Das Meer ist ein Freund Margates, jedoch ein sehr wankelmütiger. Der große Sturm.....
.....kam im Dezember 1897 und wurde zu einem Zyklon. Er zerstörte die Stadt, den Hafen und die wichtigsten Straßen. Der Sturm wütete in der Nacht und erlaubte nicht der Flut wieder abzulaufen. Bedingt durch die schwere See, stieg das Wasser acht Meter über den normalen Meeresspiegel und die Wellen donnerten gegen Geschäfte, Gasthäuser und Wohnhäuser und zerstörten sie, so dass nur noch eine Masse von Trümmern und Haufen von Holz und Steinen davon übrig blieb. Es wurden große Platten aus dem Mauerwerk gerissen, welche die Oberfläche der Promenade in einer Länge von sechs Metern aufriss. Es herrschte Chaos und Verderben. Gebäude und Straßen wurden weggespült. Die Wellen waren so hoch wie der Leuchtturm. Der Hafensteg wurde weggerissen und mit voller Wucht ans Ufer geworfen. Die Straßen waren überflutet. Die Einwohner ruderten mit Booten hindurch.
Der Strand selbst, berühmt für seinen goldenen Sand, flog wie ein Teppich ans Ufer mit hunderten Tonnen von Sand.
Dann kam der schicksalhafte Morgen des 2. Dezember 1897. Signalraketen und Raketen "Der Persische Reich" wurden in Margate gesehen und dreizehn Binnenschiffer brachen bei einer sehr hohen Brandung um 5:20 Uhr auf, um die Besatzung aus Seenot zu retten. Für diese Männer war das Wetter mit plötzlichem starken Regen und Hagel nichts Außergewöhnliches. Sie hatten schon hunderte von gefährlichen Fahrten gegen die aufgebrachte See bestanden.
Jedoch das Surfboat “Freund für alle Nationen“ kenterte. Das gekenterte Boot wurde später an den Strand von Nayland Rock angetrieben.
Lampenanzünder, welche die Lampen entlang der Promenade im Morgengrauen löschten, hörten Stimmen aus der Richtung von Nayland Rock und sahen im Morgenlicht vier Männer, die sich an einem umgedrehten Boot festhielten. Mit Hilfe von anderen Menschen, die sich in der Nähe befanden, wurden die Schiffbrüchigen an Land gebracht. Charles Troughton versuchte an Land zu schwimmen, starb aber als er es erreicht hatte an Schock und Erschöpfung. Die übrigen neun Männer der Besatzung blieben verschwunden. Aber Joseph Epps aus der Paradiesstraße war auch ein Überlebender. Man dachte schon, er sei tot, er war nur knapp mit dem Leben davongekommen.
Das Meer hat im Laufe der nächsten Tage nach und nach die fehlenden Schiffer freigegeben. Viele von ihnen waren nicht mehr zu erkennen.
Auf diese Weise sind umgekommen:
William Cook (Steuermann), William Cook junior, Robert Koch, Edward Crunden, William Gill, John Dyke, George Ladd, Henry Richard Brockman, der Bootsmann und Leiter der "Margate Ambulance Corps" Charles Troughton.
Die vier Männer, welche die Katastrophe überlebten waren: John Gilbert, Robert Ladd, Henry John Brockman und Joe Epps, der Veteran, der schon das Kentern von 1866 überlebte und 93 Jahre alt wurde.
Am Tag der Beerdigung waren alle Geschäfte geschlossen und schwarze Vorhänge hingen in den Fenstern. Niemand ging zur Arbeit. Für die ganze Stadt und Ost-Kent wurde Trauer ausgerufen. Der Trauerzug war von mehr als 33 Musikgruppen aufgebaut, darunter Polizei- und andere Bands. Von dumpfem Trommelwirbel wurde der Zug begleitet. Ebenso von den vier Überlebenden, von der Besatzung der "Quiver" und Schiffer von Margate, Broadstairs und Ramsgate. Weiter waren die Feuerwehr, das Militär, die Postboten, Ärzte und Mitglieder des Klerus, sowie eine ganze Reihe von lokalen Würdenträgern anwesend. Die gesamte Strecke wurde mit Massen von trauernden Menschen gesäumt.
Die Mittel, die gesammelt wurden, sollten die hinterbliebenen Familien versorgen für den Rest ihres Lebens. Aber das Geld wurde sich von der Verwaltung eines „Executive Commitee“ unter den Nagel gerissen, und somit die Frauen und Kinder in ihrem Leid ein zweites Mal beraubt.
Die Stadt wollte ein sehr großes Denkmal auf dem Friedhof errichten lassen, welches aus italienischem Marmor gearbeitet werden sollte. Dieses Unterfangen hatte aber wenig Nutzen für die hinterbliebenen sechs Witwen und vierzehn Kinder. Sie wünschten sich ein weniger mächtiges und verziertes Denkmal.
Und dieses Denkmal habe ich für Euch fotografiert auf dem Friedhof in Margate / Kent.
Zum hundertjährigen Gedenken an die Katastrophe des Surfboats "Freund für alle Nationen" wurde ein Denkmal 1997 an Nayland Rock errichtet.
Eine Geschichte, die ergreifend und aufschreiend zugleich ist
Gruß Fred