Mit Gisela in den Ardennen - Von Namur an der Maas entlang bis Dinant

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Im Norden werden die Ardennen vom Maas-Sambre-Raum begrenzt, im Westen reichen sie etwas über die deutsch-belgische Grenze hinweg, im Süden schließen die Ardennen nur einen kleinen Teil der französischen Provinz Ardenne bis ungefähr Charlesville mit ein, die Ostgrenze fällt mit dem luxemburgischen Ösling zusammen und weiter etwas nördlich verbindet das Hohe Venn sie mit der Eifel. Die Eifel gegen die Ardennen abzusetzen ist geologisch unmöglich. Nur mit Hilfe der Grenze Belgien-Deutschland kann man eine Trennlinie ziehen.

Wir beginnen unsere Fahrt in Namur. Hier mündet die Sambre in die Maas. Am Rand des Höhenzuges, der in dieses Mündungsdreieck hineinragt, war die erste nachweisbare jungsteinzeitliche Siedlung. Der Höhenzug ist der Champeau. Auf dem selben Platz bauten auch die Römer eine befestigte Niederlassung. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts wurde Namur Residenz. Damit hat sich die Bevölkerungszahl eindeutig erhöht. Erst im 18. Jahrhundert wurde markante städtebauliche Akzente gesetzt, die das Stadtbild bis heute prägen. Die Kathedrale wurde von 1751 – 1767 erbaut. Der Eindruck des Großartigen rührt von ihrer Kuppel und der Westfassade her. Der Klassizismus prägt auch das Innere der Kathedrale. Seit einigen Jahren führt auch eine Seilbahn hinauf zur Zitadelle. Bis 1940 hat diese Befestigung den jeweils wechselnden Feinden mit Erfolg getrotzt. Sie hat für die Stadt öfter Fluch als Segen bedeutet. Das jetzige Aussehen geht auf die Niederländer zurück. Sie passten die Festung während ihrer kurzen Herrschaft über das spätere Belgien dem aktuellen wehrtechnischen Standart an.

Wir kommen nach Annevoie-Rouillon. Das Schloss zählt zu den bekanntesten Touristenattraktionen der Wallonie. Die einmaligen Gärten der Anlage haben ihren besonderen Reiz in der Verbindung von französischer und englischer Gartenbaukunst. Beide Garten-Typen wurden zur gleichen Zeit angelegt. Vier Quellen des kleinen Tales liefern das kostbare und saubere Wasser. Als großes Reservoir dient der einen Kilometer lange Kanal oberhalb des Gartens. Das ausgeklügelte Leitungssystem ist immer noch das selbe wie vor über 200 Jahren. Da die Röhren unterhalb des Frostniveaus verlegt sind, und das Wasser auch im Winter noch eine Temperatur von 10° C hat, frieren die Becken niemals zu, und die Wasserspiele bleiben stets intakt. Doch nun zu den Gärten selbst: während der französische Barockgarten italienische Vorbilder hatte, lässt der englische Landschaftsgarten freieren Raum, wobei die Architekten dennoch romantische Akzente, wie künstliche Ruinen, Grotten usw. setzten. Die barocke Anlage besitzt eine strenge Symmetrie, ornamental gestaltete Beete, ein Zentrum, welches das Schloss ist und streng geometrisch beschnittenen Hecken. Die englischen Gartenbaumeister bezogen die Gegebenheiten des Geländes mit ein und lassen waldartige Partien zu. Den Gegensatz bilden die beiden Wasserfälle unterhalb des Schlosses: während beim französischen das Wasser über Stufen nach unten geleitet wird, darf der englische frei über die Steine plätschern.

Wieder an der Maas, sehen wir auf dem gegenüberliegenden Ufer Godinne. Bis an den Fluss heran reicht hier ein ehemaliger Herrensitz mit seinen Mauern. Natürlich blieben die Bauherren auch hier auf wehrhaftes Aussehen bedacht, und so umgibt das Anwesen eine Mauer, die mit einigen Wehrtürmen versehen ist.

Wir überqueren den Fluss.

Ein paar Kilometer weiter sehen wir Yvoir. Der Ort kann ein interessantes Naturschutzprojekt vorweisen. Die Kalkfelsen am Ufer der Maas tragen jene typischen wärmeliebenden Pflanzengesellschaften, die auf diesem Gestein ideale Wuchsbedingungen vorfinden.

