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Auf den Spuren Turgenjews durch Linz am Rhein. Teil 1

Am Rhein:

(In Höhe der Fähre): Auf der gegenüberliegenden Seite Zitat: - "zwei Werst (1 Werst = 1066,78 m) vom Rhein ab" - liegt verborgen hinter Bäumen Sinzig. Das S aus Turgenjews Novelle Asja.

1857 im Juni kurte der große russische Schriftsteller Iwan Turgenjew drei oder vier Wochen in dem kleinen Kurbad, das damals noch den Namen Bad Sinzig trug. Er litt an einem schmerzhaften Rückenleiden und ein Arzt hatte ihm zu einer Kur in Bad Ems oder Bad Sinzig geraten. Da er eine enttäuschte Liebe zu einer jungen Witwe vergessen wollte, entschied er sich für Sinzig.

Turgenjew spazierte oft zum Ufer des Rheins. Ich zitiere aus Asja: - "Ich ging oft, mir den majestätischen Strom zu betrachten, und blieb stundenlang, nicht ohne gewisse Anstrengung von der treulosen Witwe träumend, auf der Steinbank unter der einzeln stehenden, mächtigen Esche sitzen." -

Wir drehen uns um und schauen zur Stadt:
Den Blick, den wir jetzt haben, hatte auch Turgenjew von der anderen Rheinseite.

Allerdings gab es 1857 noch nicht das Viadukt von der Bahn. Die gesamte Bahnstrecke gab es noch nicht. Erst 1870 wurde der Bahnhof gebaut und in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie hochwassersicher gemacht und das Viadukt erbaut.

Auch die Straße, wie wir sie jetzt hier sehen gab es noch nicht. Von einer Straße konnte man bei dem unbefestigten Weg nicht sprechen. Je nach Jahreszeit und durch Hochwasser war sie nicht zu benutzen und man kam nur über die Höhen des Westerwaldes auf dem Landweg nach Linz.

Hauptverkehrsader für Linz war der Rhein. 1320 wurde Linz Stadt und gehörte zu Kurkölln. Seit dieser Zeit gibt es einen Linienverkehr auf dem Fluss zwischen Linz und Köln. Auch gibt es seit undenklichen Zeiten einen Fährbetrieb zwischen beiden Ufern. Zur Zeit Turgenjews musste man allerdings den Fährmann noch rufen mit „Hol über“. Daraufhin wurde man in einem Segel-Nachen (siehe Kupferstich) übergesetzt.

Schauen wir jetzt wieder zur Stadt hin und denken uns das Bahnviadukt weg. Wir schauen auf eine Reihe wunderschöner hochherrschaftlicher Häuser, die sich die Honoratioren der Stadt und die Zollbeamte dorthin bauen ließen, überragt von dem Kaiserberg, der damals noch mit Weinbergen bedeckt war (die Reblaus kam ja erst 1880). Die alte St. Martinskirche (erbaut 1206) mit ihrem schlanken Kirchturm lugt neugierig über die Dächer der Stadt. Und genau diesen wunderschönen Blick genoss Turgenjew von der anderen Rheinseite auf Linz. Begrenzt wurde das ganze Ensemble rechts (verdeckt hinter dem Viadukt) von dem Pulverturm (ein Eckturm der Stadtbefestigung aus den zwanziger Jahren des vierzehnten Jahrhunderts), und links von dem runden Turm der Burg Linz, der ebenfalls ein Eckturm der Stadtmauer war, und schon vor dem Bau der Burg dort stand. Die Stadtmauer hatte eine Höhe von 6 m, wurde aber zu Zeiten von Turgenjew schon langsam von oben nach unten abgetragen, ebenso das südliche Stadttor, das Turgenjew noch gesehen hat.

Turgenjew saß also auf seiner Bank und schaute mit wehem Herzen in den Strom, auf dem die untergehende Sonne kleine Sterne funkeln ließ und zu der kleinen Stadt Linz hin.

Ich zitiere wieder: - "Eines Abends saß ich auf meiner Lieblingsbank und schaute bald auf den Fluss, bald zum Himmel, bald auf die Weinberge. Vor mir kletterten blondköpfige Knaben an den Seiten eines auf das Ufer gezogenen Bootes herum, das umgestürzt, mit dem geteerten Kiel nach oben dalag. Kleine Schiffchen mit leicht geblähten Segeln zogen langsam vorüber; grünliche Wogen glitten kaum gekräuselt mit leisem Rauschen vorbei. Plötzlich ertönten die Klänge einer Musik; ich horchte auf. In der Stadt L. (Linz) wurde ein Walzer gespielt." –

Turgenjew fragte einen alten Mann, der zufällig vorbeikam was das ist. Dieser erklärte ihm, dass auf der anderen Flussseite Bonner Studenten einen Kommers feiern. Turgenjew dachte sich: das will ich mir auch mal ansehen, zudem er noch nie in Linz gewesen war. Er suchte einen Fährmann und setzte über.
Fortsetzung folgt.....

Teil 2: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/73424...

  • Linz um 1840 ----- Kupferstich von Tombleson. rechts auf dem Bild ist noch das Leetor (südliche Stadttor) zu sehen.
  • Foto: Wikimedia
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  • Iwan Turgenjew, Aquarell von A.P.Nikitina (Original Staatl. Literaturmuseum, Moskau)
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  • Allerdings gab es 1857 noch nicht das Viadukt von der Bahn. Die gesamte Bahnstrecke gab es noch nicht. Erst 1870 wurde der Bahnhof gebaut und in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie hochwassersicher gemacht und das Viadukt erbaut.
  • Foto: mforjan
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1 Kommentar

Tolle Geschichte vor dem Schlafen gehen.

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