Kleines Klassentreffen des Jahrgangs 1946/47 in Alzey begann mit einer Stadtführung.
Am 04.11.2009 trafen sich kurzfristig zehn „Mädchen“ der Klasse von Fräulein Voelckel (damals gab es noch Fräuleins) der Nibelungenschule.
Das Treffen begann mit einem Stadtrundgang, geführt von dem beliebten Alzeyer Gästeführer Hans Günter Hoffmann.
Ausgangspunkt war der Parkplatz an der Ostdeutschen Straße. Unser Spaziergang führte uns durch die Zehnbrückerstraße zur Schanzenstraße und weiter durch den Blauen Hut zum Kronenplatz. Der Stadtführer erzählte uns sehr viele Geschichten und Geschichte von unserer Heimatstadt. Sehr erstaunt waren wir über die Neuigkeit, dass vor zehn Millionen Jahren der Rhein durch Alzey floss.
Wir erfuhren, dass in der Zehnbrückerstraße niemals zehn Brücken waren, sondern dass bis in diese Straße die Zehntscheunen reichten. Am Ende der Schanzenstraße stand, wie schon der Name sagt eine Schanze, also eine Verteidigungsanlage der Stadt.
Unser Weg führte weiter durch den Blauen Hut zum Kronenplatz. Dort steht lässig, an einen Laternenpfahl gelehnt, der „Schnatz“. Dieser Platz vermittelt immer noch Heimatgefühl bei Gisela Görgens, der Verfasserin dieses Artikels. „So hatte mich auch immer meine Mutter genannt, weil ich am Kronenplatz geboren bin und gewohnt hatte. Das Haus links im Hintergrund gehörte damals einem Winzer und ich habe dort immer für meinen Opa Wein geholt. Zwei Linden standen auch zu meiner Kindheit auf dem Platz und dazwischen ein Geschnukels-Büdchen, wo ich immer mein Taschengeld getauscht habe gegen Süßigkeiten“, waren ihre Worte.
Auf der anderen Straßenseite sehen wir das Museum, welches im Gebäude des im 16. Jahrhundert errichteten alten städtischen Hospitals untergebracht ist. Aus der Bauzeit stammt noch der seitlich vorgelagerte Treppenturm. Nach Zerstörung im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 wurde das Hospital 1747/48 in barock und mit einem Mansardendach wieder aufgebaut, erzählte uns unser Stadtführer. In und um Alzey existierten bis zur Reformation sieben Klöster. Das wussten wir auch nicht. Den einzigen Überrest dieser mittelalterlicher Klöster ist ein gotischer Torbogen, der zu dem Antoniterkloster (Mitte 13. Jh. – Mitte 16. Jh.) gehörte.
Weiter kommen wir zum Denkmal für den Denkmalschutz, der Bronze-Skulptur „Der Denkmalschützer“. Gestiftet wurde die Figur 2002 vom Altstadtverein.
Jetzt schauen wir uns die rekonstruierte Stadtmauer an, vor der das Denkmal von dem bedeutenden Alzeyer Rebenzüchter Georg Scheu steht. Aus seinen Kreuzungszüchtungen gingen die Rebsorten Scheurebe (welche nach ihm benannt ist), Huxel-, Faber- und Siegerrebe hervor. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite sehen wir ein repräsentatives Fachwerkhaus - das heutige Weinlokal "Weinzinken". Es stammt aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts und hat eine barocke Madonna in der Ecknische des ersten Obergeschosses.
Nun besuchen wir die kleine Kirche, wo wir erfahren, dass tatsächlich mal eine Mauer im Innern die rechte von der linken Hälfte trennte. Erstaunt hörten wir von der Nutzung durch Katholiken und Protestanten. Zu den besonderen Ausstattungsstücken der „kleinen Kirche“ gehört eine Orgel der bekannten Orgelbauerfamilie Stumm von 1737. Der „Förderverein Kulturdenkmal Kleine Kirche Alzey“ sichert die Renovierung und die Erhaltung.
