burg, sieht alles übersichtlich und klar aus. Doch in den Straßen und engen Gassen der Innenstadt kann sich ein Fremder leicht verlaufen. Viele der älteren Prager sprechen deutsch, die jüngeren eher englisch. Jedenfalls gibt es in Prag eine Menge freundlicher Menschen die gerne bereit sind zu helfen, sei es durch Gestik oder Mimik. Es gibt nicht viele Orte auf Erden, wo auf so kleiner Fläche über tausend Jahre zusammengedrängt sind.

Am lebhaftesten geht es in Prag am sogenannten „Goldenen Kreuz“ zu. Das sind die Hauptstraßen zwischen Nationaltheater und Pulverturm und dem Nationalmuseum am Wenzelsplatz. Direkt nach der Wende wurde die Fußgängerzone angelegt, die sich dort befindet, wo der Wenzelsplatz ins „Goldene Kreuz“ mündet. Hier sind die Banken, Hotels, Restaurants, Imbissstuben Warenhäuser, Läden, Kinos und Nachtlokale.

Auf der Karlsbrücke werden Souveniers angeboten, junge Leute singen und spielen. Im Sommer ist noch bis in den tiefen Abend hinein viel los.

In Prag liegen die Sehenswürdigkeiten zunächst einmal auf der Straße. Die Stadt mit ihren Häusern und Palästen, den Straßen, Gassen, Parks und Gärten ist ein riesiges Freilichtmuseum. Da gibt es unzählige Häuser mit prächtigen Fassaden, zuletzt hat der Jugendstil in der Pariser Straße seine schnörkeligen Spuren hinterlassen.

Bevor man die denkwürdigen Plätze aufsucht, sollte man durch die Stadt schlendern, die Augen aufsperren und den Kopf hoch tragen. Die Geschäfte sind natürlich auch sehenswert, aber die wunderschönen Fassaden beginnen erst über den Schaufenstern. So viele Häuser, in deren Mauern eine lange Geschichte steckt, die zahlreichen kleinen, oft von Gärten umgebenen Paläste der Adligen, die Brunnen und Statuen, die den Plätzen in der Altstadt einen graziösen Charakter verleihen; und schließlich die Moldau, die Smetana uns musikalisch nachempfinden lässt von ihrem Ursprung bis zur Mündung in die Elbe. Unser Stadtführer Georg hat immer dafür Sorge getragen, das wir diese Melodie bei unserer Schifffahrt auf der Moldau genießen konnten.

Wenn man durch die Straßen bummelt sollte man sich die Fassaden genauer betrachten. Wer dann aus den engen Gassen der Altstadt hinaustritt und die Karlsbrücke erreicht, der wird überwältigt sein. Und wenn dann auch noch die Sonne scheint, ist es wie im Märchen. Die Fassaden schimmern goldgelb.

Seitdem die Karlsbrücke für den Verkehr gesperrt wurde, kann man hier beinahe die Zeit vergessen.

Einfach stehen bleiben, wenn ein schönes Eckchen entdeckt wird und viel zu Fuß gehen, damit Ihr einen Gesamteindruck gewinnt. Denn darin liegt der Charme Prags: das die ganze Stadt eine faszinierende und geheimnisvolle Ausstrahlung hat. Prag lebt von seiner versponnenen Atmosphäre, die sich auf eigentümliche Weise mit der herzlichen Art seiner Bewohner verbindet.

  • Prag ist ein großes Museum, in den sämtliche Baustile versammelt sind, aber alle tragen sie den speziellen Stempel Prags.
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  • Die Residenz der böhmischen Könige und römischen Kaiser reckt sich majestätisch über die Stadt empor. Über der Burg weht heute die Flagge der Präsidenten mit der Inschrift: „Die Wahrheit siegt“.
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  • früher war es eine Kaserne, ob es immer noch eine ist, weiß ich nicht.
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  • das Gemeindehaus mit dem Smetanasaal
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  • Er sehnt sich nach den Kaffeehäusern, wo er die Weltpresse lesen konnte. Das Kaffehaus im Gemeindehaus. Direkt neben dem Pulverturm auf dem Namesti Republiki
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  • Doch in den Straßen und engen Gassen der Innenstadt kann sich ein Fremder leicht verlaufen.
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  • Ein Gässchen zu der Zeit des alten Pragers
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  • nochmals so ein Gässchen zur Zeit des alten Pragers
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  • Auf dem Alten Friedhof träumt Rabbi Löw, der Schöpfer des Golem, seinen ewigen Traum.
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  • Auf der Karlsbrücke werden Souveniers angeboten, junge Leute singen und spielen. Im Sommer ist noch bis in den tiefen Abend hinein viel los.
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  • Seitdem die Karlsbrücke für den Verkehr gesperrt worden ist, kann man hier beinahe die Zeit vergessen.
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22 Kommentare

:-)))

Danke für diesen wunderbaren Spaziergang, ich bin gerne mitgekommen!
Für Liebhaber des Jugendstils und zukünftige Prag-Besucher sei noch dieses empfohlen: Unbedingt das Mucha-Museum im Kaunitz-Palais (Panska 7) besuchen. Alle Sinne sind nach einem Besuch so gereizt, dass man fast taumelnd den "Ort des Geschehens" verlässt.

Danke für den guten Tipp Bernd.

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