In Yvoir machen wir einen kleinen Abstecher und biegen nach rechts ab zum heutigen Märchenschloss Spontin. Das früheste Mauerwerk dieser Burg stammt vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. Eine gefürchtete Festung an dieser Stelle wird schon 1005 erwähnt. In ihren Grundzügen entstand die heutige Burg Ende des 14. Jahrhunderts. Ihr wurde aber während verschiedener Belagerungen übel mitgespielt und erlitt 1554 das gleiche Schicksal wie alle anderen Burgen der Grafschaft Namur. Der Herzog von Nevers ließ sie als Heerführer des französischen Königs Heinrich II. schleifen, doch ersteht Spontin gegen Ende des 16. Jahrhunderts wieder neu. Das Wasserschloss liegt auf einer quadratischen Insel.

Nach einer kurzen Besichtigung fahren wir wieder zurück an die Maas. Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir Bouvignes. Der Ort ist heute bei Dinant eingemeindet. So werden historische Rivalitäten heute erledigt. Bouvignes verdankt seine erste urkundliche Erwähnung 882 dem Normanneneinfall. Mauern erhielt der Ort 1176. Er bekam das Stadtrecht 1213 von Namur, dessen Graf allen Grund hatte, dieses Gemeinwesen zu hätscheln. Denn es sollte ja den Mittellauf der Maas gegen das übermächtige Dinant sichern. Um 1450 hatte Bouvignes etwa sechstausend Einwohner, davon standen fünfzehnhundert unter Waffen. Ein damals außerordentlich hoher Anteil. Mit Dinat teilt es aber die furchtbare Verwüstung durch die Truppen Heinrichs II. von Frankreich 1554. Für die Stadt am linken Maasufer ging damit eine Zeit blühender Geschäfte zu Ende. Damals wurde auch die Festung oberhalb des Ortes zerstört. Doch die Ruinen sind immer noch eindrucksvoll. Bouvignes zieht sich einen relativ steilen Hang hinauf. Bis an den äußersten Rand einer Kalkklippe schiebt sich die Pfarrkirche St. Lambert. Sie erwirkt den Eindruck einer Kirchenburg.

Wir sind in Dinant angekommen. Hier haben wir einen längeren Aufenthalt. Heiliges Tal oder heiliger Fluss, so leiten die Sprachforscher den Namen von dem keltischen „Divo-Nantos“ ab. Schon in vorgeschichtlicher Zeit siedelten hier Menschen. Die Römer bauten ein Kastell an diesem wichtigen Maasübergang. Auch während des frühen Mittelalters behielt der Ort seine Bedeutung. Seit 1255 hat Dinant einen europäischen Ruf wegen seiner Messingwaren, die noch heute in einigen Sprachen „Dinanderien“ heißen. Voraussetzung für die Messingproduktion waren die reichen Galmeivorkommen des Maastals, das zugehörige Kupfer musste allerdings aus dem Harz herbeigeschafft werden. Schon am Ende des Mittelalters begann für Dinant der wirtschaftliche Abstieg. 1466 kamen die Truppen von Phillip dem Guten und äscherten die Stadt ein. Sie ertränkten angeblich achthundert Einwohner im Fluss. 1554 kamen dann die Franzosen und brandschatzten Dinant. Die Stadt kam zu dem traurigen Ruhm, die meistverwüstete Stadt Europas zu sein. Die Deutschen fehlten natürlich auch nicht bei den Verwüstern. Am 15. August 1914 kamen dann sie und vernichteten mit ihren Geschützen 80 % der Häuser. Man ließ 674 Einwohner standrechtlich erschießen. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt wiederum fürchterlich von den Deutschen heimgesucht. Die ehemalige Stiftskirche Note-Dame bildet den Mittelpunkt des Stadtbildes. Die ältesten Teile stammen aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Die Stadt ist vier Kilometer lang. Die Geschäfte und Lokale sind hier ganz auf die Bedürfnisse der Touristen eingestellt. Zu der Zitadelle führen nicht nur zwei Seilbahnen, sondern auch 408 Treppenstufen hinauf.

Nach einem ausgiebigen Bummel und unserer Mittagspause fahren wir weiter über Anseremme.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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