Auf unserem weiteren Weg bleiben wir kurz stehen um das älteste Fachwerkhaus Alzeys von 1579 und das Hotel am Schloss anzusehen, bevor wir durch den Torbogen den Schlossbezirk betreten.
Das Schloss wurde im 13. Jh. errichtet und war Aufenthaltsort der Pfalzgrafen. Im 15. und 16. Jahrhundert baute man die Burg zu einer repräsentativen Schlossanlage aus und im Pfälzer Erbfolgekrieg wurde sie stark zerstört. Seit dem Wiederaufbau am Anfang des 20. Jahrhunderts erstrahlt das Schloss wieder in neuem Glanz. Seitdem wird es als Amtsgericht genutzt. Wir durften uns den großen Sitzungssaal ansehen, den wir während der Schulzeit auch einmal mit unserer Lehrerin besucht hatten. Er ist der ehemalige Rittersaal. Auf dem Weg dorthin schauten wir noch kurz in die Schlosskapelle.
Auf dem Rossmarkt trafen wir noch zwei weitere ehemalige Klassenkameradinnen, die ebenfalls den Schluss der Führung noch mitmachten. Der Rossmarkt ist das pulsierende Herz von Alzey. Sein Name verrät uns, dass hier in früheren Zeiten der Pferdemarkt abgehaltenen wurde. Geprägt wird der Platz von dem "Rossmarktbrunnen", an dem das Ross des Spielmanns Volker von Alzey aus der Nibelungensage steht und die beiden Schmuckfachwerkhäuser aus dem 17. und frühen 18. Jh.
Wir schauen uns noch kurz auf dem angrenzenden Fischmarkt (bis Ende des 18. Jahrhunderts wurden hier vor allem Fische aus dem Altrhein verkauft) das Rathaus an. Der Platz wird dominiert von dem Gebäude mit seinem markanten Treppenturm. In diesem befindet sich ein Glockenspiel mit einer Figur des "Volkers von Alzey". Das Rathaus wurde 1586 unter Verwendung von Steinen des ehemaligen Klosters Weidas errichtet. In Rheinhessen findet man kein zweites so beeindruckendes Rathaus mehr.
Zum Abschluss der Stadtführung besuchen wir noch das Gemälde beim Textilhaus Sauer. Seit 1999 befindet sich dort ein 14 x 13 Meter großes Wandbild. Tief beeindruckt von dem fundierten Wissen unserers Stadtführers verabschieden wir uns von ihm.
Nach einem ausgedehnten Mittagessen in einem chinesischen Restaurant wo eine weitere ehemalige Mitschülerin auf uns wartete ging es zur Gemälde- und Fotoausstellung ins Burggrafiat die dort vom 23.10. – 05.11.09 zu sehen war. Rheinhessische Künstlerinnen und Künstler spenden ihre Werke zugunsten des Alphabetisierungsprogramms für Mädchen und Frauen im hohen Norden von Kamerun ( AFEMDI= Association des Filles et Femmes Musulmanes du Diamare`) und der Selbsthilfegruppe Aktives Leben Senioren Alzey. Verantwortlich für die Ausstellung zeichnen Elke Scheiner für AFEMDI und Hannelore Hering für Aktives Leben Senioren.
Es war ein wunderschöner Tag für alle Beteiligten. Manche der „Mädchen“ hatten sich seit der Schulentlassung 1961 nicht mehr gesehen. Es wurde vereinbart, dass wir dieses Treffen am 01. Mai 2010 wiederholen werden und hoffen noch mehr ehemaligen Mitschülerinnen dabei zu sehen.
Hallo Gisela, ja das hat richtig Spass gemacht und Hans Günter weiß ja unglaublich viel und man merkt, dass er es von Herzen gern macht.
die ev. Kirche mit Dir habe ich nicht vergessen. Ich melde mich, sobald ich wieder kommen kann.
Gruß Gisela